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Schlägt 130 SchloZl.
im Jahre 5857 erblickte, als er — bei
seiner amtlichen Zwangslage 'inoo^nito
— für das Wiener Witzblatt .Figaro"
zll schreiben begann, dessen Mitarbeiter
er heute nock ist. Nebenbei als gern gele-
sener Feuilletonist des nunmehr vom
Schauplatze der Journalistik abgetretenen
.Wanderer" durch mehrere Jahre thätig,
folgte er endlich anfangs 1867 einer
Einladung, sich bei dem als unabhängig
eben neu gegründeten demokratischen
.Wiener Tagblatt" als Mitarbeiter stabil
zu betheiligen. Daselbst fanden seine
Skizzen aus dem Wiener Volksleben,
namentlich einige Serien „kleiner Cultur«
bilder" und die originellen drastischen
Schilderungen des wüsten, den sittlichen
Zustand der mittleren und unteren Schich-
ten der Bevölkerung tief untergrabenden
Treibens der , Wiener Volkssänger und
Volkssängerinen" bald einen großen
Leserkreis und erregten verdientes Auf-
sehen. Mit Politik befaßt sich Schlögl
nicht. Aber einmal machte er einen küh-
nen Sprung auch in dieses, ihm wenig
sympathische Gebiet und dieser Sprung
wird Jedem unvergeßlich bleiben, der ihn
gesehen. Es war, als das Amtsblatt mit
der Berufung des Ministeriums Hohen«
wart ' I i reöek die Oesterreicher über»
raschte. Da erschien im „Neuen Wiener
Tagblatt" der erste politische Leitartikel
Friedrich S ch l ö g l 's, überschrieben :
„ Im Mistgrüberl". Dieser „Leitartikel"
schildert in seiner Art die zwischen Ent«
rüstung und Heiterkeit schwankende Stim-
mung der Wiener anläßlich dieses polili»
schen Actes in einer Weise, die wirksamer
war als alle Premier Paris und Leaders.
Man hörte eine volle Noche fragen:
Haben Sie „ Im Mistgrüberl" gelesen?
Und ,im Mistgrüberl" ist seither ein
geflügeltes Wort in der Wiener Politik.
Von Schlögl's Skizzen und Studien erschien die erste Serie gesammelt unter
dem bereits zum geflügelten Worte ge»
wordenen Titel: „Wiener Nlnt" (Wien
1873.. 3. RoSner. 8".). die sich eines
außerordentlichen Erfolges und des ein-
stimmig anerkennenden Urtheils, nicht in
Anzeigen Ungenannter, sondern in Aus>
sprüchen solcher Männer in der Kritik
erfreuten. welche als Wortführer im
Gebiete deS Schönen und Geistigen
gelten, wir nennen hier Anzengruber.
Kürnberger. L o r m , Ro segger,
Nordmann, von denen in den Quel-
len S. 431 ein paar der bezeichnendsten
Urtheile angeführt werden. Das Buch er>
lebte noch im nämlichen Jahre eine zweite
und im December 1874 die dritte Auf.
läge. Eine neue Folge dieser Schilderun«
gen ist in dem Vorworte zur dritten Auf.
läge deS „Wiener Blut" unter dem Titel:
„Wiener Luft. Porträts und Scenen aus
dem Wiener Volksleben" bereits ange»
kündigt. Zum Drucke vorbereitet hat
E.. wie die Journale melden: „Kreuz-
und Querzüge eines Wiener Zeitungs»
schreiberS", sowie „Von Wiener Wein-
kellern und Weinstuben, kleine Beiträge
zur Sittengeschichte der alten Kaiserstadt",
wovon Einzelnes bereits im Feuilleton
deS „Neuen Wiener Tagblatt" 1874.
Nr. 112 u. f.. abgedruckt war. S., seit
Jahren mit einer achtbaren und noch
jetzt als Mutter erwachsener Kinder höchst
liebenswürdigen Frau, Anna Wi ld .
verheirathet, auS welcher The zwei Söhne
stammen, lebt in den letzteren Jahren,
manchmal leidend, zurückgezogen ganz
seiner Familie, seinen geistigen Arbeiten
und dem Genusse der Natur, den ihm
die herrliche Umgebung WienS in Hülle
und Fülle bietet und wo er dann seine
naturwüchsigen Studien macht. — Fried«
richSchlögl 'S Schwester Jascphine (geb.
zu Wien am 14. October 1824) trat
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon