Seite - 290 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29
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Schießwald 290 Schießwald
Stcuern nicht lohne und es weit Vortheil»
haftcr wäre, wenn diese Grunde mit
Fruchtbaumen bepflanzt wären. Er machte
mit dieser Umgestaltung in seinen eigenen
Weinparcellen den Anfang, legte in
seinem Hausgatten zu Poigen eine große
Baumschule an, unterrichtete die jungen
Leute im Veredeln der Wildlinge, zeigte
ihnen die Vorzüge des guten und Dauer«
ödstes vor dem gemeinen Landobste, er«
munterte zum Handel und Obstbau im
Großen, gab mit Vergnügen aus seiner
Baumschule Jedem, der ihn darum
ersuchte, edles Kern» und Steinobst, und
so wurden bald sämmtliche Weingärten
ausgerodet und noch gegenwärtig sieht
man in der Länge von fast zwei Stunden
an den südwärts gelegenen Bergwanden
taufende von Fruchtbäumen blühen, wo»
von nur allein die Kirschenbäume in
mittelmäßig fruchtbaren Jahren den
Eigenthümern mehrere tausend Gulden
einbringen. So hat Pfarrer S. durch
Lehre und Beispiel, Ermunterung und
Hilfe innerhalb fünfthalb Decennien in
so ersprießlicher Weise in seiner Pfarre
gewirkt, daß die ökonomische Vervoll«
kommnung der ganzen Gegend so zu
sagen sein Werk ist. Nebstbei war S. ein
Bienenfreund und hatte sowohl in Neu»
kirchen als in dem gegen den Wind mehr
geschützten, den Waldern naher gelegenen
Orte Poigen sehr viele Bienenstöcke auf-
gestellt, worin ihm mehrere Landwirthe
folgten, so daß noch gegenwärtig in vie»
Im Häusein große Bienenstöcke mit 30
und mehr Körben zu sehen sind. Auch
förderte er in den letzten Decennien des
vorigen Jahrhunderts den Erdäpfelbau
in der dortigen Gegend, führte den An-
bau des Klee's, namentlich des rothen
Steirer« und Luzerner.Klee's ein, den
er aus der Gegend von Strengberg,
V. O. W, W., hieher kommen ließ und bewirkte so nicht nur, daß bei dem hiesig
gen Mangel an Wiesen in den meisten
Häusern zweimal so viel Nutzvieh gehal-
ten und um so mehr Dünger erzeugt
werden konnte, sondern auch. daß die
hiesigen matten und todten Lehmgründe,
welche bis dahin kaum eine spärliche
Kornernte gaben, nunmehr in fruchtbare
Weizenäcker umgewandelt wurden. Diese
Verdicnste S.'s um das Gemeindewesen
fanden auch ah. Ortes Würdigung, und
S. wurde von Kaiser Franz mit der
goldenen Civil-Verdienstmedaille ausge-
zeichnet, aber das Ehrenzeichen gelangte
erst an S., nachdem er bereits den ewigen
Schlaf des Gerechten schlief. Aber auch
noch in seinen letztwilligen Anordnungen
zeigte sich ebenso der gottesfürchtige
Priester, wie der edle Menschenfreund.
Selbst wenige Bedürfnisse kennend und
ungemein einfach lebend, hatte er durch
seine Obstcultur und weise Sparsamkeit
ein nicht unansehnliches Vermögen er-
übrigt, welches er letztwillig in folgender
Weise vertheilte: Nachdem an mehrere
Blutsverwandte, Pfarrkinder (namentlich
an viele seiner Firmlinge und an Dienst»
leute) mehr oder weniger bedeutende
Legate in Geld, Grundstücken, Pretiosen
und an Bienmfreunde in Bienenstöcken
gemacht, setzte er die Kirche, an welcher
er so viele Jahre in segensreicher Weise
gewirkt, zur Universalerben ein und hin»
terließ ihr mehrere tausend Gulden; ein
nicht unansehnliches Legat widmete er
dem Armeninstitute seines Geburtsortes,
eine Summe von 909 fl. stiftete er zu
dem Zwecke, daß von den Interessen der.
selben armen Pfarrkindern jährlich Schul-
bücher gekauft und für sie daS Schulgeld
bezahlt werde. Der Gemeinde Poigen,
wo er seine große Baumschule gepflanzt,
legirte er ein werthvolles Grundstück,
damit jährlich zu seinem Gedächtniß in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon