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Schmelka Schmelkes
^Hausgesinde"; Herr von Pappen»
decket in „Die Schwestern von Prag",
Schmelka's letzte Rolle, in welcher er
einige Tage vor seinem Ableben auftrat.
Er spielte diese Rolle bereits im leidend«
sten Zustande. Und als er, wie er selbst
nach beendeter Vorstellung erzählte, jeden
Augenblick fürchtete, zusammen zubrechen,
ba riß er doch durch sein witzsprudelndes
Spiel, seine unverwüstliche Komik Alles
zu lautem Lachen hin. und als daS ganze
Haus ihm Beifall zuklaischtc, da machte
er sich über sich selbst lustig und rief:
„Und dazu noch krank sein". Das war
der herzzereißende Humor eines Sterben-
den und erinnert in seiner grotesken
Weise an den genialen Hofman, der.
als er auf dem Todtenbette lag und man
ihm den Rücken mit glühendem Eisen
gebrannt hatte, den besuchenden Freund
fragte: „Ob er nicht Braten rieche".
Schmelka starb nach nur kurzer Krank-
heit und bat noch zwei Tage vor seinem
Tode, man möge ihm nur seine Rollen
nicht nehmen. Er war 65 Jahre alt ge-
worden. Das Publicum bei seiner Be«
ftattung zählte nach Tausenden. Die
Charakteristik seines Spieles, vornehm»
lich seiner Komik, ist ungemein schwer;
es mag paradox klingen: aber er wirkte
in seinen komischen Rollen vornehmlich
durch seinen Ernst; sein plötzliches Auf»
schlecken daraus und das dem folgende
Auflachen mußte man gesehen und em«
pfunden haben, aber es kann nie mit
Worten beschrieben werden; sein Ge«
sichtSausdruck grenzte dann nahezu an
Wahnsinn. Auch in seinem persönlichen
Umgänge trugen seine Aeußerungen nicht
selten Spuren deS Unheimlichen an sich.
die durch manche Leidenschaftlichkeit, vor«
nehmlich durch Eifersucht noch bedeutend
gesteigert wurde. Das AlleS führte auf
das Geheimniß seiner früheren Lebens« Periode zurück, die unter allen Umstän»
den eine sehr traurige gewesen sein mußte.
Allgemeines Theater«3erikon u. f. w..
herausgegeben von R. B lum, K. Herloß«
söhn. H. Marggraff u. A. (Altenburg
und Leipzig o. I.. 8«.) Bd. V I , S. 27l. —
Der Gesellschafter. Herausgegeben von
F. N. Gubitz (Beilin. 4°) Jahrg. <537,
S. 363. 207 u. 369: „H. Schmelka". —
Figaro (Berliner Blatt. 4°.) Redigirt von
3. W> Krause. <837, S. 4l0: „Heinrich
Ludwig Schmelka". — Porträte. 1) Unter-
schrift: Heinrich Schmelka. L. Barisch lec.
(lith.. 3°,); — 2) Costumebild. Als Habersacl
in „Der verwunschene Schneidergeselle".
Schmeltes, Gottfried (Badearzt,
geb. zu Prag 22. September 1807.
gest. zu Interlacken in der Schweiz
28. October 1870). Sein Vater Salo-
mon war ein feingebildeter jüdischer
Kaufmann und seiner Zeit so angesehen,
daß er der einzige Jude war, der mit
feiner Gattin zum Krönungsbankette:
Kaiser Leopold's I I . auf der Hofburg
in Prag geladen wurde. Seine Mutter
Charlotte geb. Fr an kl war eine Tante
des Dichters 3. A. Frankl. Von vier
Kindern dieser Eltern der einzige Sohn.
vereinigte derselbe mannigfache Talente
in sich, darunter ganz besonders für das
Zeichnen, so daß der damalige Director
der Prager Kunstakademie. Joseph Berg.
ler l M . I, S. 309^. den Vater zu
bereden suchte, den Sohn der Kunst zu
widmen, wobei der Vater doch meinte,
für seinen Sohn entsprechender zu sorgen,
wenn er ihn für einen praktischeren Le-
bensberuf heranbilden laffe. So mußte
der Knabe, der selbst Vorliebe für die
Kunst besaß, zu seinem Leidwesen die
Piaristenschule in der Prager Neustadt
besuchen. In der Schule zählte S. immer
zu den ausgezeichnetsten Schülern und
erfreute sich ihn bevorzugender Theil«
nähme des Generals der Kreuzherren,
des freisinnigen Theologen Köhler,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon