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sie wurde nunmehr vorzugsweise in der
Oper verwendet. Sie sang nun bisweilen
auch größere Partien, wurde aber desto
mehr in kleineren beschäftigt und dabei so
gegen alle Gebühr angestrengt, daß ihre
Stimme darunter litt. Statt sie zu scho-
nen und ihr Erholung zu gönnen, gab
man ihr gegen alles gute Recht die Entlas-
sung. Uebrigens war im Frühjahre 1832
ohnehin ihr Contract zu Ende. Menn in
dieser Skizze in Manchem von der Lebens«
beschreibung. die sie selbst verfaßt, abge«
wichen wird, so geschieht dieß nur, um
die Befangenheit subjectiuer Anschauung,
die nun einmal menschliche Schwache
bleibt, zu corrigiren.^ Sie war nun frei
und gönnte
sich,
um ihre Stimme erstarken
zu lassen, die nöthige Ruhe. Ein Zeit«
genoß schildert diesen Moment in Agne-
sens Leben treffend so: „die kleine und
mittlere Sängerin hatte nun ihre Lauf-
bahn abgeschlossen und sie war nun mit
sich einig, sofort eine große Sängerin zu
werden. Sie hatte in Dresden der gefeier«
ten Schröder-Devrient Manches
abgelernt und führte die Copie mit be-
harrlicher Treue auch im Einzelnen durch".
Ihre Stimme fand sich nach einiger Ruhe
wieder ein. Zuerst folgte sie einem Gast«
spiele nach Pesth, das, für sechs Rollen
angesetzt, sich in Folge des Beifalls, den
sie reichlich erntete, in ein vortheilhaftes
Engagement auflöste. Sie sang die Eme«
line in der „Schweizerfamilie" , den
Tancred. die Agathe im „Frei«
schütz", die Eglant ine in Weber'S
,Euryanthe" , die Zerl ine in „Fra
Diavolo". die Oberpriesteri n in der
„Vestalin", Arsace in „Semiramis".
Malcolm im „Fräulein am See", die
DeSdemona in „Othello", dieElvira
in „Don Juan", den Romeo inBel.
l ini 's „Romeo und Julie" und sang diese
letzte Partie nicht weniger denn 30 Mal hintereinander, und die Nebea inChe«
rubini 's gleichnamiger Oper. Im Früh.
jähre 1836 war ihre Contractzeit abge-
laufen, die Ferien in dieser Zeit hatte sie
zu Gastspielen in Wien und Gratz benützt.
Ihr Repertoir hatte sich auch noch um
einige Glanzrollen vermehrt, darunter
Nornia,Fidel io, Rosine in „Bar«
bier", Crociato u. s. w. Nach beende«
tem Pesther Engagement trat sie nur
mehr in Gastspielen auf, und zunächst in
Nürnberg, wo sie für längere Zeit, 1836
bis 1842, bleibenden Aufenthalt nahm.
Dem Nürnberger Gastspiele folgten deren
in Karlsruhe im Frühlinge 1837, Stutt-
gart im Sommer desselben Jahres, in
Breslau, in München, Straßburg. von
wo sie einen Ausflug nach Paris unter»
nahm und dort an den berühmten Si-
gismund Ritter v. Neukomm ^Bd.XX,
S. 238 j^ empfohlen, von ihm in liebe-
vollster Weise empfangen wurde. Sie
widmete auch feinem Andenken in ihrer
Lebensbeschreibung einen längeren Ab»
schnitt. I n Paris wurde sie durch
Krankheit längere Zeit aufgehalten.
Von dort aus besuchte sie Oberitalien.
Nach ihrer Rückkehr aus Italien sang sie
in Weimar, Göttingen. Schwerin, Kö»
nigsberg. Warschau, Lemberg, Posen,
Regensburg, Würzburg. Aachen und
Karlsruhe, in welch letzterer Stadt sie
im Jahre 1842 ihre künstlerische Thätig,
keit beschloß. Bezüglich der oberwähnten
Gastspiele macht der schon citirte Zeit«
genoß folgende Bemerkung : „Nm sich zur
eigentlich berühmten Sängerin aufzu-
schwingen, schlug sie einen eigenthüm«
lichen Weg ein. Bald an dieser, bald an
jener größeren Bühne ließ sie sich zu
einem Gastspiele erwarten; dann aber
hinderte sie eine eingetretene Heiserkeit
oder ein anderer Umstand, dem Rufe zu
folgen, und nun sprachen die Journale
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon