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Schadetzkn Schadetzky
484» Director Karl Car l in einer seiner
Launen daS gesammte Pantomimen-Per.
sonal (und damit auch S.) mit einem
Male entlieh. Von Ende 1843 bisOstern
1830 privatifirte S. in Wien. Er trat
während dieser Zeit in der von ihm
neugeschaffenen Charakterrolle des Pier«
rot nocd einige Male auf, so zum Bene»
fice seinesFreundes und ehemaligen lang»
jährigen Mitcollegen Paul Ra in o ld i,
der damals als Balletmeister im Theater
in der Iosephstadt enczagirt war. dann auf
einer improvifirten Bühne im Sperlsaale
zu einem wohlthätigen Zwecke in einer
Pantomime, endlich nocb im Carl/Theater
( i l . Februar 4830) in der einactigen
Pantomime „Harlekin al" Koch". Noch
18!)0 kam S. als Balletmeister nach
Gratz. wo er u. a. z. B. den „Prophe-
ten". einer Residenz würdig, in Scene
setzte, und am 43. Februar l880 mit der
von ihm selbst verfaßten Pantomime
„Die Nixe der Mur" oder „Der in zwei
Theile zerschnittene Brautwerder" sein
fünfzigjähriges Jubiläum als Mimiker
und Tanzer beging. Im Jahre I85j
ging er in gleicher Eigenschaft nach Preß«
bürg. 1832 im Jänner kam er nach
Wirn zurück in das damals unter M c»
gerle's Direction stehende Theater in
der Iosephstadt und war im Sommer
desselben IahreS auch für die unter dem»
selben Director eröffnete „Arena iu Her»
nals" thätig, erlag aber bald bei seinem
vorgerückten Alter und der dürftigen
Gage der Ueberanstrengung und starb
— der burleske Pienot imNonnenspitale!
— 60 Jahre alt. im Gumpcndorfer Spi»
tale der barmherzigen Schwestern an der
galoppirenden öungensucht. Ueber S.'S
Leistungen als Mimiker uud Grotesk«
tänzer laßt sick für Jene. die ihn oder sein
Genre nicht kannten, kaum ein Bild ent»
werfen; man nannte ihn zu jener Zeit ziemlich treffend „den Scholz der Panto«
mime". S. schrieb während seiner langen
Thätigkeit wohl über 2t) Programme zu
Pantomimen oder Balleten, und über die
dreifache Anzahl von Theaterstücken ging
in diesem Zeitraume über die Bretter, zu,
denen er Tänze. Evolutionen und Ta«
bleaui ersann und einstudirte. Einzelne
seiner Pantomimen, wie z. B. „Nie ial-
schen A'änber", Nil goldrnr Mnultrummel",
gefielen sehr; eine. „Nie SavberZcheere",
gegeben im Jahre 1822. ging wohl weit
über 30 biS60Ma!e in Einem Jahre über
die Bühne, und sogar Kaiser Franz.
der schon seit vielen Jahren ke'.ne Vor»
stadtbühne mehr besucht hatte, sah diese
Gaukelei an und fand daran Gefallen. Als
Ferdinand Raimund 1833—4836 feinen
Schwanengesang, den „Verschwender",
von der Iosephstädter Bühne auf jene
der Inselvorstadt übertrug, ließ er die
choreographischen Pieceu von S. auS»
führen und msceniren. Der Erfolg
brachte das Lob deS sehr rigorosen Dich«
ters für den Balletmeister S. ein. Dr.
Marzro th in seinem Buche: „ Geister
und Gestalten auS dem alten Wien"
(Wien 4870. bei A. Prandel). gibt
S. 1l9 in dem darin enthaltenen Artikel
«Ein stummer Komiker", welcher früher
bereits in der 2. Beilage von Nr. 294
des Neuen Fremden-BlatteS (Wien. 4°.)
vom 26. October 1866 in seiner Folge
von Wiener M^moiretten abgedruckt war,
eine treffende Charakteristik des Wesens
und del DarsteNungsgabe S.'s. so weit eine
solche mit Worten sich geben läßt. Scha«
detzky und seine Collegen waren Mimi«
ker von einer nun ausgestorbenen Sorte.
Wenn man auch entfernte Platze im
Schauspielhause einnahm, aber mit ge»
funden Augen oder guten Gläsern S.'s
Mienen- und Gcberdensviel beobachtete, so
konnte man die Situation vollkommen biS
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon