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Schimmer 340 Schimmer
bildet so zu sagen den Grundstein jeder
folgenden verwandter Art. Außerdem war
S. mehrere Jahre viel journalistisch thätig,
so hatte er sich in den Jahren 1844 bis
1848 an Ebersberg's „Zuschauer"
betheiligt, indem er für denselben theils
Recensionen oder literarisch'Musikalische
Ercurse, theils Novellistisches und Er-
zählendes schrieb. MehrereS übersetzte er
auch aus dem Englischen, in welcher
Sprache S. um die Mitte der Vierziger«
Jahre Privatunterricht ertheilte und zu
diesem Zwecke eine eigene Grammatik
.nach Walker's Grundsätzen in Gemein»
schaft mit dem gelehrten Englander Lewis
Liddard verfaßt hatte, welche aber
ungedruckt geblieben. Ungeachtet S. bei
einer zahlreichen Familie die literarische
Beschäftigung als Lebenserwerb betrieb,
so entzog er sich deßhalb noch immer
nicht der mitunter nicht eben leichten
staatsbürgerlichen Wichten, wirkte in
der Gemeinde, der er gehörte, mit seinen
besten Kräften, und insbesondere im ver»
hängnißvollen October 1848, wo er bei
den nicht zu bescheidenen Anforderungen
der e'mmarschirenden, panischen Schreck
verbreitenden Croaten als Vertrauens»
mann der Gemeinde Perchtoldsdorf öfter
vermittelnd dazwischen trat und von den
hochgegriffenen ausgeschriebenen Contri»
butiomn ein Erkleckliches abhandelte.
Wenn man S.'s schriftstellerische Wirk-
samkeit überblickt, so stellt er sich uns —
nicht als geschichtlicher Forscher, was er
gar nicht beanspruchte, zu sein, wenn er
auch in seiner Häuserchronik die Befahl-
gung dazu documcntirte — wohl aber
als Freund der Geschichte dar, der die
Liebe für diesen Wissenszweig in den
weitesten Kreisen zu wecken bemüht war,
indem er das von Fachgelehrten bei»
gestellte Material durch populäre Bear-
beitung und einen der Sache entsprechen» den angenehmen Styl dem großen Lese«
publicum vorzuführen suchte. Die Reich,
lichkeit seiner Arbeiten und die wieder»
holten und noch öfteren Auflagen der«
selben geben Zeugniß dafür, daß ihm
dieß auch gelungen. Mehrere seiner
Schriften dienten als Leitfaden beim
Unterrichte der Prinzen des kaiserlichen
Hauses und das bezeichnendste Wort
überSchi mm er den Schriftsteller möchte
wohl der unvergeßliche Geschichtsforscher
Ehmel ^Bd. I I , S. 331; Bd. XI ,
S.379^ gesprochen haben, wenn er sagt:
„Schimmer's Werke machen keinen
Anspruch auf den Abschluß der Forschung,
die sie vielmehr erst recht anregen, aber
das Wirken des steißigen Verfassers ist
darum nicht ohne großes Verdienst".
Nach seinen Büchern, Sammlungen und
literarischen Arbeiten war ihm die Farm«
lie das Nächste und Höchste, für sie arbei»
tete er mit allem Ausgebote seiner Kräfte
und es war keine kleine Familie. I n
einer 29jährigen glücklichen Ehe mit
seiner im Jahre 1831 verstorbenen Frau
hatte er 15 Kinder erzeugt, von welchen
ihn 7 überlebten. Mit dem Tode seiner
Gattin war auch S.'s schriftstellerische
Thätigkeit gebrochen, fortan beschäftigte
er sich vorherrschend mit seinen Sa mm»
lungen, die er seit Langem anzulegen
begonnen hatte. Dieselbe bestand mei«
stens aus mitunter sehr alten, seltenen
und kostbaren Kunstblättern von Wiener
Ansichten und Autographen, welche er
mit erstaunlichem Fleiße zusammengebracht
und wovon er, als sie als Mittel seines
Erwerbes dienen mußten, sich nur sehr
schweren Herzens trennte. Die seltenen
Drucke und Aquarelle seiner Sammlung
bilden den Grundstock der Sammlung
von Wiener Ansichten im Wiener Stadt»
Archive, welche eben damals begründet
wurde. Seit längerer Zeit leidend, raffte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon