Seite - 308 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Saal-Sawiczewski, Band 28
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Sa»oye», 308
ein sprechender Beweis, welch ein reiches,
vielseitiges Leben sich uns darin darstellt.
Hier kann Alles nur in wenigen Worte
angedeutet werden. Ungeachtet seinei
schwächlichen Erscheinung und seiner zahl
reichen Wunden: leicht in die Hand be,
der Eroberung von Ofen 1686, schwer
aber am Knie bei der Eroberung von
Belgrad 1688, schwer am Kopfe vor
Mainz 1689, leicht am Knie bei Carp
1701, durch einen Streifschuß am Halse
bei Cassano 1703, durch einen Schuß am
Kopfe in den Niederlanden 1708. und
durch einen Streifschuß am Kopfe bei
Malplaquet 1709 verwundet, erreichte de
Prinz doch das Alter von 73 Jahren. Am
20. April 1736 hatte Eugen 12 Perso-
nen bei sich zum Mittagsefsen, bei dem e
ungemein aufgeleimt und heiter war. Des
Abends ging er zur Gräfin Bat thyäny
welche seine sehr gute Freundin war, in
Gesellschaft und spielte eine Parthie
Piquet. Beim Spiele wurde ihm unwohl,
so daß er sich nach Hause begeben mußte.
AlS er nach Hause kam, wollte er nichts
zu sich nehmen, lehnte auch die Arznei,
die er gewöhnlich vor dem Schlafengehen
einzunehmen pflegte, ab und wollte nur
schlafen. Er legte sich auch zu Bette und
schlief bald ein. und als der Kammer»
diener gegen Mitternacht nachsah, ob der
Prinz schliefe, hörte er ihn noch regel-
mäßig Athem holen. Als am nächsten
Tage gegen 11 Uhr es im Zimmer des
Prinzen gegen alle Gewohnheit noch
ganz stille war, trat der Kammerdiener
ein. öffnete die Fensterladen, schob die
Bettvorhänge zurück und da lag der Prinz
todt in seinem Bette. Kaiser Kar l VI.
zeigte seinen tiefen Schmerz über diesen
unersetzlichen Verlust. Mit großer Pracht
ließ er den Helden bestatten und bei St.
Stephan beilegen. Eugen's äußere Er«
scheinung schildert die bekannte Prinzessin El isabethChar lot te vonOrleanK
in einem Briefe in nichts weniger als
einnehmender Weise: „Prinz eugene",
schreibt sie, „hatt meriten und verstandt
ist aber klein und häßlich von Person
hatt die oberleffzen so kurtz, daß er den
Mund nie zu thun kan, man sieht also
allezeit zwey große breyte Zähne; die
Naß hatt Er Ein wenig aufgeschupfft und-
ziemlich weitte Naßlöcher, aber die Augen,
nicht häßlich und lebhafft". Ein anderes
Bild hingegen entwirft der„Oesterreichische
Plutarch" von dem Prinzen. Er schildert
ihn: „Eugen war schön gebaut, aber
von kleiner Statur, schwächlichem Ansehen
und mager. Das Gesicht und insbeson<
dere die Nase sehr lang, der Teint eineS
Franzosen. Seine schwarzen Augen waren
voll Ausdruck und bestündiger Bewegung.
Seine Gesicht — eine vorzügliche Feld«
Herrngabe — überaus scharf in der Nähe
und Ferne. Seine schwarzen Haare mit
zwei kleinen steifen Locken trug er, bis sie
zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten
Jahre ansingen, grau zu werden. Sofort
vertauschte er siemiteinerAllongeperrücke.
Den herrlichen Ausdruck seiner geistreichen
Miene benahm die Gewohnheit seiner
späteren Tage nicht wenig — unmäßig
spanischen Tabak zu schnupfen, von dem
er deßhalb beide Westentaschen vollgefüllt
hatte und wovon meistentheils alle seine
Kleider von einer Schulter bis zur ande>
en überzogen und gefärbt waren. Seine
Kleidung war an Höfen und bei feier-
chen Gelegenheiten überaus prächtig,
m Felde aber so einfach, wie jene seines
Zeitgenossen Kar l 's XI I . Er trug be-
ständig einen kapuzinerfarben Ueberrock
mit messingenen Knöpfen. DaS Anspruchs-
lose und Unansehnliche dieser Tracht
machte, daß, als er vor der Schlacht bei
Hentha in seinem 34. Jahre zum ersten
Male als Commandirender zur Armee-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon