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Schlotterbeck 446 Schlotterbeck
zu finden hoffte, worin er sich auch nicht
getäuscht hatte. So verließ er im Sep»
tember 1800 Dessau, um über Prag
nach Wien zu reisen, wurde aber in Prag
aufgehalten, weil daS Vordringen der
Franzosen die österreichische Regierung
nöthigte. daS Reisen fremder Personen
zu beschränken. Da man ihm sagte, daß
diese Beschränkung nur von kurzer Dauer
sein würde, so hielt fich s . einige Zeit in
Prag auf, in welcher Stadt er ein scbö-
neS Blatt nach G. v. d. Poel für den
Kunsthändler Tranquillo M o l l o in
Wien ausführte. Nach einem mehrmonat.
ticken Aufenthalte und eben im Begriffe,
dem Norden stch zuzuwenden, erhielt er
den Paß. der ihm die Reisc nach Wien
ermöglickte, wo er denn auch am l4. Sey»
tember l80l eintraf, seit welcher Zeit biS
an sein Ableben er dem Kaiserstaate an«
gehörte. I n dieser ersten Zeit arbeitete
er zwei größere Blatter nach Jean Both
und nach CassaS, dann verschiedene
kleinere Stücke, bis fich ihm durch ein
politisches Ereigniß Gelegenheit darbot
zur Ausführung eines großen Pracktwer-
keS. das zu seinen schönsten Schöpfungen
zählt. Salzburg und Berchtesgaden wur»
den nämlich zu einem Großherzogthum
erhoben und dem ehemaligen Großherzog
Ferdinand von ToScana zugetheilt.
Bei der nahen Verwandtschaft beider Höfe
war das Interesse der Bevölkerung für
daS neue, wenig gekannte Land voraus»
zusetzen. Das brachte Schlot ter«
beck dem unternehmenden Kunsthändler
Mol lo vor, und da außer den bedeu-
tungslosen Neumann'schen Prospecten
nichts über die genannten Lander vor»
Handen war. beschlossen Künstler und
Verleger die Ausführung eines Werkes,
welches die schönsten Puncte dieses an
solchen so reichen Erdstriches durch die
Kunst fesseln sollte. Sch lo t terbeck unternahm nun den künstlerischen Ausstug
und führte ihn. wenig vom guten Weiter
begünstigt, in zehn Wochen auS, deren
Ausbeute an 60 und mehr Ansichten bil.
d'eten. Die ganze Tour, welche S. im Mai
und den folgenden Monaten des I . 4803
gemacht, ist — als für Künstlertouristen
nicht uninteressant — in den „Erneuer»
ten vaterländischen Blattern" 1819,
S. 139—147, ausführlich beschrieben.
Da S. in der Gegend völlig fremd war.
standen ihm zwei Männer, der damalige
Kammerpräsident Freiherr von Mo l l
sBd. XIX, S. H und Franz Anton
Iirasek ^Nd. X, S. 179), damals
salzdurgischer Forstbeamter, rathend zur
Seite. Eine zweite, gleichfalls zu künst»
lerischen Zwecken und im Auftrage seines
Kunstverlegers unternommene Reise führte
S. in den späteren Monaten desselben
Jahres über St. Pöltcn, Melk, Enns.
Steyr. Eisenerz, Grah und über Maria«
Zell zurück aus, die aber lange nicht jene
künstlerische Ausbeute lieferte, wie die
erstere. Nagler in seinem „Künstler.
Lexikon" gibt das Jahr 1808 als jenes
von oberwähnten Kunstreisen Schlot«
terbeck's an. worin er fich um 3 Jahre
irrt. Außer diesen zwei Haupttouren
machte S. noch eine nach dem Waag-
thale in Ungarn — gleichfalls im Inter»
esse seines Verlegers — deren Resultat
jedoch an das der vorbenannten Touren
nicht hinanreicht. Im Uebrigen war S.
bis an sein Lebensende. daS im besten
ManneSalter von 42 Jahren eintrat,
künstlerisch thätig. Hier folgt mit Ueber-
gehung der in der Biographie bereits
angeführten eine Uebersicht der Werke
Schlotterb eck's. die so ziemlich der
Vollständigkeit näher kommt.
Uebersicht der Matter ^ ^ Wilhelm Friedrich
Schlotterbeck. „Ansicht bei Vietri im Meei >
busen von Salerno" (l9Zoll br., i?Zoll h) ;
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon