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Schmidt) August 11 227 Schmidts August 11
bei der EutlMungsfeier gehaltenen Rede
das Opfer der Chikanen und Verfolguu-
gen des Polizeiministers Grafen S edl-
nitzky, welche so weit gingen, daß S.
sich genöthigt sah, die Redaction der
Musik<Zeitung niederzulegen, da ihm die
niedrigen Nergeleien, welche der Graf
gegen ihn in Anwendung brachte, die
Fortführung der Redaction unmöglich
machten. Es ist ein reiches und thätiges
Leben, welches sich uns in d^m S.'s dar-
stellt, und es fehlte demselben auch in den
betheiligten Kreisen nicht an mannig-
facher Anerkennung: die Universität Jena
graduirte S. zum Doctor der Philoso«
phie, Se. Majestät der Kaiser Ferdi«
nand zeichneten ihn mü der goldenen
Medaille ä<2 littsiiL msrito aus, viele
Vereine nahmen ihn als Ehren» oder
correspondirendes Mitglied auf. so u. a.
die .^009.66mia äei mg,65tri e
sori äi lünsioa äi Ita. Oa-Oollia
die Musikoereine zu Pesth, Oedenburg
und Güns, der Musikverein in letzterer
Stadt ernannte ihn zum KhrewCapell»
meister mit der Verpflichtung, jährlich
ein Vereins-Concert persönlich zu dirigi«
ren, die Stadt GünS verlieh ihm das
Ehrenbürgerrecht; ferner schickten ihm
der Salzburger Dom-Musikverein, das
Mozarteum, der Wiener Sängerbund,
der Schubertbund ihre Diplome; der
historische Verein für Unterfranken er>
nannte S. zum correspondirenden Mit«
o.liede, ebenso der Henneberg'sche alter»
chumsforschende Verein in Meiningen
anläßlich einer Abhandlung, welche S.
über die in Sieinamanger in Ungarn
aufgefundenen römischen Alterthümer,
als Todtenurnen, Aschenkrüge, Thränen-
selche und Grablampen. geschrieben, und
eingesendet; der Liederkranz in New-Uork
schickte an S. im Juni 1869 das goldene
Sängerzeichen und im November 1873 das deutsche Hochftift in Frankfurt das
Diplom eines Ehrenmitgliedes und Mei»
steis desselben. Schmidt, der im April
1873 seine Besitzung in Hadersdorf ver»
kauft, lebt nun ganz seiner Muße, mit
der Abfassung seiner Erlebnisse beschäf.
tigt. in Unter-St. Veit nächst Wien im
eigenen Hause. Aus seiner im Jahre
1839 geschlossenen zweiten Ehe mitIo»
sephine Gerstner (gest. 12. Juli
1848) hat S. drei Töchter, von denen
eine sicd jüngst (im October 4847) mit
dem k. k. Forst'Ingenieur Breymann,
dem Sohne des Mariabrunner Professors
Karl Breymann Md. XXIV^ S. 36(i),
vermalte. Außer an seinen Erlebnissen
arbeitet S. auch an einer Geschichte der
WienerKunstzustande vom Beginne dicscs
Jahrhunderts und an einer Geschichte
des Theaters an der Wien. In der Ge»
schichte des Wiener Musik- und Vereins»
lebens nimmt S. eine bleibende und her»
vorragende Stelle ein. Mit einer sich der
edelsten Ziel.: bewußten Zähigkeit ging S.
an die Bildung des Wiener Männergesang«
Vereins, dessen europäischer Ruf ftsisteht
und der kein eben leicht zerbröckelnder
Kitt ist. welcher die Herzen deä deutschen
Oesterreichs und Deutschlands zusammen«
hält. Frei in seinem Denken, frei in fei»
nem gesetzlichen Wollen, bot er kühn die
Stirne dem kleinlichen Geistes'Ennucken
Sedlnitzky, der im Vormärz in bei<
spielloser Willkür die Zuchtruthe über
die Geister und Kampfer in Oesterreich
schwang. Lieber legte er die Redaction
eines Blattes nieder, das sich unter seiner
energischen Leitung von Jahr zu Jahr
mehr emporgeschwungen und zu einem
guten Fachblatte gestaltet hatte, ehe er
die kleinlichen Chikanen des Gedanken-
scher'gen ferner ertragen mochte. Daß aber
S. die Seele deS Blattes war, dafür
spricht daS Siechthum, dem es nach sei-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon