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den Sckliken pflichtig und geschworen sein
sollten. Alle Münze solle in dem vom Könige
gesetzten Schrott. Korn und Gepräge geschla-
gen werden und alles dort gewonnene Silber
in die Münze nach dem gesetzten Kaufpreise
abgegeben werden. AuS gnädigem Gemüthe
wurde aber auch den Schliken auf zchn
Iadre von jeder Mark Silber drei weiße
Groschen bewilligt, und aus den Zehenten'
der ersten zwei Jahre der Münzgrwinn und
für immer von jeder Mark noch besonders
drei weiße Groschen gegen Besoldung der
Bergwerksbeamten". ^Vergleiche: Johann Gf.
Maylath 's Geschickte des österreichischen
Kaiserstaates. Bd. I I , S. 123, und Bucholtz'
Geschichte Ferdinand's I.. Bd. IV, S. 310.)
So wurden die Schlik ein reiches und mäch»
tlges Geschlecht, dem viele Männer entstam»
men, die im Staate, im Nathe der Krone,
vornehmlich auf dem Schlacktfelde sich als
edle Kämpen des Geistes und Schwertes be«
währt, freilich wieder auch im Vertrauen auf
ihren mäcktiaen Einfluß, meist aber von der
innersten Ueberzeugung getrieben, sich gegen
ihre rechtmäßigen Herren aufgelehnt und
dafür mit dem Henlertode, wie Joachim
Andreas sS. I l l , Nr. 28). oder mit frei.
williger oder gezwungener Verbannung aus
dem Vaterland?, wie Alb in sS 106, Nr. l)
u. A. gebüßt haken. Merkwürdiger Weise hat
die Familie, mit Ausnahme orS bedeutungs«
losen Regensburger Domherrn Heinrich,
eines Bruders des böhmischen Kanzlers Cas»
par, keinen hervorragenden, ja überhaupt
keinen Mann der Kirche aufzuweisen. — Vor
Allem ragen die Schlik auf dem Schlacht,
felde hervor. Nicht weniger denn 23 Schlik
schlugen slch auf den Schlachtfeldern von
Ungarn, auf welchen der Jüngste derselben.
Graf Franz Heinrich, im ungarischen
Rl'volulionskriege der Jahre 1848 und 1849
unvergängliche Lorbeeren und, was noch mehr
ist, ein selbst bei seinem rebellischen, aber
immer ritterlichen Gegner geachtetes Anden«
ken hinterlassen hat. Wir können sie nicht
Alle aufzählen, die auf den Schlachtfeldern
verblutet, aber unwillkürlich drängen sich die
Namen der Wackersten unserem Gedächtnisse
auf, wie Caspar (gefallen 1388), Chri«
stoph (gef. 1327). Christoph Ernst (gef.
1620). ChristophKarl (gef. 1633). Georg
(gef. 1398). Hugo (qef. 1623). Hieront).
mus (gef. 149l). Johann Ernst (gef.
1623). Qui r in (gef. 1498). Stephan (gef.
1326), ein zweiter Stephan (gef. 1381), Schlik
Vic tor in (gef. 1603) und noch Andere;
aber glücklicher in Erfolgen, welche sie nicht
mit dem Leben erkaufen mußten, waren die
Kriegshelden Heinrich (IV.) Graf Schlik
lS. 109. Nr. 21). Leopold Anton Joseph
^S. 126) und Alle überragend der obgenannte,
Graf Franz Heinr i ch. der für seine Tapfer»
keit und echte Strategenkunst mit der höchsten
militärischen Auszeichnung, dem Mar ia
Therefi en < O rdcn. geschmückt wurde.
Zwei Sproßen dieses Hauses trugen auch das
nur Personen aus fürstlichem Geblüte zu»
kommende Ordenszeichen deS goldenen
Vließes, nämlich die^beiden Grafen. Vater
uno Sohn Georg Ernst und Heinrich,
Beide aus der heute noch blühenden Schlacken»
werther Linie, welche eben von Letzterem den
Namen der Welisch'Kopidlnoer 3inie führt.
— Von hervorragenden Staatsmännern,
von Männern, welche im Nathe der Krone
mit dem ganzen Gewichte ihrer Ansicht und
staatsmännischen Weisheit wirkten, nennen
wir vor Allen den berühmten böhmischen
Kanzler C a Svar sS. 106. Nr. 4), der gegen
die Henker Hußen's auf dem Constanzer
Concil seinen Protest erhob, dann den Grafen
Fra nz H r i nr i ch sS 116), der treu an drr
Kaiserin hielt, als die anderen böhmischen
Großen, die so Vieles den Haböburgern ver-
danken, sie treulos verließen; d?n Grafen
Heinrich sS. 109, Nr. 22). der nicht minder
mit Geschick die Waffen zu führen, wie im
Rathe der Krone sich geltend zu machen ver-
stand, wie ihm darin schon ein anderer Ahn,
der Graf Joachim l^ S, 111, Nr. 27). vor,
anging und Beide der Graf Leopold Anton
Joseph ^S. 109) überragt. BemeikenSwerth
durch sein tragisches Geschick und bewunde«
rungswuroig durch die echt edelmännische
Nuhe, mit der er es ertrug, und die Conse«
quenz, mit der er an der Sache hielt, die er
einmal ergrissen, erscheint der Graf Joachim
Andreas s2. 111. Nr. 28). der in den
Augen Jener, welche gegen die Krone sich
erhoben, nun die Gloriole des Martyrthums
trägt. — Was schließlich die Heirathen des
Hauses Schlik betrifft, so finden wir in den
Ehefrauen sämmtlicher Linien nur Abkomm-
linge der edelsten Geschlechter ihres engeren
Vaterlandes Böhmen. wie des AdeI6 der.
übrigen Kronländer des Kaiserstaates und
Deutschlands und begegnen den Namen Ar«
ckinto, Cl l la l to. Co l lonna .Dohna.
Gleichen, Hager, Hohenlohe. Isen<
bürg, Kinsky. Ko lowra t , Liechten»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon