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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29
Seite - 325 -
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Schilling 325 Schilling Nes Aeußere zwang ihn. der sonst immer auf Sauberkeit in der äußeren Erschei- nung gehalten hatte, die Gesellschaft zu meiden. Dabei besaß er zu viel edlen Mannesstolz, um sich in Klagen darüber zu ergehen oder auch n^r anzunehmen, was man auf die zarteste Weise ihm bei» zubringen suchte. Er verschmähte zu netz- men, was er nicbt verdient hatte oder zu erwiedern und auszugleichen außer Stande war. Leute, die mit ihm in einem Hause wohnten, erzählen wirklich rührende Züge des alternden Mannes, seiner Willenskraft und seines Zartge« fühls. Er wäre ein wahres Muster, wel« ches man dem Großtheil des heutigen Arbeiterstandes und Proletariats zur Nachahmung hinstellen könnte. Die Ar beit und ihre Errungenschaft war sein Stolz, und lieber hungerte und darbte er, als daß er aus fremdem Besitz nahm und fremden Erwerb für sich verwen dete. Schi l l ing war Protestant, dessen ungeachtet unterließ er niemals, den festtäglichen Gottesdienst (Amt und Pre digt) im Dome zu hören. Vor dem Iaho 4848 hatte er in Salzburg auch keine Ge< legenheit, die Glaubensbräuche seiner Gemeinde zu üben, er machte selbe aber auch nicht mit, als eine protestantisch! Gemeinde und ein protestantisches Bet haus in Salzburg entstanden, und so trieb er es bis in sein Alter fort. An den schwarzen Blattern erkrankt, kam er in die Pflege der barmherzigen Schwestern im IohanneS'Spitale und starb daselbst ohne die Tröstung des Pastors, und e that Jedem, der ihm auf dem letzter Wege daS Geleite gab, schmerzlich wehe, daß dem todten Biedermanne noch in' Grab darüber der herbe Vorwurf nach geschickt ward. S. war ledig, aber ei nährte stetig eine stille, in dichterische! Ergüssen gefeierte unerreichte und woh nerreichbaro Flamme, die bis in sein Alter nicht erloschen war. Vielleicht steht as Alles mit seiner Geheimniß gebliebe» len Iugendgeschichte im Zusammenhange. Schi l l ing, obwohl ein Fremder, war ach und nach eine typische Persönlichkeit Salzburgs geworden. Ein jeder Salz. urger kannte das kleine, schiefgewachsene, aber sehr lebhafte Männlein, das sehr bescheiden, artig und zuvorkommend und überdieß sehr wißbegierig, dabei weit über seinen Stand gebildet war. Salz« urg war ihm seine zweite Heimat gewor- den, die er mit wahrer Begeisterung iebte. An arbeitsfreien Tagen sah man !hn auf dem Gaisberge und Untersberge Pflanzen sammeln, noch öfter auf dem Kapuziner', Mönchs» und Nonnenberge, besonders Abends bci Sonnenuntergang die Landschaft und ihre dahier wirklich zauberischen Naturspiele bewundernd. Nemerkenswerth erscheint eS noch, daß Baron von Meyendorff . der russische Gesandte, S. alljährlich auf seiner Ga» steinerBadercise in der Druckerei besuchte. Vielleicht waren eS numismatische In» tereffen. welche den Staatsmann mit dem schlichten Schriftsetzer in Verbindung brachten. Schill ing ruht aufdem Spital« Friedhofe in Salzburg. Seine eigene, an seltenen Werthstücken reiche numismatische Sammlung wurde, wie schon bemerkt, von S. auS Noth durch Verkauf zerstreut. Eine von ihm angelegte, reichhaltige, zumeist Salzburg betreffende Kupferstich, sammlung gab er um den Spottpreis von 200 fl. dahin und sie gelangte durch Munisicenz des Fabriksbefttzers Iust i - nus Robert >M. XXVI , S. 209^ in den Besitz deS Salzburger stadtischen Museums Carolino<Augusteum. Zellner's Blätter für Musik. Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1870. S. 74- — Fremden» Blat t . Hon Gustav Heine (Wien, 4°.)
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Sax-Schimpf, Band 29
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Sax-Schimpf
Band
29
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1875
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
374
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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