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Gymnasialclaffen in Stanislawen, und
bezog 1813 die Universität in Lemderg.
wo er sich mit Vorliebe den philosophi«
schen Studien widmete, und als in die»
ser Zeit seine Eltern nach Lithauen aus-
gewandelt, sich durck Unterrichtgeben
unterhielt. Im Jahre 1817 berief ihn
sein Vater nach Lithauen, wo er den
mathematischen und medicinischen Stu«
dien an der Universität zu Wilna oblag.
Eine unglückliche Liebe trieb ihn nach
Lernberg zurück und hier ergab er sich
ausschließlich dem Studium der philoso«
phiscden und literarilchen Wissenschaften,
ertheilte auch Unterricht in denselben, in
Mußestunden aber betrieb er Zeichnung
und Sculptur, was ihn auch auf den
Einfall brachte, sich der Bildhauerkunst
zu widmen. Mit schwerer Mühe bekam
er einen Reisepaß nach Wien — es war
die Zeit der deutschen Burschenschaft, und
der S an d'schen Umtriebe — und in Wien
gestattete ihm die h. Polizeidirection nur
drei Tage Aufenthalt; nach beendeten
Studien Bildhauer werden wollen, er»
schien verdächtig. S. übernahm nun die
Erziehung deS jungen Grafen Arthur
SobanSki und bewarb sich während
dieser Zeit um die Lehrkanzel der Philo-
sophie in Nilna. Zufolge der EoncurS«
aufforderung schrieb er in polnischer
Sprache eine Psychologie, worin er
auf eine praktisch faßliche Art die stetige
Entwickelung deS Bewußtseins, der Be>
gierden und der Empfindungen nach
einer mathematischen Formel zu ent«
wickeln versuchte, da aber die Wilnaische
Universität kurz darauf wegen der Stu>
denten», sogenannten Philaretenumtriebe
aufgehoben wurde, blieb der Concuis
ohne Erfolg und das Elaborat kam nach
Petersburg in die k. Bibliothek. Ohne
übrigens großes Gewicht darauf zu legen,
ging S. mit dem jungen Grafen und l dessen Mutter, späteren Witwe Col lo-
redo (in Nissa), nach Italien/Seiner
Vorliede für Sculptur und Kunstwiffen«
schaft gab er Ausdruck in einem besonde-
ren Werke, welches er auS Mangel eincS
entsprechenden. Namens vorläufig Logik
deS Gefühlvermögens benannte. Denn.
sowie es fest«: und unabänderlich begrün«
dete logische Negeln für das Denkver«
mögen gibt. so müsse es auch — dackte er
— eben solche für das Gefühlsvermögen
geben. Er stieß bei dicser Arbeit auf
große Schwierigkeiten, denn es fehlten
ihm noch sprachliche Namen für besondere
Gefühlsregungen, welche den von ihm
angenommenen siebcn Orundtönen des
Gefühles entsprechen sollten. Die mensch»
liche Umgangssprache kennt blos die Er«
gebniffe, das Resultat der innerlich vor«
kommenden Regungen des Gefühlsver-
mögens, gleichsam das Colorit eines
Gemäldes; waS aber das für Farben —
jene 20—30. die der Maler untermalt
haben mußte, bevor das wirkliche Colorit
deS Gesichtes zum Vorscheine kam —
sein mußten, daS weiß der Uneingeweihte
nicht, er ahnt es blos. Es lag ihm also
ob, jene feinen, tiefliegenden Fäden auf«
zusuchen und sie in gesonderte Sprach«
begriffe aufzufassen, wonach erst die
Regeln abstrahirt und begründet werden
konnten. Was noch die Ergründung er-
schwerte, war die Mannigfaltigkeit und
die Vielheit, da Gefühle und Empfin«
düngen jedes Wachwerden des Bewußt«
seins, jede Regung der Begierden nickt
nur begleiten, sondern auch ihnen vor-
angehen und ihnen nachfolgen, ja. je
nach Umständen eine andere Farbe an,
nehmen. An 700 neue Begriffe mußten
erfaßt und dafür sprachliche Namen ge,«
schaffen werden. S. begann daS Werk
in französischer Sprache, in der Meinung,
sie enthalte die feinsten Gefühlsbestim-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon