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Sawiyewski 319 Sawiciewski
versorgte ohne Entgelt mit seinen eigenen
Arzneien an 3000 Kranke. Als aber der
Vortrag dreier Fächer an der Hochschule
S. so sehr in Anspruch nahm, daß er
die Spitalsgeschäfte nicht langer besorgen
konnte, legte er diese Stelle nieder. Im
Jahre 1815 wurde Krakau zum Frei-
staat erklärt, und bei der nun vorgenom«
rnenen Reorganisation der Universität
erfuhr S. ähnliche Unbilden, wie sie bei
solchen Gelegenheiten älteren verdienten
Männern von den jüngeren Reformatoren
zugefügt zu werden pflegen; den ihm als
ältesten Professor angewiesenen Gehalt
von ?000 st. poln. fand die medicinische
Facultät, weil S. den medicinischen
Doctorgrad nickt besaß, zu hoch und setzte
ihn auf 3000 fi. poln. herab. S. aber
legte nun auch das Lehramt aus zwei
Zachern nieder und beschränkte sich nur
«mehr auf jenes der Pharmacie. Der Uni«
versitätSrath wollte zwar diese Unbill gut
machen und verlieh S. das Ehrendiplom
eines DoctorS der Medicin, wählte ihn
auch zum Decan. der medicinischen Abthei«
lung, S. aber lehnte beide Ehrenbezeu«
gungen ab. Als im Jahre 1816 die Aka«
demie der Wissenschaften in Krakau in'S
Leben trat, wurde auch S. eines ihrer
Mitglieder und die von ihr herausgege-
denen Jahrbücher (Aoosnuki) enthalten
mehrere Abhandlungen aus seiner Feder,
unter anderen im 9.Bande eine Geschichte
der Pharmacie. Auch sonst schrieb er
noch Vieles, theils chemischen, theils
pharmaceutischen Inhalts, was sich in
seinem handsckriftlichen Nachlasse vor«
fand, und bis kurz vor seinem Tode
vollendete er den I. Band einer medi>
cinischen Chemie. Den Schluß deS Wer«
keS vereitelte sein Tod, den er sich
in seinem Laboratorium durch das Ein»
athmen schädlicher Gase zugezogen hatte.
Ueber seine beiden SöhneFlor ian und Julian Joseph siehe die besonderen
Artikel.
on52sokii2....(War«
schau. Ler. so.) Bd. XXIII, S- 3l.
Sawiczewski, JulianIos. (Schrift,
steller, geb. zu Krakau im Jahre
1793, gest. ebenda 10. Februar 1834).
Ein Sohn des IosephS. ^s. d. Vori-
gen^, besuchte die Schulen in Krakau,
trat unter Napoleon in die polnische
Armee, kehrte aber nach beendetem Kriege
zu den Studien zurück und wurde im I .
1818 Doctor der Medicin und Chirurgie,
bei welcher Gelegenheit er die Inaugu«
ral-Differtation „Ds /s?-?-o" veröffent«
lichte. Im nächsten Jahre trug er als
außerordentlicher Professor an der Kra>
kauer Hochschule die Makrobiotik vor,
von Jänner 4825 bis Ende 1826 die
Pharmacie, übernahm darauf das Lehr«
amt der Geschichte der Medicin, der
Medicinal'Polczei und der Thierarznei'
künde und im Jahre 1833 an Stelle der
letzteren die gerichtliche Medicin. AlS
im Jahre 1833 die zur Reorganisation
des Freistaates Krakau aufgestellte Com«
Mission ihn zur Ablegung eines neuen
Examens aufforderte, legte S.» der nach
so vielen Jahren, während welchen er
daS Lehramt versehen hatte, einer neuen
Prüfung sich zu unterziehen zu stolz war,
sein Lehramt nieder und übte von nun
an nur seine ärztliche Praxis aus, die
Muße feines Berufes der Wissenschaft
und der Musik widmend, in welch letzte»
rer er tüchtige Kenntnisse besaß. Eine
von ihm mit großer Sorgfalt zusammen«
gestellte Sammlung von Volksliedern,
namentlich sogenannter Krakowiaken,
welche in Fachkreisen allgemein gekannt
war, verlor er sammt seiner Habe in der
Feuersbrunst, von welcher Krakau im
Jahre 1830 heimgesucht worden. I n den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon