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300 Savoyen
fühlen zu lassen. Er ließ sofort die stark
geschwächte kaiserliche Armee in angemes«
sener Weise verstärken und traf alsdann
Anordnungen, durch welche die Fehler sei»
ner Vorganger allmälig ausgeglichen wur«
den, und nachdem er die türkische Armee
zwischen den Dörfern Peileck und Zenta
in einer Stellung fand, deren Angriff
einen siegreichen Erfolg erwarten ließ,
schritt er am 14. September 4697 zu
diesem und erfocht den glänzendsten Sieg.
30.000 Feinde, darunter mehrere Pascha's
und der Aga der Ianitscharen. blieben
auf dem Schlachtfelde. 40.000 Mann
waren in der Theiß ertrunken, 3000 wur.
den gefangen; außerdem wurden 9000
beladene Wagen. 4300 Ochsen, 6000 reich
beladene Kameele, 7000 Pferde, 1060 Ka-
nonen, 7 Roßschweife, 423 andere Stand-
arten, 48 Paar silberne Pauken, das Zelt
des Sultans von ungeheurem Werthe,
20.000 Kanonenkugeln und 333 Bomben
erbeutet. Der Verlust der Kaiserlichen
betrug im Ganzen 300 Mann an Todten
und 4600 an Verwundeten, unter letzteren
2 Generale. Nun unternahm Eugen den
Zug nach Bosnien, der aber mißglückte
und seinen zahlreichen Gegnern am kai-
serlichen Hofe, vornehmlich dem General
Cavrara und dem böhmischen Hof»
kanzler Grafen Kinsky Gelegenheit bot,
gegen Eugen bei Kaiser Leopold und
mit Erfolg zu agitiren, denn der Prinz
mußte bei seiner Ankunft in Wien nach
der Audienz beim Kaiser demselben seinen
Degen abgeben und in seinem Palaste
Hausarrest halten. Nichtsdestoweniger
erhielt Eugen auch im Jahre 4698 den
den Oberbefehl in Ungarn, aber eS kam
zu keinem entscheidenden Schritte, denn
bereits haften Englands und Hollands
Vermittlungsversuche zwischen dem Kaiser
und dem Sultan begonnen, welche mit
dem Karlowitzer Frieden endeten, der am 26. Jänner 1699 geschloffen wurde. Nach
geschlossenem Frieden widmete Eugen
seine Zeit den Studien und dem Umgänge
mit seinen Officieren. deren Ergebenheit
und begeisterte Zuneigung er durch seine
Leutseligkeit gewann. Aber der Friede
war von kurzer Dauer. Wohl waren die
Türken für längere Zeit beseitigt, aber
wegen der spanischen Erbfolge begann
Frankreich den Krieg, der im Ganzen
44 Jahre dauerte. Es ist die Aufgabe
des Kriegshistorikers, die einzelnen Schach,
züge dieses vieljährigen Kampfes, inwel»
chem Eugen die berühmtesten Generale
Frankreichs, die Marschälle Cat inat .
V i l le ro i , Vendome. T a l l a r d ,
Tessö. Bouff leurS und V i l l a rS ,
Männer, deren Namen in der Kriegs-
geschichte glänzen, zu Gegnern hatte, dar-
zustellen. Hier sei nur der Hauptmomente
und Entscheidungsschlachten in chronolo»
gischer Folge gedacht. I n Roveredo ver-
sammelte Eugen in den letzten Tagen
des Mai 4704 seine Armee und trat
dann, indem er sich erst den Weg bahnen
mußte, seinen Maisch über die Alpen in's
Venetianische an. Die erheblicheren Mo»
mente dieses Feldzuges find das Treffen
bei Castagnaro (auch Carpi) am 9. Juli
4704, in welchem die Franzosen geschla«
gen wurden und über 4000 Mann an
Todten und Gefangenen, 200 Pferde
und einen großen Theil ihrer Bagage
verloren. Eugen wurde am linken Knie
leicht verwundet; der Sieg bei Chiari am
4. September d. I., wo die Franzosen
an Todten allein 5000 Mann verloren,
während Eugen'S Verluste von geringer
Bedeutung waren. Ü^» Cahi l l 'S ,Ge»
schichte der größten Heerführer" enthält
im 8. Theile den Plan dieser Schlacht.^
Nun folgten die Einnahme der Stadt Ca-
neto am 4.December d.I. , von Mascaria
am 3. December und noch vieler Ortschaf'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon