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Schikaneder 302 Schikaneder
men. Ja, es ist nicht nur möglich, son«
dern geradezu wahrscheinlich, daß eine
oder ein paar Melodien in der Oper
von Schi kaneder herrühren, der, wie
es ja'bekannt ist. selbst gut musikalisch
war und schon viele Jahre früher zu der
von ihm selbst verfaßten Operette ,,Die
Lyranten" die Musik geschrieben hatte.
Das Alles aber benimmt der unsterb«
lichen Schöpfung Mozart 's nicht um
ein Haar breit den Werth und steigert
auch ebenso wenig S chikaned e r's Ver»
dienste als Musiker und Dichter. Der
Ausspruch S.'s nach der Aufführung:
„Ja. die Oper hat gefallen, aber sie
würde noch mehr gefallen haben, wenn
mir Mozar t nicht so viel daran ver»
dorben hatte", ist so urkomisch und so
unverwüstlich grotesk, daß man sie unter
ein Basrelif meißeln sollte, das Mozart
mit der Composition der „Zauberflöte"
beschäftigt darstellt. Auch daS von so
Vielen als „sinnlos" verschrieene Sujet
hat eben nur von Schikaneder Schä-
digung erfahren. DennGiesecke wird
sich gehütet haben, anzugeben, woher er
den Stoff geschöpft; und wenn nun
Schikaneder, ohne die Quelle und
den geheimen Hintergedanken des lidrstto
zu kennen, mit seinem directorialen Stifte
im Textbuche herumwirthschaftete, ist es
leicht begreiflich, daß Manches unsinnig
herauskam, was vordem einen tieferen
Sinn hatte. Bezüglich der Allegorie der
„Zauberfiöte" wird auf S. 308 verwie-
sen und auch bemerkt, daß hinsichtlich der
ausführlichen Quellen über diesen Punct
der Artikel Mozart im XIX. Bande
dieses Lexikons nachzulesen sei, wo S. 242
und 243 eine reiche Literatur über die
„Zauberflöte" nachgewiesen wird. Mit
der „Zauberflöte" hatte Schikaneder
Glück gehabt und ganz stattliche Ein-
nahmen erzielt, und die im Feuilleton des „Wanderer" 1369, Nr. 332. in einer
Anmerkung ausgesprochene Ansicht, daß
Schikaneder mit der „Zauberstote"
keineswegs Reichthümer gesammelt, will
nicht recht paffen, da es ja bekannt, wie
Schikaneder, wenn er Geld besaß,
Alles verpraßte. Wenn er hauszuhalten
verstanden und gegen Mozar t ehrlich
gehandelt hätte, so konnte S. ebenso bis
an sein Lebensende Vermögen besitzen,
wie der hochsinnige Mozar t das ge»
meine Vorgehen Sch ikaneder's, der
ihn um seinen Antheil betrogen hatte,
nicht mit dem einfachen „der Lump",
womit Schikaneder gemeint war, ab«
zuthun gezwungen gewesen wäre. Die
Theaterbude im Freihause genügte schon
lange nicht mehr, und so hatte sich denn
S. entschlossen, ein neues Haus zu bauen,
hatte aber dabei nicht wenig Hindernisse
und Intriguen aller Art zu besiegen, bis
Kaiser Franz mit ah. Entschließung
vom 19. April 1800 resolvirte: „Dem
Schikaneder will Ich die Erbauung
eines Theaters gestatten, die Vorstellung
deS Freiherrn von Braun (des Haupt»
gegners deS Schikaneder'schen Thea»
terbaues) aber ist ohne Ertheilung eineS
Bescheides aä aota. zu legen". I n diesem
neuen, damals schönsten Schauspielhause
Wiens, welches am. 13. Juni 1801 eröff-
net wurde, gab Schikaneder Lustspiele,
Schauspiele und Trauerspiele, und mit»
unter auch sogenannte heroische Opern,
meist von ihm gedichtet. Schikaneder's
Compagnon war Zi t terbarth. Schon
ein Jahr nach der Eröffnung überließ
S. sein Privilegium nebst allen Ansprü«
chen um die Summe von 100.000 st.
seinem Compagnon. Auch die Direction
hatte er aufgegeben und sich auf's Land,
wo er in Nußdorf ein Landhaus besaß,
zurückgezogen. Dort litt es ihn nicht lange
in dieser Unthätigkeit. Von Zeit zu Zeit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon