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überhaupt, was S. in Wien zu hören
bekam, brachten ihn zur Ueberzeugung.
daß er nock viel zu lernen habe. wenn er
in der Musik eine hervorragende Stet
lung einnehmen wolle. Indessen übev
nahm er im Hause des Grafen Otto
Fünfkirchen, welcher zu Steinabrunn
auf dem Lande wohnte, den Clavier-
unterricht der Comtessen, und wahrend
er Unterricht ertheilte, studirte er selbst
fieißig und componirte. Damals war
Wien, namentlich in Winterszeit, der
Sammelplatz des Adels aller Provinzen.
Die verewigte Erzherzogin Sophie gab
glänzende Hofconcerte, in welchen die
Sanger der deutschen und italienischen
Oper, einheimische und fremde Virtuosen
mitwirkten. Eine Empfehlung der Koni«
gin Karol ine hatte S. auch Zutritt in
diese Kammerconcerte verschafft, in denen
jedoch nur italienische Musik und daS
modernste Virtuosenthum auf sicherm
Beifall rechnen durfte, denn die goldene
Aera deS Wiener Musiklebens, in wel«
chem die Capelle eineS Fürsten Eßter«
HAzy sich hören ließ. die Quartettabende
bei Fürst Lobkowitz und Dietrich-
stein wöchentlich stattfanden, waren
vorüber; Haydn. Mozart waren
antiquirt, und wenn Schubert zur
Geltung gelangte, so dankte er dieß
weniger den Sängern, als der Ueber«
tragung seiner Lieder auf das Clavier.
welche Fiszt so meisterhaft durchgeführt.
Ungeachtet dessen fand S. doch Gelegen«
heit, auch classische Musik zu hören und
selbst zu üben. Durch den Schubert«
Sänger Baron Schönste in und durch
Diez wurde S. in daS richtige Verstand«
liiß Schubert's eingeweiht', die Person«
liche Bekanntschaft mit den Damen Ba«
ronin Erd mann und Baronin Dros«
dick, welche letztere Beethoven noch
persönlich gekannt und seine Sonaten mit unvergleichlicher Virtuosität spielte,
der Verkehr mit dem Cellisten Linke,
einem Mitgliede des damals so berührn-
ten Beeihoven.Quartetts, mit welchen
S. häufig spielte, förderten wesentlich
S.'s Liebe und Kenntniß der classischen
Musik. Um sich im Contrapuncte weiter
auszubilden. nahm S. Unterricht bei
Simon Sechter. ober die trockene Vor«
tragsweise dieses Meisters sagte ihm so
wenig zu. daß er schon nach zwei Mona-
ten den ferneren Unterricht Sechter'S
aufgab. In Wien ertheilte S. Musik«
unterricht, wozu
sich
ihm bei seinen aus«
gebreiteten Bekanntschaften und Empfeh«
lungen gute Gelegenheit darbot. Auch
spielte er in einem öffentlichen Concerte,
ohne jedoch Beifall zu erringen, was
seinen Eifer verdoppelte. Um diese Zeit
veröffentlichte er sein erstes Concertstück
für Cladier und Orchester, das als Opus s
bei Hasl inger in Wien im Stiche
erschien. Im Sommer 1842 konnte S.
seinen längst gehegten Wunsch, Paris zu
besuchen, erfüllen. Dort fand er bei
MorizSchlesinger, dem ersten Musik-
Verleger der Se'mestadt. die wohlwollendste
Aufnahme, und lernte durch ihn die
interessantesten Persönlichkeiten kennen,
darunter den berühmten Clavierfabri«
kanten Erard, den Dichter Heinrich
Heine. Eine Empfehlung an Meyer«
beer ermöglichte ihm auch den Zutritt
zu diesem TonheroS. der ihn zu Ha«
beneck. dem Director der großen
Oper und der berühmten <üono6rts spiri-
is, und-zu Chopin führte, bei dem
S. mit dem Sänger Duprez und mit
dem Fürsten der Pariser Kritik. Jules
Jan in, bekannt wurde. Insbesondere
mit Habeneck, der sich dem jungen
strebsamen Tonsetzer in wohlwollendster
Weise zeigte, und mit Chopin verkehrte
S. viel; und der Umgang mit diesen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon