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Schindler 27 Schindlöcker
13. Schließlich verdient Hauptmann Schind»
ler von Wenzel Eolloredo-Infantene blei»
bende Erinnerung für seine mannhafte- Ver»
thkidigung des Schlosses Dölitz, welche eine
der interessantesten Episoden bildet aus den
Tagen der Völkerschlacht im October 18l3.
Das von den Unseren besetzte Dorf Dölitz
wurde am l6. Octccher g. I . von den Fran.
zosen hart bedrängt. Aus dem Dorfe selbst
hatte sich Alles bereits geflüchtet und ein
Theil der Bewohner im gleichnamigen festen
Schlöffe Schutz gesucht. Gegen Abend s Uhr
griff der Feind das Schloß von Neuem auf
das Heftigste an und forderte die Besatzung
zur Uebergabe auf. Nachdem diese verweigert
worden, bewarf er das Schloß mit Voll«
kugeln, Kartätschen und Granaten. Ein da«
durch entstandenes Dachfeuer wurde, bald
entdeckt, rasch unterdrückt. Der Vertheidiger
des Schlosses war Oberlieutenant Schind«
ler. welcher mit der unter seinem Befehle
stehenden Compagnie alle Angriffe auf das
Entschiedenste abschlug. An dem alterlhüm«
lichen Thore deS Schlosses und an dessen
Mauern sah man noch im Jahre 1860 und
vielleicht noch heute die Kanonen» und Kal»
tätschenkugeln, welche in dasselbe eingeschla»
gen und dort, wo sie trafen, eingemauert
wurden, und eine daneben stehende Linde
tragt auch die Kanonenkugeln als Schlacht»
und Siegeszeichen. Die mannhafte Verthei»
digung des Schlosses, das Schindler gegen
die bedeutende Uebermachi gehalten, hielt die
Franzosen von weiterem Vordringen zurück,
hob mächtig die moralische Stimmung unse»
rer Truppen, welche durch einige Mißerfolge
in nächster Nähe, so bei Lösnitz, wo Oberst
Berg er mit einem Bataillon von Wenzel
Colloredo.Infanterie vergebliche Angriffe auf
den Gegner unternahm, dann durch die Ge<
fangennehmung des Generals Grafen Mer«
vcldt beim Brückenbaue über die Pleiße,
niedergedrückt waren. Unsere unten genannte
Quelle, welcher wir diese Notiz entnehmen,
fragt: „Was ist aus dem so tapferen Ver,
theidiger des Schlosses Dölitz, aus Obeclieu»
tenant Schindler, geworden? Sie gibt
wörtlich folgende Antwort: „Er starb als
pensionirter Hauptmann 1827 zu Biala in
k. k. Galizien. Auf seinem Sarge prangte
außer dem „wohlverdienten Armeekreuze"
kein Ordenszeichen, er wurde für seine eben
geschilderte That mit der „Anführung seines
Namens in der Schlacht-Nelation" belohnt.
Dieser Mann hatte es in mühsamer Erkletle< rung zur benannten Charae gebracht, und
da er vielleicht der dermaligen Anforderung
der Neuzeit an Bildung nickt entsprach, trat
er. wo ihm ein Dienst übertragen lvurde.
als fester Vorgesetzter auf, den weder Mühe
noch Gefahr einschüchtern konnte, was der
Charakter des wadren Soldaten ist". M i l i .
tär-Zeitung. HerauSg. von Hirtenfeld
(Wien. 40.) 5860. Nr. 83. in den Armee.
Nachrichten: „Das Schloß Dölih am «6. Otto»
ber 1813«.)
Schindler, Katharina, siehe S. 26,
in den Quellen Nr. 9.
Schindler, Philipp
ebenda Nr. 10. Emst, siehe
Schindlöcker, Philipp (Violoncell-
Virtuose, geb. zu MonS im Henne»
gau 23. October 1783, gest. zu Wien
16. April 1827). Seine Abstammung
von „der uralten steirischen Familie der
Schindelegger", wie Gaßnermel«
det, wollen wir dahingestellt fein lassen.
Er ist ein Oheim des Kammermuficus
Wolfgang S. s^iehe den Folgenden^
und erhielt im Jahre 1793 , damals
bereits 42 Jahre alt, die Anstellung als
Solospieler im k. k. Hoftheater«Orchester.
Im Jahre 1798 erhielt er denselben
Posten am Domchor zu St. Stephan.
Am 1. Juli 1806 wurde er als Violon-
cellist an der k. k. Hofcapelle mit der
gleichzeitigen Ernennung zum kaiserlichen
Kammermusiker, angestellt. Bis zum
Jahre 1811 blieb er im activen Dienste,
von da ab wirkte er nur mehr als Lehrer
und der berühmte Violoncell«Virtuose
und Componist Joseph Merk j^Bd. XVII,
S. 396^ war einer seiner Schüler. S.
starb im Alter von 74 Jahren, und in
seinem Nachlasse befanden sich Handschrift«
liche Concerte. Serenaden. Variationen
und verschiedene brillante Solostücke für
das Violoncell. Ein paar dieser Compo»
sttionen
stehen inTrä g's Musik-Kawloge,
und zwar ein „Oonesrta a Vo. prinoip.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon