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SchUK 406 Schlik
hält den Programm-Aufsatz: „Die Stadt Ell
bogen und die Herren von Schlik". von
Franz Hei singer).
II. Denkwürdige Sproßen des Neichsgrasen-
geschlcchtes Fchlik. i. A lb in , von der Fal
tenauer Linie, lebte im 1«. Jahrhunderte,
war ein Sohn Nikolaus' sS. IN.Nr. 37).
des Stifters der benannten Linie, und der
Barbara Schenk von Tau tenberg .
Alb in stand gegen seinen König, hatte nach
der Mühlberaer Schlacht (24. April 134?)
Ehre, Hals und Gut verwirkt, und war aus
seinem Vaterlande nach Thüringen geflohen,
wo er sich bleibend niederließ und der von
ihm mit »'einer Gemalin Brigitta von l>isnik
gestiftete Zweig der Falkenauer Linie in sei-
nem Urenkel Joachim Andreas — nicht
zu verwechseln mit dem 1621 hingerichteten
gleichnamigen Joachim Andreas von
der Schlackenwerther Linie — im Jahre
l«66 im Mannsstamme erloschen ist. Auch
Ald in hatte, wie sein Vetter Stephan
von der Schlackenwerthcr Linie, der reiche
Ioachimsthaler Graf. bei MohacS gefoch»
ten. und nur dem Umstände, daß er ohne
Rüstung gewesen, da seine Leute mit der»
selben erst während der Schlacht eingetroffen
waren, verdankte er sein Leben. Der schwer»
gewappnete Stephan war im Gewühle
des Kampfes durch die schwere Rüstung
ein Opfer geworden, während sick der unge-
wappnete Alb in mit seinem Vetter Al,
bert. den die Historiker der Feigheit geziehen
haben, sich mit seinem leichten Pferde nach
Preßburg durchschlug. Dort vor die Königin
Mar ie , Witwe des bei Mohacs gefallenen
Gatten, beschißen, mußte sich A lb in , um
vor der Königin erscheinen zu können, erst
einen Rock leihen. — 2. Albrecht oder
Albert (gest. um 1638). von der Elbogner
Linie; ein Sohn des Hi er onymuS Grafen
Schlik l^S. 110, Nr. 23) aus dessen Ehe
mit einer Herrin von Zelking. Befehligte
im Feldzuge 1537 gegen die Türken die böb«
mischen Truppen König Ferdinand's, oer»
ließ aber dieselben in der Schlacht bei Esseg
im October 1537, indem er in feiger Flucht
sein Heil suchte. Nach Anderen lsiehe die
„Bohemia" 1862, Nr. 68, S. 636) wäre er
in einer Türkenschlacht gefallen. M a j l a t h
(Ioh. Graf), Geschichte des österreichischen
Kaiserstaates. Bd. I I , S. 4l—43. — Mey.
nert (Hermann Dr.), Geschichte Oesterreichs,
Bd. V, Abthlg. I , S. <38—140. — (Hor»
mayr's) Archiv für Geschichte, Statistik. Literatur und Kunst (Wien, ««.) 1826. S. 443.)
— 3. Andreas Graf Schlik, stehe: Ioa .
chim Andreas l^S. I N . Nr. 28). —
4. Caspar (I.) (geb. <4tw. aest. l44!>). ein
Sohn Heinrich's (I.) Schlik von LaZan
sS. 109. Nr. 20), des Stammvaters des
Hauses Schlik. auS dessen Ehe mit Con»
stantia Gräfin von Col la l to. War der
berühmt? Neichökanzler der drei deutschen Kai»
serSigmund, AlbrechtI I . und Fr ied,
rich I I I . , zugleich ein vertrauter Freund des
Silvius Clemens Picc ol omi n i , späteren
Papstes Pius I I . Er machte sich um das
Erzberzogtbum Oesterreich durch seine Staats«
Verhandlungen verdient. Nachdem er daS Stu»
dium der Rechtswissenschaften beendet und
die Toctorwürde erlangt, kam er in die
Reichskanzlei des Kaisers und Königs S i g<
mund. Auf dem Concile zu Constanz sprach
der durch seine vorthcilhaftc äußere Erschein
nung das Auge fesselnde und durch seine
geistigen Vorzüge Andere weit überragende
Staatsmann vor 42 Cardinälen und Erz«
bischöfen. 92 Bischöfen. 248 Aedten und Prä«
laten, vor dein Kaiser. l9 weltlichen Fürsten
und 8» Grafen und Herren mit einer Begei«
sterung ohne Gleichen, als ob, wie ein Histo«
riker berichtet, „der Geist seines Vaterlandes,
seiner Könige Schicksal, künftiger Jahre thrä<
nenreiches Unglück, der Nachwelt strenges
Gericht klar vor seinen Augen schwebte, wie
der Geist GotteS über den Gewässern drr
unerschafferien Erde weithin tönend, durch die
Hallen der hochgewöldten Kirche seine Pro»
testation gegen daö Mtheil srines unglück»
lichen Laudsmannu Johannes H uß". Leider
vergebens. Was konnte der einzelne hoch»
herzige Denker gegen ein Rudel blutgieriger
Fanatiker! Mit seinem Herrn und Kaiser reiste
Caspar nach Perpignan, wo er mit dem
Papste Benedic t X l l l . . mit dem Könige
Ferdinand von Aragonien, mit den Ge>
sandten der Könige von Castilien, Portugal,
Navarra über den Kirchenfrieden unterhan«
delte. und zu Paris und London übrr die
Beruhigung der Königreiche Frankreich und
England. CaSpar Schlik insbesondere ist
es, der die Heirath des Erzherzogs, nach.
herigen Kaisers Albert I I . mit El isabeth,
der Tochter und Erbin Kaiser Sigmund's,
zu Stande brachte und dadurch die Krone
von Ungarn und Böhmen an daS Erzherzoge
thum Oesterreich ^bracht hatte. Er diente
den genannten Kaisern in einer Neide von
21 Jahren und wurde uon diesen mit Gna.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon