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currenten Dienste unmittelbar um seine
Person und betraute ihn theils mit publi-
cistischcn Arbeiten, theils mit politischen
Missionen, unter welchen zunächst die
Leitung der Wahlen zum Frankfurter
Parlamente und zum Central-Wahl-
comitä der Wiener Nationalgarde er«
wähnt seien. Die Ereignisse des Jahres
1848 brachten ihn in seiner Stellung bei
dem Grafen Ficquelmont mit ver.
schiedenen Persönlichkeiten in Berührung,
auch wurde er in den damaligen Sicher«
heitsauSschuß gewählt, in welchem jedoch
sein Konservatismus bei den rückhaltlosen
Fortschritlsideen der Mehrheit Mißtrauen
erweckte und ihm allseitig heimliche
wie offene Gegnerschaft zuzog. Doch
soll S.'s Auftreten in wichtigen Anlässen
manches Unheil verhütet haben, gegen
welches der Sicherheitsausschuß, der aber
das Gebaren der fanatisirten Menge im
zweideutigen Sichgehenlassen mit ansah,
zu wirken berufen war. Als aber die
Bewegung immer erregter, die Zustände
immer drohender, ja auf die Dauer un>
haltbar wurden, trat S. aus dem Sicher-
heitsausschusse und verließ Wien. Man
hatte ihn ohnehin im Verdachte, dem
Fürsten Metternich auf der Flucht
behilflich gewesen zu sein, und seine
„schwarz'gelbe Gesinnung", deren da«
mals Jeder beinzichtigt wurde, der nicht
mit der aufgewiegelten Masse Hand in
Hand ging. war genug, um seine Lage
zu einer wirklich gefahrlichen zu machen.
S. verlebte diese Zeit in Triest, von wo
er im August 1848 nach Wien in sein
Amt zurückkehrte und nun von dem
Ministerpräsidenten Freiherrn von W es«
senberg mit einer geheimen Mission
nach Pesth betraut wurde. Durch die bei
dem ermordeten Feldmarschall-Lieutenant
Grafen Lamberg vorgefundenen Pa«
Piere in den Augen der ungarischen Revo. lutionäre schwer compromittirt, blieb ihm
nur übrig, sich durch Flucht allfalligen
Fährlichkeiien zu entziehen. S. floh nach
Mähren und kam nach Olmüh, wo sich
eben alle Minister befanden. Graf S t a«
dion, damals Minister des Innern,
beabsichtigte, um in der gegen Oesterreich
im hohen Grade aufgeregten öffentlichen
Meinung in Deutschland und Frankreich
einen Umschwung herbeizuführen, die
Gründung einer Monatschrift nach dem
Muster der „liLvnk äss äeux llwnä68".
S. wurde mit den Vorarbeiten hiezu
betraut und unternahm Ende 1848 eine
Neise nach Deutschland, Belgien, Frank,
reich und England, um mit den dortigen
politischen und wissenschaftlichen Notabi«
litäten Verbindungen anzuknüpfen. Die
Erkrankung des Grafen Stad ion, die
sich bald in ein unheilbares Geistesleiden
auflöste, vereitelte die Ausführung dieses
Unternehmens, zu dem bereits alle Vor«
bereitungen getroffen waren. Im Sep»
tember 1849 wurde S. dem Ministerium
des Innern zugetheilt, um ausschließlich
in der politisch-publicistischen Sphäre
thätig zu sein. I n Folge der oberwähn»
ten Mission im Jahre 1848 mit dem
Gange und vielen hervorragenden Per«
sönlichkeiten der ungarischen Revolution
vertraut, wurde ihm nun der Auftrag,
nach der Uebergabe von Komorn sammt»
liche, auf die Thätigkeit der revolutio«
nären Regierung bezüglichen Acten zu
sammeln und eine geschichtliche Uebersicht
der Ereignisse zusammenzustellen. S. be«
reiste zu diesem Zwecke, theilweise mit
dem Hauptquartiere Haynau's, ganz
Ungarn und brachte ein ansehnliches
Material zu Stande. Nach seiner Rück.
kehr nach Wien war S., der sich in den
ungesunden Theißgegenden, wohin ihn
seine Nachforschungen geführt, daS dort
herrschende Wechselsieber zugezogen, län»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon