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Savoyen 302 Savoyen
NlS nun Eugen herbeikam, galt eS
Turin, das die Franzosen unter Feui l
lade belagerten und nunmehr das letzte
Bollwerk des Herzogs von Savoyen
bildete, zu entsetzen. Gegen ein Belage,
rungscorps von 97 Bataillons und
120 Schwadronen unternahm Eugen
seine Bewegungen, deren Darstellung
Aufgabe der Kriegsgeschichte ist. Vier
Monate, seit 43. Mai. hatte bereits die
Belagerung gedauert ^siehe den Plan
derselben bei 6 Cah i l l . IX. Theils
und hatte die Franzosen viel Geld und
Menschen und darunter ihre besten Truv«
pen gekostet, ohne jedoch die Stadt zum
Falle gebracht zu haben; Eugen hatte
nämlich durch schlaue Märsche und Gegen,
märsche und unaufhörliche falsche Angriffe
das französische Heer ermüdet und so
fast unbehindert die Etsch und den Po
übersetzt. Der Herzog von Savoyen ver.
ließ nun, als er von Eugen's Annähe«
rung Nachricht bekam, mit dem größten
Theile seiner Reiterei das bedrängte
Turin und vereinigte sich am 28. August
bei Carmagnola mit dem kaiserlichen
Heere, während GrafDaun, Vater des
nachmaligen Siegers bei Planian und
Hochkirchen, das Commando in Turin
übernahm. An Vend ome's Stelle, der
des bei Ramillies (am 23. Mai 1706)
geschlagenen Vi l leroy Commando über-
nommen hatte, waren der Herzog von
Orleans — der nachmalige Regent
von Frankreich — und Mars in getre-
ten. Gegen diese rückte nun Eugen mit
seinem bedeutend schwächeren Heere an,
aber die Hoffnung baldigen Entsatzes
fachte auch die in Turin eingeschlossenen
Truppen zur muthigsten Gegenwehr an.
Am 7. September griff nun Eugen das
französische Lager auf drei verschiedenen
Puncten an und in drei Stunden waren
die 80.000 Franzosen von den 30.000 Kaiserlichen völlig geschlagen. 2500 Todte,
8000 Gefangene betrug der Verlust des
Gegners. Beide Feldherren, der Herzog
von Or leans und Mars in , nebst vie»
len Generalen waren verwundet und
Mar f i n war nach der Schlacht seinen
Wunden erlegen ^0 Cah i l l , Bd. IX,
S. 49—31, beschreibt ausführlich die
Schlacht^. Am8. September hielt Eugen
mit seinem Vetter den feierlichen Einzug
in Turin. Nun drangen Eugen und
der Herzog von Savoyen in die Pro«
vence, belagerten Toulon, zogen sich aber
wieder nach Savoyen zurück, wo sie den
Franzosen noch Susa wegnahmen. Die
Einnahme Mailands aber, welches der
Marquis LaF lor ida vertheidigte, schei.
terte an dessen entschiedener Weigerung,
sich zu ergeben, während dessen lang»
wierige Belagerung dem Prinzen Eugen
nicht angezeigt erschien. Noch ergab sich
am 7. December die Festung Casale,
welche seit 11. November belagert wurde.
Und mit dem Falle Cafale's schloß der
Feldzug des Jahres 1706. Im folgenden
Jahre begann Eugen die Belagerung
von Mailand, es kam aber nicht durch
einen siegreichen Erfolg in Eugen's
Hände, sondern weil Frankreich den Ent»
schluß gefaßt hatte. Italien ganz zu
räumen, worauf LaF lo r idami t seiner
ganzen Garnison mit allen Ehrenbezeu«
gungen die Stadt verließ, Prinz Eugen
aber durch seinen Adjutanten, dem Prin-
zen von P io , dem Kaiser nach Wien
melden ließ, daß Italien von den Fran»
zosen ganz geräumt sei. Der Feldzug des
folgenden Jahres, 1707, in Südfrank,
reich nahm keinen günstigen Verlauf; der
Versuch, Toulon zu nehmen, scheiterte
an der Nebermacht der Besatzung, die
aus nicht weniger denn 70 Bataillons
bestand, während noch 33 im Anmarsch
begriffen waren. Eugen trat also den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon