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Icerpa Scarp«
Nicht bloS Schüler, sondern bereits aus«
übende Aerzte und Personen aller Stände
eilten herbei und hörten voll Bewunde«
rung die Vorträge, in welchen der geist«
volle Anatom die Wunder des mensch«
lichen Körpers in seiner klaren und faß«
lichen Weise darstellte. Nach dem ersten
Jahre seines Aufenthaltes in Pavia be«
gab sich S. nach Wien, um dem Monar«
chen für die ihm bewiesene Huld und
dem Freunde Brambi l la für die Mit«
Wirkung in dieser Angelegenheit zu dan>
keri. S. hatte diese Reise in Gemeinschaft
mit dem berühmten Vol ta unternom-
men. Nach einem monatlangen Aufent«
halte in Wien bereisten beide Gelehrten
Böhmen, Sachsen, Preußen, Braun«
^schweig, Hannover und kehrten über
Bayern und Tirol nach Italien zurück.
Auf dieser Reise hatten sie die Hochschu«
len in Prag, Dresden, Leipzig, Berlin,
Helmstädt. Göttingen und andere wissen»
schaftliche Institute besucht und viele
Gelehrten ihres und anderer Fächer ken°
nen gelernt. I n diese Zeit siel die Er-
richtung einer besonderen Lehrkanzel für
praktische Chirurgie in Pavia, welche
auch an Scarpa übertragen wurde,
Obgleich dieser bereits mit seinen anato«
mischen Vorlesungen und feinen Demon«
strationen am Cadaver vollauf zu thun
hatte. Ueber seinen Antrag wurde nun
die Universität mit einem reichen und
kostbaren Apparate chirurgischer Werk«
zeuge ausgestattet, an welchem S. jetzt
auch die Geschichte des Fortschrittes der
chirurgischen Operationen darzustellen in
den Stand gesetzt war. Dieses rege wis«
senschafttichk Leben wurde mit einem
Male durch die verhängnisvollen politi»
schen Ereignisse — denn Italien wurde
der Schauplatz blutigster Kämpfe —
nicht geradezu unterbrochen, aber doch
nicht unwesentlich gestört, obgleich eben
v.Wurzb ach. biogr.Lerikon. XXIX. sGedr Scarpa'S Wissenschaft nur mehr als
genug Gelegenheit fand, sich in ihrer
ganzen Macht und Vielseitigkeit zu zei«
gen. Durch die vielen Kämpfe, deren
Schauplatz eben Oberitalien geworden
war, hatte sich die Zahl der Verwundeten
in bedauerlichster Weise gemehrt und
zugleich mit der Eröffnung der chirurgi-
schen Klinik wurde auf ah. Befehl ein
medicinisches Directorium constituirt, das
auS den Professoren der medicinischen
Facultat von Pavia und auS den ersten
Aerzten der Stadt zusammengesetzt war.
Die Aufgabe dieses Directoriums war
die Oberleitung und Ueberwachung der
Aerzte, Chirurgen und Pharmaceuten
der Lombcrrdie. Vorsitzender für die me>
dicinische und pharmaceutische Abtheilung
war der berühmte Johann Peter Frank
j M . IV, S. 320^, für die chirurgische
Scarpa. Mit dem wechselnden Kriegs«
glücke wechselten natürlicher Weise auch
die politischen Verhältnisse OberitalienS,
aber Scarpa blieb seinen politischen
Ansichten treu, lehnte jede Anstellung,
welche die neue Regierung ihm anbot,
ab, weigerte sich. den Eid, den die repu«
bUkanische Regierung von ihm verlangte,
zu leisten, und erklärte, lieber sein Lehr«
amt niederzulegen, worauf man eS denn
doch nicht ankommen lassen wollte und
den Gelehrten unbeanstandet gewähren
ließ. So bewahrte sich S. nicht nur als
Fachgelehrter, sondern auch als politi«
scher Charakter in unantastbarer Weise.
AlS Napoleon König von Italien
wurde, berief er S. unter den Ersten in
daS von ihm gestiftete Institut der Wis-
senschaften, schmückte ihn mit der Ehren«
legion. ernannte ihn zum Nitter der
eisernen Krone und endlich zu seinem
Leibchirurgen mit dem Gehalte von
4000 Franken. I n letzterer Eigenschaft
wurde er zur Prinzessin Auguste
22.Dec. 1374.) 2
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon