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Schleicher Schleicher
und in ersterer bald so tüchtige Fort-
schritte, daß er im Jahre 1849 an die
Redaction der böhmischen Museums»
Zeitschrift eine in öechischer Spracbe ver-
faßte Abhandlung über den Inünitiv
und das Iu^ inu^ im Slavischen ein«
schicken konnte. Im Jahre 4830 folgte
S. einem Rufe als Professor dcr classi-
schen Philologie an die Prager Hoch«
schule, welches Lehramt er aber bald mit
jenem der Sprachwissenschaft vertauschte,
mit welchem er dann noch jenes der alt'
deutschen Sprache verband. I n Prag
vervollkommnete S. leichtbegreiflich seine
Kenntniß des Üechischen. in welches er
nun einige Meisterwerke der persischen
Dichtung übertrug. Im Jahre 1832
unternahm S. auf Kosten der Wiener
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
eine Reise nach Lithauen, um an Ort.
und Stelle Studien über die Sprache
jenes Landes zu machen. Eine Abhand-
lung üder die Ergebnisse derselben ver..
öffentlichte er auch in der böhmischen
Museums-Zeitschrift. Sieben Jahre hatte
S. an der Präger Hochschule gewirkt,
als er den Ruf als Professor der ver-
gleichenden Sprachwissenschaft und der
altdeutschen Philologie an die Jenaer
Hochschule erhielt und auch annahm.
Dort setzte S. seine Studien in der
Sprachwissenschaft — in den Kreis der
bereits durchgearbeiteten immer wieder
neue embez'lchend — auf daö Eifrigste
fort, vornehmlich zog er in den letzten
Jahren die slavischen Sprachen und ihre
Vergleichung mit der lithauischen und
deutschen in den Bereich seiner Studien.
Ader eS war ihm nicht vergönnt, seine
eindringlichen Forschungen nach dieser
Richtung hin zu beenden. Im Alter von
erst 47 Jahren raffte den rastlosen
Forscher so vorzeitig der Tod hin. S.
zahlt zu den hervorragendsten Sprach»
u. Würz dach, bioqr. 3>.'rikon. XXX. ^Gedr. forschem der neueren Zeit, nur werfen
ihm Kenner auf diesem Gebiete vor,
daß er nicht immer genug streng kri»
tisch bei seinen Untersuchungen vorge»
gangen und sich öfter von seiner etwas
lebhaften Phantasie zu Folgerungen und
Ansichten habe hinreißen lassen, welche
vor der kalten Kritik eben nicht immer
Stand halten. Unter den öechen hatte
Schleicher an Hat ta la einen schar-
fen, aber nichts weniger als unbefange«
nen Gegner, der in einer besonderen
Broschüre gegen den deutschen Gelehr»
ten. der dcn öechischen weit überragte,
zu Felde zog. I n seinem Fache schrift«
stelleriscd thätig, hat S. herausgege«
! ben: „Sprachllergleichende Untersuchungen".
2 Bände (2. Band unter dem Titel:
Linguistische Untersuchungen), 1. Band
mit dem Separattitel: „Zur Sprachen-
geächichte" (Bonn 1848, gr.8o.); 2. Band
mit dem Separattitel: „Nie sprachen
Onrüpa'ä in 5y5tlMüNLchlr Nibnäicht" (ebd.
4850, gr. 8«.); — „Nie Formenlehre der
! Kirchenölanizchrn «Sprache, erklärend und uer-
! gleichend darstellt" (Bonn 1832. 8".); —
! „Nucke über die Grtlllge einer mi53rn5chnllliHrn
Krise nach Manen" (Wien 1832, 8".).
zuvor in den Sitzungsberichten der phil.»
hist. Cl. der kais.Akademie der Wissenschaf.
^ ten 4832; — „Vebcr v (-ov -ev) uar den
<5asn5>Gndnngen im sllluigchen" (ebd. 1832),
zuvor in den Sitzungsb. der phil.-hist. Cl.
d. k. Ak. d. Wiff. 1832 abgedruckt', —
„IH«an?'sa" (Wien 1833). vorher wie
! die beiden vorigen in den Sitzungsberich-
ten 1833 enthalten; — „Handlich der
litllniüchen Sprache. 1. Gheil: UilaniLche Grain.-
mcttik. I. <MM: Wam'2chr5 Däebuch nnd (slll5-
sar" (Prag 183U, Tempsky. 8".); —
„Manische Märchen, Zprichum'te, Nattrl nnd
Lieder. Geöamiuelt nnd übersetz!" (Weimar
l857, Böhlau, gr. 8".); — „
lichrZ ans Zannebcrg ün meiningrr
20. Mai i873.) 6
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon