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politischen Liedern die Anmuth und lieb«
liche Zartheit der Empfindung, verbun»
den mit großer Klarheit und seltenem
Wohllaut deS Ausdrucks. Als nun S.
mit seinem Roman „Lütt Hannes" in
die Reihe der deutschen Romanschriftsteller
trat, fand man in demselben die wahrend
seiner Seereisen und transatlantischen
Kreuz« und Querzügen gesammelten Ein»
drücke und Erfahrungen in künstlerischer
Weise niedergelegt, und war S. mit die«
sem Seeroman mitWi l lkom und Hein«
rich Smidt . welche eben in dieser Rich-
tung so Treffliches geleistet, im Bunde
der Dritte. Nun folgten die „Skizzen auS
aller Herren Lander", mehrere sociale Ro«
mane. wie „Verschollen", „Fabrikantenund
Arbeiter", „SchleSwig'Holstein" u. s. w.;
dann unter dem Titel: „Düt un Dat",
eine Folge in angelsächsischer Mundart ge»
schriebener Volkslieder, darauf ein Ro«
man auS der Geschichte des amerikanischen
Bürgerkrieges, betitelt: „Die Spionin",
und in neuester Zeit die Romane: „Der
Waldmensch". „Die Rosenprinzesfm" und
der Tendenzroman:,, Altkatholisch". Neben
diesen Arbeiten, welchen die Kritik eine
Stelle unter den besten Erzeugnissen dieser
Poefiegattung einräumt, schrieb S. auch
für Journale viele größere und kleinere
Erzählungen, welche sich namentlich auf
dem Gebiete der österreichischen Volks«
literatur bewegen und wahrend sie einer»
seits dem nicht zu sehr verfeinerten Ge«
schmacke der Wiener Volksschichten an«
oaßt sind, auch andererseits eben nichts
zur Mehrung deS literarifchen RuhrneS
des Autors beitragen. So hat die Zahl
der im Buchhandel erschienenen Werke
S.'s die ansehnliche Höhe von mehr denn
4l) Banden erreicht. Wie Eingangs be»
merkt worden, besitzt S. auch Talent für
die Musik, und während er die Vühne
mit mehreren kleineren dramatischen Ar« beiten. welche beifällige Aufnahme fanden,
beschenkte, versuchte er stch auch in grö«
ßeren musikalischen Cornpofitionen und
hat zu dem selbst verfaßten Texte einer
Oper die Musik geschrieben, in welcher
sich ein gefälliges Talent, daS namentlich
im melodiösen Theile glücklich ist. kund»
gab. DaS Urtheil über jene Arbeiten
S.'s. in welchen er nicht dem wenig ge>
läuterten Geschmacke deS ZeitungS-Publi«
cumS huldigt und nicht den Forderun«
gen- der Iournal.Herausgeber. die aus
den Spalten der von ihnen mit Drucker»
schwärze belegten Blätter möglichst viel
herausschlagen möchten. nachgibt. und
an welcher Nachgiebigkeit eben dieselben
Verhaltnisse Schuld tragen mögen, welche
den plastischen Künstler zwingen, Todten«
maler zu meißeln, und den Maler.
Wirthshausschilder und Kirchenfahnen
zu malen, lautet völlig zu Gunsten des
Autors. Seine Schilderungen sind leben«
dig und wahr und tragen überall das
Gepräge des Erlebten und mit scharfem
Auge Geschauten. Seine Charaktere sind
scharf gezeichnet, oft originell, mitunter
bizarr, nie doch unwahr, die Situationen
spannend. AuS allen diesen Arbeiten
spricht FreilMSliebe, sittliches Gefühl
und, was besonders im Gegensatze zu
seinenIournal-Feuilletons betont welden
muß, das ernste Streben, künstlerisch zu
gestalten.
Adolph Sch inner's im Drucke erschienenen Schris-
ten, als: Gedichte, Nomane, Novellen u. s. n>.,
in chronologischer Folge. „Gedichte" (Frank,
fürt a. M. 4846. 2. Aufl. <849). — „Poli.
tisches Maibüchlein" (Hamburg l848. Hoff.
mann u. Campe). — „Moderne Intriguan»
ten. oder Enthüllungen der Aristokratie".
2 Vde. (Hamburg l830). — „Dichtungen"
(Wien l8Z6. Wallishausser; 2. Aufl. l838). —
«Das Handelshaus Wilford, oder die Falschen
und die Echten". 4 Vde. (Berlin <86l, Otto
Ianke). — „Düt un Dat. Riemels" <Ham«
bürg j8ssl . 2. A»fi. <8l)2). — „Fabrikanten
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon