Seite - 139 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29
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Schebeck 139 Schebeck
Zebek. Sein Vater stand als Gärtner
in Diensten des Fürsten Auersperg.
Die erste Ausbildung erhielt der Sohn
in Prag. wo er die Kleinseitener Schule
besuchte. Bei seiner besonderen Vorliebe
für dasBaufach begann er im Jahre 1829
die technischen Studien und beendete
sie zu Prag im Jahre 1831. Da dem
Vater die Mittel für das Fortkommen
des Sohnes fehlten, mußte sich dieser
durch Unterrichtertheilen selbst behelfen.
Muthig nahm er den Kampf mit dem
Leben auf und arbeitete rüstig an seiner
theoretischen und praktischen Ausbildung,
welche letztere er noch durch Reisen nach
Deutschland und Italien, die er aus
seinen Ersparnissen bestritt, vollendete.
Mitte Mai 1833 kam S. nach Wien. wo
er zuerst bei dem Baumeister Hoppe
eintrat, bei dem er schon nach wenigen
Wochen die Dienste eines zweiten Poliers
versah; von Hoppe ging S. nach eini»
gen Jahren zu dem bekannten Stadt-
baumeisterM aye r und führte unter ihm
in den Jahren 1843 und 1844 den Bau
deS „Zwettlhofes" auf dem Stephans«
platze. Im letztgenannten Jahre unterzog
er sich der Baumeisterprüfung, erhielt
das Meisterrecht und nahm von da an
unter der Oberleitung von kaiserlichen
Baubeamten und ausgezeichneten Archi«
tekten die praktische Ausführung zahl«
reicher Bauten vor. Von diesen sind ins»
besondere erwähnenswerth: der theil»
weise Umbau und die Aufsetzung des
vierten Stockwerkes des kaiserlichen Bank«
Hauses, die k. k. Cigarrenfabrik in der
Vorstadt Weißgärbcr. die für die Staats»
druckerei nothwendig gewordenen Um»
und Zubauten im Franziskanergebaude
in der Singerstraße, bei der Beschrankt»
heit deS Raumes ein wahres architekto»
nischeS. freilich nur bei der inneren Be«
sichtigung recht erfaßbares Meisterstück; der Neubau des St. Barbara- und Post-
gebäudes auf dem alten Fleischmarkt;
die großartigen Maschinenwerkstätten auf
dem Raaber Bahnhofe; daS chemisch«
Pathologische Museum im allgemeinen
Krankenhause, ferner mehrere Bauten
von Privathausem in verschiedenen Vor«
stadten Wiens, so Nr. 72 in Mariahilf.
Nr. 109, 334. 378 in der Alservorstadt;
Nr. 78.113, 109 in der Roßau; Nr. 142,
308. 614. 413. 484 in der Leopold-
stadt. mehrere andere in den übrigen
Vorstädten und in der inneren Stadt,
unter denen insbesondere viele schwierige
AdaptirungSbauten. Im Jahre 1850
errichtete er in seinem Hause in Wien
eine eigene Bauschule, welche er bis an
fein Lebensende führte. Im Jahre 1861
wurde er im zweiten Wahlbezirke der
Stadt Wien (Leopoldftadt) in den Ge-
meinderath , in seinem Vaterlande im
Landbezirke Hohenmauth in den Land-
tag und von diesem in das Abgeordneten-
haus deS österreichischen Reichsrathes
gewühlt, in welchem er auf der rechten
Seite des Hauses saß und zu den eifrig-
sten Anhängern der Partei Ladislaus
Rieger zählte. Der oecko»slavische
Handwerkerstand lag ihm besonders am
herzen und ihn mit allen Mitteln zu
fördern, ließ er es sich ernst angelegen
sein. I n seinem letzten Willen bestimmte
er eine Summe von mehreren tausend
Gulden, deren Zinsen als Stipendien an
zwei arme Studenten von öechischer Ab«
kunft in den höheren Classen der Haupt-
schule zu verwenden find. Auch sonst noch
bestimmte er einen Jahresbeitrag für
Unterrichtszwecke: ferner kaufte er in
Böhmen ein größeres Bauerngut, ledig»
lich um den Arbeiterstand zu fördern und
mit den Fortschritten der Zeit vertraut zu
machen. S. war Mitglied deS nieder«
österreichischen Gewerbe«, des Ingenieur
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon