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Schickh 263 Schickh
Unterwelt" als Localdichter aufgetreten.
Aus der Fluth seiner Arbeiten, von denen
S. 267 in den Quellen eine Uebersicht der
größeren Zahl derselben gegeben wird und
deien eine, die im Jahre 1844 gegebene:
„Nochmals Paris bei Tag und Nacht",
als S.'s 62. Stück bezeichnet war, erhiel»
ten sich etwas langer über dem Wasser:
„Nina", „Bruder Lüftig", „Der Kampf
des Glückes mit dem Verdienste" und
„Das Zauberdiadem", welche bessere Ein»
nahmen erzielten. Seine „Adelaide, oder
zehn Jahre aus dem Leben einer Sän»
gerin" kam sogar auf auswärtigen
Bühnen zur Aufführung. Spater schrieb
er für das Theater an der Wien und auch
für jenes in der Leopoldstadt. Von den
auf ersterer Bühne gegebenen Stücken
stnd „Die Entführung vom Maskenball",
„Hanns Iörgel in Wien" und „Die
schöne Holländerin" bekannter geworden.
Am bekanntesten im Publicum wurde sein
Name durch ein im Leopoldstädter Thea»
ter gegebenes Stück, das dem traurigen
Elementar« Ereigniß der Ueberfchwem-
mung Wiens im Jahre 1830 seine Ent«
stchung verdankte. Auch das Leopold«
stüdter Theater war von den Fluthen
hart mitgenommen worden. Als eS erst
nach mehreren Tagen wieder geöffnet
werden konnte, wollte sich der durch den
Besuch deS Eisstoßes verscheuchte Froh»
sinn nicht sogleich wieder einstellen, bis
Schickh's Posse: „Der Sieg des guten
Humors" demselben Bahn brach. Das
Stück selbst war unbedeutend, geradezu
geschmacklos, der Gedanke aber, den
guten Humor als Allegorie, und zwar
als eine aus farbigen Lampen zusam»
mengesetzte Figur, welche den ersten
Vers der Volkshymne: „Gott erhalte
unsern Kaiser" bildeten, erscheinen zu
lassen, gab den Ausfchlag. Dieser Act«
schluß veranlaßte bei einem Publicum, daS am Kaiserhause mit fast kindlicher
Verehrung hing, einen nicht enden wol«
lenden Beifall. Diese eigentlich patrio«
tische Demonstration bezog aber der selbst-
gefällige Poet auf sein Stück, das sich in
der That nicht über das Maß der ge«
wohnlichen Dutzendfabrikate dieser Art
erhob, und in seiner Selbstüberschätzung
nannte er sich auf jedem neuen Stücke,
welches er noch zum Besten gab, auf dem
Theaterzettel nicht mehr mit seinem Na«
men, sondern immer nur als den „Ver-
faffer deS Sieges des guten HumorS".
was ebenso in Rücksicht auf die Nnbedeu»
tenheit jenes Stückes, als auf den aus
den sechs Worten zusammengesetzten
Pseudonym sich komisch genug ausnahm.
Schickh war ungemein fruchtbar und
producirte nahezu 70 und vielleicht mehr
solcher Eintagsfliegen, deren charakte«
ristisches Merkmal die Mittelmäßigkeit
war. Das beste darunter wäre wohl
seine Posse: „Die Entführung vom Mas»
kenballe", aber diese ist eben nur eine
Umarbeitung einer älteren Posse: „Der
Bettelmannsschmaus" von Perinet.
Als es nüt der Posse nicht recht vorwärts
wollte, dünkte sich S. zu Höherem beru«
fen und schrieb nicht mehr — Poffen,
sondern tiefernste Schau» und Lustspiele,
deren er auch verschiedene fertig und im
Vorrath hatte, den ihm aber Niemand
abnahm. Einige Zeit, in den Jahren
1836 und 1837, ging er sogar mit dem
Gedanken um, selbst die Direction einer
kleinen Bühne zu übernehmen, doch,
obgleich er wohlhabend war, reichte sein
Vermögen zu einem solchen Unternehmen
nicht aus. Eine fast ominöse Berühmt«
heit — um nicht das schwere „Berüch-
tigtheit" anzuwenden — erwarb er sich
durch seine Frau, die Localsangerin Dlle
Jäger, eine vertraute Freundin der
Therese Krones sBd. XIH, S. 258^.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon