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oder die Hauptschwierigkeiten der unga»
rischen Sprachlehre in Regeln, Dialogen
und Musteraufsätzen (Kafchau 1837).
Nachdem er die Advocatenprüfung abge«
legt, wurde er Subnotar des Saroser
Comitates. im Jahre 1840 Notar deS
Wechselgerichtes an dem.Arader Stuhl«
gerichte. Die Revolution fand an dem
Poeten einen begeisterten Partisan, aber
auch sie ließ ihn nicht unbeachtet und
Sarosy wurde im Jahre 1848 Präsi-
dent des Ober-WechselgerichteS zu Pesth.
später Kriegscommiffär und zuletzt Depu»
tirter in Debreczin. Sein poetischer Ruhm
datirt aus diesen Tagen, indem sein
damals veröffentlichtes Gedicht: „^l«
aT-anl/ i?«o??!öl'l!a" ^ d. i. Die goldene
Trompete, von jedem Huszaren und Hon«
väd gesungen wurde. Noch heute ist es
nicht verschollen und im Volksmunde
lebend, dürfte ein gedrucktes Exemplar
kaum aufzutreiben sein, denn, obwohl zu
feiner Zeit in Tausenden vorbreitet, wurde
es von den Behörden spater sorgfältig
gesucht und vernichtet. Nach der Waffen«
sireckung von Villagos entzog sich S.
den Gerichten, die nach ihm fahndeten,
durch die Flucht, ohne jedoch daS 2and
zu verlassen. Gr hielt sich auf dem Lande
unter fremden Namen verborgen, bis er
zu Gyöngyös, wo er als Lehrer unter
dem Namen Albert Sorsich weilte, von
Haschern entdeckt, verhaftet und in Unter-
suchung gezogen wurde. Glücklicher Weise
waren die Tage der ersten Blutgerichte
längst vorüber und der drakonischen
Strenge jener Richter, welche Alles todes-
würdig fanden, war eine noch immer
strenge, aber bereits viel gemäßigtere
Anschauung gefolgt. Sä.rofy, der. so
lange man seiner nicht habhaft geworden,
in o<mwmg.ei2in zum Tode und zur
Güterconfiscation verurtheilt gewesen,
wurde, da man von dem ersten Urtheile Umgang nalnn und ein neueS Verfahren
einleitete, nun nach regelmäßig abgeführter
Untersuchung zu mehrjähriger Festungs«
strafe verurtheilt, aber schon nach zwei
Jahren begnadigt, worauf er sich in
Pesth niederließ und ausschließlich mit
literarischen Arbeiten beschäftigte. I n
neue Verlegenheiten gerieth er zur Zeit
des italienischen Krieges 1839. Im,ge«
nannten Jahre unternahm S. eine Reise
durch Ungarn, um seine neuesten, noch
ungcdruckten poetischen Arbeiten öffent«
lich vorzulesen. Sowohl als Dichter
beliebt, wie durch seine persönlichen
Schicksale interessant, fehlte es ihm nir»
gends an zahlreichen Zuhörern. Ueber
eineS seiner Gedichte, daS er in Arad
oder in einer bei Arad gelegenen Ort»
schaft vorgetragen, wurde er denuncirt
und in Folge dessen zur Verantwor«
tung gezogen. Während die Staats»
anwaltschaft in dem Gedichte Aufreizung
zum Aufruhre erkennen wollte, behauptete
der Dichter, das Ganze sei nichts weiter
als eine Verspottung der Crinoline, und
bestcitt der Behörde daS Recht. Verse, in
denen der Poet eine Modethorheit gei«
ßelte, nach ihrer Weise zu deuten. Die
Behörde erblickte nämlich darin einen
Angriff auf die österreichische Herrschaft
in Italien. Der Gerichtshof erster In«
stanz pflichtete auch den Anschauungen
der Staatsanwaltschaft bei und verur-
theilte Sarosy zu zweijährigem Kerker.
Zum Glücke für denselben sahen der Ge-
richtshof zweiter Instanz und der Caffa-
tionShof die Sache anders an und mein«
ten: der Staatsanwaltschaft sei es ganz
und gar nicht gelungen, in überzeugen'
der Weise darzuthun, daß die Diatriben
gegen das angefeindete Kleidungsstück
wirklich als aufrührerische Auslassungen
anzusehen seien, und der Dichter wurde
freigesprochen. Um ihm aber die Gelegen«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon