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Schiedermayr 269 Schiedermayr
straienserstifte in Bayern. Oft rühmte S.
die Disciplin, die damals noch in diesem
Orden herrschte, beklagte sich aber auch
über die Strenge, mit der man gegen ihn
und seine Consorten verfuhr, während
er der gütigen und liebevollen Behand-
lung wegen vorzüglich die Benedictiner
lobte. Hier wurde er im Gesänge etwas
fester, lernte den Anfang zum Klavier-
spielen, theils von einem gewissen Ob er»
gaßner, theils von seinem älteren leib«
lichen Bruder Georg, welcher gleich-
zeitig die Organistenstelle im nämlichen
Stifte versah. Da verweilte er drei Jahre
und kam im Jahre 1791 nach Ober»
alteich, einer später auch aufgehobenen
Benedictinerabtei, wo der Grund zu
seiner späteren musikalischen Ausbildung
unter tüchtigen Meistern gelegt wurde.
Außer seinem Lehrer in den Anfangs»
gründen der lateinischen Sprache, Ange.
lus Maria 3ang, leiteten noch Edmund
Här t l und Stephan Fuchs ihn im
Gesänge und im Studium des General«
bafses. So ward er frühzeitig mit der
Wichtigkeit dieser Grundlage und Grund«
bedingung jeder Composilion vertraut
gemacht. Mit diesen Vorkennwiffen aus>
gerüstet, kam er 1793 nach Straubing in
das Mufik-Seminarium. Der gründliche
Unterricht, den er in Oberalteich zwe'
Jahre hindurch genossen, hatte bei seinen
Anlagen und bei seinem Fleiße solch,
Früchte getragen, daß er hier, obgleich
er erst 14 Jahre alt war, unter 24
Zöglingen der beste Organist war. I n
dieser Anstalt war es vorzüglich ein
Freiherr von Dyrnitz — einer der aus»
gezeichnetsten Pianospieler seiner Zeit —
der ihm in der Fingerordnung VieleS
zeigte und zur Belebung seines Eifers
mehrere Mozart'sche Sonaten, sobald
er sie ihm vorzuspielen verstand, zum Ge»
schenke machte. Seine beiden Lehrer in er lateinischen Sprache lehrten ihn auch
ie Flöte und Violine — die Orgel aus«
genommen, sein Lieblings. Instrument.
Schon nach einem Jahre seines Aufeni>
Haltes zu Straubing — also in seinem
13. Jahre — fing er an zu componiren:
ein I^nlum sr^o mit vier Singstimmen,
ein ^Inaa — reäemtoriI matsr — und
eine Meffe in O-äur für seinen Vater.
Wahrend er die musikalischen Uebungen
und Studien mit jugendlicher Regsamkeit
betrieb, vernachlässigte er keineswegs
seine intellectuelle Bildung; er war in
der Real« und lateinischen Schule immer
einer der Ersten. Drei und ein halbes
Jahr hatte er in Straubing zugebracht.
Eine sehr harte, dem begangenen Fehler
nicht angemessene Strafe des Musik.
Seminarinspectors hatte das Ehrgefühl
des nun schon im Jünglingsalter stehenden
Schülers so tief verletzt, daß er, ohne zu
wissen wohin? plötzlich Straubing ver«
ließ und nach St. Nikola, einem Chor«
Herrnstifte nächst Paffau, kam. wo er
anfänglich als Bassist, dann als Organist
angestellt wurde. Hier, ganz in der Nahe
eines kunstliebenden und fördernden
Hofes, hatte er die erwünschteste Gele«
genheit, bei der Aufführung größerer
Musikstücke thätig mitzuwirken und durch
das Anhören großer Künstler sich noch
mehr zu bilden. Dennoch setzte er auch
hier seine literarischen Studien fort.
Durch die bisherigen Erfahrungen, die er
bei mehreren seiner Lehrer gemacht hatte,
zur Ueberzeugung geleitet, wie leicht auch
im Clericalstande die musikalische Aus«
bildung fortgesetzt werden könne, war er
deS festen Willens, sich zum geistlichen
Stande zu wenden und hatte bereits den
zweiten Jahrgang der Theologie begon-
nen. Doch mit einem Male wurde seine
Lieblingshoffnung vereitelt — es erfolgte
die Aufhebung aller Klöster und Stifte in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon