Seite - 38 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29
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gehörte. In der Hauptstadt Paramaribo
fand er wohl übelall die freundlichste
Aufnahme, aber seine Absicht, sich dort
niederzulassen, scheiterte an zwei Um
standen, erstens an dem ungesunden
Klima der Insel, und zweitens, weil die
Bewohner der Stadt fast durchgängig
allö Juden bestanden, welche allen Han
del an stcd gerissen hatten und einen
Christen gar nicht aufkommen ließen.
S. begab sich nun in daS benachbarte
Cayenne und unternahm die Reise dahin,
da wegen des Krieges mit England die
Seecommunication unterbrochen war, zu
Lande. Sie war mit großen Gefahren
verbunden; neun Monate trieb sich S.
unter den wilden Völkerschaften der
Arravoioo, Accoris, Gallibes. GanbonS
umher, und nach den mühseligsten Farw
ten. die oft ebenso seinen Muth wie seine
Körperkraft auf schwere Proben setzten,
er»eichte er im December 4803 Cayenne.
Kaum aber hatte S. daS Land betreten.
als ihn der französische Gouverneur, als
einen Oesterreicher, unter dem Vorwande
deü zwiscben Oesterreich und Frankreich
ausgebrochenen Krieges verhaften ließ.
Auf Bürgschaft eines Preußen erhielt
zwar S. die Freiheit wieder, mußte aber
die Insel verlassen, worauf er sich nach
Surinam begab. Neues Mißgeschick traf
ihn auf einer englischen Brigg, welche
nach New Iork segelte und auf welcher
er gefangen und rein ausgeplündert
wurde. Jedoch die Verwendung von
V i l l a ret- Ioyeuse und Houdetot
veihalf ihm zu seinen Sachen wieder.
Naä,dern ec sich nun mit der Tochter
eines im Revolutionskriege gefallenen
französischen StabsofsicierS vermalt hatte.
bereiste S. die amerikanischen Staaten
und lebte einige Zeit mit Moreau. Die
luegerljchcn Zustände des Jahres 1811.
da allen Noldamerikanern der Handel nach englischen Besitzungen untersagt
war und alle nordamerikanilcheil Hafen
fick englischen Schiffen verschlossen, be>
stimmten S., seine commercielle Thätigkeit
nach Venezuela zu verlegen. S. verließ
sonach Nordamerika und begab sich 1812
nach CaracaS. der Hauptstadt von Vene«
zuela. Er traf aber gerade dort ein, als
die furchtbare Katastrophe vom 26. März
1812 die ganze Provinz zerstörte. Bci
heiterem Himmel, ohne das geringste
Vorzeichen, hatte nämlich ein 7» Secuu«
den andauerndes Erdbeben Caracas,
Laguayra und noch 36 andere Städte
und Dörfer in einen Schutthaufen ver»
wandelt. I n dem Hause, welches S. be-
wohnt hatte, war er der Einzige mit
einer leichteren Verletzung davon gekom»
men, alle Uebrigen waren theils schwer
verwundet, theils getödtet. Bei Bo l i var
fand S. gastfreie Aufnahme. Im Novem«
ber 1816 übersiedelte nun S. nach Tri»
nidad, wo man ihm daS Inspectorat
aller Ländereien der Stadt und deS
Gouvernements nebst der Directioli des
neu anzulegenden botanischen Gartens
übertragen, aber die Verpflichtungen
gegen ihn insoferne verletzt hatte, als man
ihm nur zwei Drittel deS versprochenen
Gehaltes bezahlte. Der Park zu Port
d'Espagne, noch immer eine Zierde Tri»
nidads und der beliebteste Spaziergang
der Stadt, verdankt dem Baron S. sein
Dasein. Aber das Klima nöthigte L..
seinen Posten aufzugeben. Er beschäftigte
sich nun nurmehr mit naturwifsenschaft.
chen Studien, vornehmlich mit der Arz«
neikunde, und stand mit den berühintesten
Männern Englands und Frankreichs
jener Zeit im gelehrten Briefwechsel. Er
lebte auf einer kleinen, bei Port d'Espagne
angelegten Landwirthschaft und oetiicb
seine Angelegenheit gegen die Corsaren,
die ihm sein an 100.000 spanische Thaler
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon