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Schaguna 88 Schaguna
Schaguna, dem der Weg durch Un«
gärn nicht möglich war. über die Wala-
chei. Moldau, Bukowina und Galizien
an das kaiserliche Hoflager nach Olmütz.
wo er am 16. Februar 1849 im Namen
der Nation die Huldigung derselben zu
den Füßen des Monarchen niederlegte.
Bis zur Bewältigung der Revolution
nahm S. seinen Aufenthalt abwechselnd
in Olmütz und Wien, und erst als die-
selbe völlig niedergeworfen war, kehrte
er im August 1849 in seine Diöcese
zurück. Und nun beginnt die Friedens»
Mission dieses den Seinigen unvergeßli-
chen Kirchenfürsten, welche bis zu seinem
Ableben durch ein volles Vierteljahrhun.
dert währte. Es ist hier nicht der Platz,
die segensreiche Wirksamkeit S.'s einge-
hend zu schildern. Seine unablässige
Thätigkeit war auf die Bildung und
geistige Hebung seines im Verhälniß zu
anderen Nationen Siebenbürgens so sehr
zurückgebliebenen Volkes gerichtet. Durch
die Stiftung von Volksschulen, durch
Erweiterung und Neugestaltung des bi>
schöflichen Seminars und durch reichliche
Unterstützung studirender Rumänen auf
auswärtigen Hochschulen suchte er zunächst
diese Zwecke zu erreichen. Mit Eifer sehten
die Synoden in den Jahren 1860 und
1864 unter seiner Leitung das begonnene
Werk fort und auf der letztgenannten
ward auch der Entwurf zu einer Kirchen»
Verfassung zu Stande gebracht. Im
Jahre 1869 wurde Schaguna in den
verstärkten Reichsrath einberufen, in
welchem er für die Gleichberechtigung der
Nationalitäten und für die Wahrung
der Rechte der Rumänen sprach. Später
fanden das Octoberdiplom und Februar«
patent an ihm einen entschiedenen Ver»
fechter. Mit Gewandtheit begegnete er
den Anmaßungen und scharf hervortre»
tenden Gelüsten der feiner Zeit vielbe» sprochenen Karlsburger Conferenz; be«
seitigte mit Freimuth und Energie auf
dem Rumänen-Congreffe 1863 die an»
fänglichen Bedenken der Vertreter seines
Volkes und sprach mit einer selbst die
widersprechendsten Elemente des sieben»
bürgischen Landtages hinreißenden Be»
redsamkeit für die Inarticulirung der bei«
den kaiserlichen Erlasse bezüglich der An«
nähme der Reichsverfaffung. -Neben seiner
ausgedehnten politischen Thätigkeit wirkte
er für die Trennung von der serbischen
und die Errichtung einer eigenen rumä«
Nischen Metropolie, welche durch kaiser-
liches Handschreiben vom 24. December
1864 bewilligt und worauf Schaguna
zum Erzbischof und Metropoliten dersel«
ben ernannt wurde. Als im April 1871
Metropolit Schaguna sein 23jährigeS
Jubiläum als rumänischer Bischof feierte,
da erklärte die öffentliche Meinung, mit
dem Jubiläum Schaguna's begehe
man nicht nur daS Fest des einzelnen
Mannes, sondern das Jubiläum einer
Kirche, welcher er die ihr zukommende
würdige Stellung erstritten, das Iubi«
läum eines Volkes, für dessen Befreiung
von dem erdrückenden Joche einer unbe«
rechtigten Präponderanz er energisch mit«
gestritten hat. Erzbischof Schaguna
hat nicht bloß politisch, sondern auch
geistig für sein Volk gewirkt, ein bleiben-
des Denkmal dieser seiner Wirksamkeit
ist die von ihm errichtete Archidiöcesan»
Buchdruckerei, für deren Erhaltung er
auch in seinem Testamente im Artikel IV
entsprechende Anordnungen getroffen hat.
Der Zweck dieser Druckerei war und soll
seinen letztwilligen Anordnungen gemäß
bleiben: Kirchen«, Schul« und wissen-
schaftliche Werke zu einem möglichst billi«
gen Preise herauszugeben und classische
kirchliche Werke nachzudrucken, und aus
dem Ueberschufse der Einnahmen der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon