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Schindler Schindler
ihm als jenen Neidern zur Last, die eS nicht
'verwinden konnten, daß eS ihnen nicht der»
gönnt war. Beethoven so nahe gestan-
den zu haben, wie S. Später verließ S.
Wien, wurde im Jahre 1831 Domcapell.
meister in Münster, welchen Posten er im
1.1833 mit dem eineS MusitdirectorS in
Aachen vertauschte. Nachdem er einige
Jahre in genannter Bedienftung thätig
gewesen, lebte er spater nur mchr als
Musiklehrer daselbst. Zu Anbeginn der
Zünfziger-Iahre zog er sich aber in's
Privatleben zurück, lebte in verschiedenen
Städten Deutschlands, am längsten in
Frankfurt a. M. und zuletzt in dem nächst
Frankfurt gelegenen Bockenheim, wo er
im Alter von 68 Jahren starb. In frü-
heren Jahren gab er herauS: „Biographie
van Uuüuiig van Neetchouen. Mit dem
Porträt Nttthllllrn'5 nnl> zwei Facsimilen (ank
drei Blättern)" (Münster5840, Aschendorff,
gr. 8".; zweite, mit zwei Nachträgen
vermehrte Ausgabe ebd. 1843, gr. 8«.)
und: „Relthllnen in Paris. Neli5t anderen,
ilen unsterblichen Tondichter betreffenden Mitthei-
'lllngen nnd einem Farzimile nun Ncrthlloen's
HandSchrikt. Gin Nachtrag zur Biographie Beet»
hlluen'5" (ebd. 1843, gr. 8<>.). Schind-
l e r war Erbe von Beethoven's künst«
lerischem Nachlasse und als solcber, wie
burck seinen langjährigen Verkehr mit
Beethoven wohl zunächst berufen, sein
Biograph zu sein. Seine Eitelkeit aber
Wie Beethoven's Leidenschaftlichkeit
gaben Veranlassungen zu Aeußerungen
und Urtheilen, welche für Schindler
nichts weniger denn schmeichelhaft waren.
Man erzählt, daß Schindler auf seine
Visitkarten als Charakterbezeichnung unter
seinen Namen die Worte ^ m . i äs
Vos tkovsn" stechen ließ. Schindler
selbst stellte diese von Heinrich Heine
herrührende ^ i n i äs Vsstkoveii-An
gelegenheit" in Nr. 46 der „Nieder rheinischen Musik-Zeitung" l863 in Hin-
Weisung auf die in der „Leipziger Allge«
meinen Zeitung" vom 22. Juni abge«
druckte Abfertigung Heine'S, als cine
Verleumdung kurzweg in Abrede.
Schindler aber war einem He ine ge<
wiß doch zu unbedeutend, um ihm ein
solches Factum grundlos aufzubürden,
und auch Andere erzählten ein Gleiches.
Durch diese Lächerlichkeit hatte S. eben
die Scheelsucht und den Neid herausge»
fordert, die ihm auch theuer genug zu
stehen kommen sollten, denn als er einst
eine solche Visitenkarte abgab, war ebe,n
ein anderer Freund Beethoven's, näm-
lich Kar l Ho lz. der Director der Oon-
oert8 LpiriwelL in Wien ^Bd.IX, S. 243)
anwesend, und als man sich später zum
Diner sehte, entblödete sich Holz nicht,
in Anwesenheit Schindler's mehrere
eigenhändige Briefe Beethoven's circu»
liren zu lassen. Es war dieß einStreich,eines
Ehrenmannes unwürdig. I n dem einen
dieser Briefe (ääo.16. August 1823) stand :
„An den Schindler, diesen verachtungs-
würdigen Gegenstand, werdc ich dir
einige Zeilen schicken, da ich unmittelbar
nicht gern mit diesem Elenden zu thun
habe"; in dem zweiten stand: ,Die
Zudringlichkeit deS unverschämten Klopf-
fechters S chind l er ist unerträglich, ich
bitte, doch mir diesen langweiligen Ge»
sellen vom Leibe zu halten". Nun konnten
solche Beethoven'sche Bekenntnisse für
Schindler als Gast eben nicht will-
kommen sein. Aber genauer betrachtet,
gewinnt die Sache noch ein anderes AuS»
sehen. Wer kannte nicht Beethoven's
launenhaften, im höchsten Grade leiden«
schaftlichen Charakter, der, waS er heute
in den Himmel erhob, morgen in den
Koth zerrte? So schrieb er eines TageS
an den berühmten Pianisten Hummel
<M. IX, S. 41kh, dem doch Niemand
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon