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Schlechta Schlechta
Hofsecretär bei der k. k. Hofkammer die
gewöhnliche Rangstufen zum Rath u. s. w.
durch, bis er zuletzt Sectionschef im k. k.
Finanzministerium und endlich geheimer
Rath wurde. Um die Mitte der Sechziger-
Jahre trat der Baron in den Ruhestand
über. Nicht diese amtliche Laufbahn
räumt ihm eine Stelle ein in diesem
Werke. Baron Schlechta war in jun«
gen Jahren ein gemüthvoller Poet, der
manche glückliche Proben seines nicht ge-
wohnlichen Talentes gegeben. Frühzeitig
beschäftigte er sich mit Poesie. Seine
lyrischen und evischen Schöpfungen er»
schienen im ersten Viertel des laufenden
Jahrhunderts, in den Zwanziger«Iahren.
in verschiedenen Blättern des In« und
Auslandes, wie im „Stuttgarter Mo»
genblatt", im Gubitz'schm „Gesell-
schafter", im „Wiener Colwersations«
blatt". in der Schickh'schen, nachmals
Witthauer'schen „Wiener Zeitschrift",
und in den beliebteren Almanachen jener
Zeit. als in der Minerva", „Vesta",
,Aglaja" u. s. w. Namentlich hat sein
dramatisches Gedicht „Das Christusbild"
dem Dichter vornehmlich in Frauenkreisen
Sympathien erworben, und eine zeuge»
nössiscbe Poetin, Friederike Susan, geb.
Salzer, hat ihren Sangsgenojsen in
der Th. H e ll'schen „Abendzeitung" imI .
4819 wiederholt besungen. Die Titel der
von Baron Scblechta herausgegebenen
Schriften sind: „Dichtungen" (Wien i824,
v. Hirschfeld)', — „<5imbnrga unn Alarmen.
Nlinnttpirl in oirr Zich." (Wien 1826.12".),
wurde am I.November 1823 im Wiener
Hofburg-Theater zum ersten Male gege.
ben;— ,Ner chriinmantel uun Veneilig. Drama.
NrbZt einem Vurzpir!: Hie Nückkchr", wurde
im Theater an der Wien am 21. Mai
1820 mit Beifall gegeben', — „NieRache.
schllU5pirl in einem Znfz.", itN'1. Bande von
Graffer's „CereS" (Wien 1822). Das oberwähnte dramatische Gedicht „Das
Christusbild", das der Dichter selbst eine
Idylle nennt, ist in der zweiten Abthei«
lung seiner bereits angeführten „Dich-
tungen" enthalten, welche mehrere „nie.
irische Spiele", darunter ein Trauerspiel«
ähnliches Abenteuer: „Max aufder Mar«
tinswand", daS Schauspiel „Die Rache*
und zwei Scenen: „Festwünsche" enthalt.
Die durch die Bezeichnung: Erster Band,
welche den „Dichtungen" beigefügt ist.
angedeutete Fortsetzung in einem zweiten
und weiteren Bande ist nicht erschienen.
Baron Schlechta gehört in jenen Kreis
der älteren Wiener Poeten, welcke über
dem Soldaten-, Beamtm- oder Priester«
rocke das Band mit der Lyra trugen, um
ja nichl zu vergessen, daß sie nickt mehr
Poeten scin dürfen. c>ls es ihnen eben ihr
officielles Kleid gestattete. Dazu gehören
Caftel l i . Johann Mayrhofer . Mi-
chael Enk. Anton Pannasch, Dein-
hardstein, Marsano und Franz von
Herm annsth al. Hätten diese Herren,
wenigstens die Mehrzahl von ihnen,
frisch von der Leber weg singen dürfen,
die Literatur besäße ganz andere Arbeiten,
als es die sind. denen sie einen Platz in
der Literatur verdanken. Baron S. vor«
nehmlich ist ein Repräsentant der weich«
gemüthlichen, echt österreichischen Lyrik,
die damals nur in den sanftesten und
ganz wohllautenden Tönen flötete, um
später mit den berauschenden und freiheit«
durchglühten Klängen Lenau'S und
Anas tas ius Grün 's eine neue,
immerhin glücklichere Aera einzuläuten.
Baron S. mochte den Conflict seines
SingenkönnenS und SingendürfeliS zu
tief empfunden haben und gab, nachdem
der Poet im k. k. Beamten aufgegangen
war, seiner Muse, und zwar ziemlich'
frühzeitig, den Abschied. Seit 24. April
1821 mit Kathar ina geb. Gut herz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon