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Hchaufert 131 Schaufert
Da fiel im Spatherbste 4867 die Wiener
Preisausschreibung wie ein Blitzstrahl in
S.'S bereits durch tiefe Verstimmung
über seine Erfolglosigkeit verdüstertes
Gemüth. Noch einmal guff er zur Feder,
dießmal aber mit dem festen Entschlüsse,
dieselbe für immer bei Seite zu legen:
wenn auch seinem zur Preisbewerbung
eingereichten Stücke der Bescheid: „Zu-
rückgelegt wegen mangelnder Bühnen»
gerechtigkeit", womit so viele gule und
mit nur kleinen Aenderungen für die
Bühne brauchbar zu gestaltende Arbeiten
für immer begraben werden. zufallen
sollte. Nun dießmal kam es glücklicher
Weise anders. Seinem vieractigen histo-
rischen Lustspiele: „Schach dem Röich" siel
als dem relativ besten unter den ein«
gelangten, die fich nahezu auf 260 belle«
fen. der Preis zu. Am 9. December 4868
fand die erste Aufführung des Preis«
stückes. das beiWallishausser (Wien.
Klemm, 80.) im Drucke erschien. Statt.
Der Erfolg rrar trotz der und nicht unbe«
trächtlichen Mängel des Stückes ein voll-
ständiger und Scha ufert 's Schaffens»
lust wurde mächtig gehoben. Sein Name
ward bald in ganz Deutschland genannt
und gekannt; die Bahn war gebrochen,
und um der Stadt, die seinen Dichter-
rühm begründet, sich gleichsam dankbar
zu erweisen, wählte er die schönste Eriw
nerung aus Wiens Vergangenheit, die
heldenmüthige Vertheidigung gegen die
Türken zum Stoffe eines Schauspiels,
an dessen Aufführung er die größten
Hoffnungen knüpfte. Das Stück führte
den Titel: „2683, Schauspiel in tnnt Änt-
jiigen aus Mens Geschichte". Es kam etwa
ein Jahr nach dem ersten, im December
4869, zur Aufführung und erlebte einen
entschiedenen Durchfall. S. hatte sich an
dem Stoffe, der wohl ein epischer, aber
nichts weniger als ein dramatischer ist, vergriffen. Er nahm sich diesen, von
manchen komiscken Zwischenfällen beglei«
teten Mißerfolg so zu Herzen, daß er für
einige Tage unsichtbar und von seinen
Freunden vergeblich gesucht wurde, bis
er nach überwundenem Schmerze sich
wieder zeigte und Kräfte zu neuer Arbeit
sammelte. Um dieselbe Zeit ging in Ber«
lin sein Lustspiel: „Vrrmrchselte Ännaneen"
über die Bretter und gefiel, ein Erfolg,
den es mehr dem Umstände, daß S.
schon einen Lustspielpreis errungen hatte,
als seiner Composition zu danken hatte.
Nach seiner Heirath, bereits von der
religiösen Richtung seiner mittlerweile
gewählten Lebensgefährtin in nicht gerin«
gem Maße beeinflußt, schrieb er den
„Vater Brahm", ein Schauspiel, das auf
einer Berliner Bühne zur Aufführung
kommen sollte, seiner social»communisti'
schen Tendenz wegen aber zu derselben
nicht zugelassen wurde. Es soll unter dem
Titel: „Vater Vrchm, ein «Trallerspiel ans
den: vierten Stande", bei F. Kirchheim
in Mainz im Drucke erschienen sein. Der
Dichter stellte sich darin auf den christ-
lichen Standpunct, wie er schreibt, als
den einzigen richtigen swas hat denn der
christliche Standpunct mit dem Theater
zn schaffen? ,^ um eine Lösung der bren-
nenden socialen Frage anzubahnen und
tritt mit gleicher Entschiedenheit der herz-
losen Classenherrschaft des Capitals, wie
den zügellosen Theorien der Social-
Demokratie entgegen. Seine zunehmende
Kränklichkeit scheint nun feine Schaffens-
lust beeinträchtigt zu haben, wenigstens
blieb es über ihn seither bis zu seinem
Tode stifl. Nach seinem Tode kam auf
derselben Bühne, die seinen ersten Erfolg
ihm gebracht, das'vieractige Lustspiel:
„Gin GrlMgeKrieg" zur Aufführung, wo«
mit er die Scharte auswetzte, welche ihm
sein „1683" geschlagen. Es war darin
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon