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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29
Seite - 310 -
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Schikancder 310 Schikaneder zum Zeichen, daß sie auf den ganzen Erdball gerichtet sind. Auch erleuchten die Priester bei der Aufnahme Tamino's die grausenvollstrn Oerter mit Fackeln, um anzudeuten, daß endlich auch die Fackel der Aufklärung in die finstersten Gegenden deS Weltalls dringe. Ehe aber Tamino wirklich in den Tempel des Glückes gelangen kann, muß er sich allen und auch den schwersten Prüfungen unterziehen, welche vorgeschrieben sind. Tamino besteht die fürchterliche Probe deS Wassers. deS FcuerS, überzeugt non der Güte des alten Sarastro, mit standhaftem Muthe und wird endliä, mit seiner Pamina in den Tempel des Glückes aufgenommen, wo sie seine Gattin wird. Sein Begleiter Papageno. der im An, beginn, so lange die Abenteuer glatt ablau» fen. guten Muthes, dabei aber prahlerisch ist, ist im Grunde ein ebenso schwacher als roher Mensch, der. so gern er auch glücklich sein möchte, doch jede Anstrengung und Schwie. rigkeit haßt und sich nicht gern etwas versagt. Nährend Tamino geduldig alle auferlegten Proben übersteht, denkt Papageno nur an seine plumpen Vergnügen, an Essen und Trinken. Als er endlich zur Einsicht gelangt, daß Alles dieß doch nicht wahrhaft glücklich mache, wird er deö Lebens satt und will aus Furcht uor kommenden Gefahren sich auf> hängen. Zur rechten Zeit aber wird er durch die guten Genien einrS Besseren belehrt und gibt. wicwohl noch immer höchst ungern, dem alten Weibchen (der Gleichheit, als der ältesten Eigenschaft des menschlichen Geschlech- tes) seine Hand, daS sich nun wieder in ein holdes Mädchen verjüngt und den Papageno glücklich macht. Das Auszeichnende an Papa» geno ist: schöne Federn über den ganzen Leib wegen seiner Eitelkeit; die Hictenpfeife bezeichnet scine Rohheit und alles Glockenspiel (wurnach AlleS tanzen muß, als eine Wir« kung des Reichthums) gleicht dem Schalle des Goldes, das in den Händen der Reichen circulirt. Monostatos (die Emigranten) sucht auf alle Weise dem Glücke des Tamino Hindernisse in den Weg zu legen, durch List und Trug und auch durch Gewalt, so daß er am Ende die Pamina gar todten will. Aber Sarastro straft ihn dafür. Noch einmal rafft er seine letzten Kräfte zusammen, um mit der Königin der Nacht einen Sturm auf den Tempel des Glückes zu wagen; aber er wird mit ihr auf ewig in den Abgrund ge< stülzt. nachdem er vorher feierlich geschworen hat, daß er mit seiner Geliebten und ihm an schwarzer Sinnesart gleichenden Königin stets verbunden bleiben wird. Die wilden Thiere, welche auf die süßen Tone der Zau< berflöte ihre Wildheit auf einige Zeit ablegen, sind Löwen (Wappen der Niederlande). Leo« parden (England), Adler (Oesterreich. Ruß< land und Preußen), die übrigen bedeuten die kleineren Staaten. — So die Allegorie. So wenig geistreich man dieselbe finden mag, sie verfehlte, von Mozart 's sphärengleichen Melodien getragen, ihre Wirkung nicht und behauptet sie bis auf unsere Tage und wird sie behaupten, so lange der Sinn für Musik im Menschenohre leben wird. IV. Schikaneder's Porträte. Ein solches von sich ließ Schikaneder selbst, und zwar in Stein ausführen. Als er das Theater an der W^n — lange Zeit Wiens schönstes Schau« fpielhaus — hatte bauen lassen, gab er demselben zwei Haupteingänge, einen vorn gegen die Wien, wo die Fiaker halten müssen, den andern an der (damaligen) Glacisseite, wo die Privatwagen anfahren. Neber dieses letztere Thor ließ Schikaneder sich selbst alS Papageno (daher der Name Papageno, Thor) setzen, wie er sein Lockpfeifchen gegen die Stadt hinein bläst, und neben ihm ein paar pausbackige Buben, die ihre Netze schon voll Vögel haben. Er soll dieß gethan haben, weil ihm die „Zauberflöt!.'", die er im Ganzen sechsthalbhundert Male gegeben, vorzüglich emporgeholfen hatte. Die Papageno<Figur ist sechs Fuß hoch, hat einen Speckhals, mißt eine gute Klafter in der Peripherie und Wiegt dritthalb Centner — und ist allerdings für einen Papageno etwas schwerfällig. — Außerdem ist ein schönes Blatt im Kupfer- stiche von Philipp Richter (ohne Angabe deö Verlegers, gr. 8<>.) bekannt, mit der Unterschrift: Emanuel Schikanedcr. Schau. spieler>Director und Schauspieler. Das schon sehr seltene und nett ausgeführte Blatt diente den Herren Grünfeld und Schilcher als Vorlage, als sie im Jahre l864 den neuen Vorhang im Theater an der Wien malten, der eine Apotheose der „Zaubcrfiöte" bildet und S chikaneder's Bildniß in einem Blu» menmedatllon weist. — Außerdem brachte der Gubitz'sche Volkökalenoer in einem orr Vierziger.Iahrgänge Schikancder's Bild, niß in ganzer Figur und später das von Kober in Prag herausgegebene illustrilte Blatt: „Von HauS zu Haus" (gr. 4°.) 186U. Nr. 23, S. 2!)2, wo Schikaneder — so ziemlich ähnlich dcm Bilde im Guditz'schcn
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Sax-Schimpf, Band 29
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Sax-Schimpf
Band
29
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1875
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
374
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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