Seite - 231 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30
Bild der Seite - 231 -
Text der Seite - 231 -
Schmidt) 6onrad 231 Schmidts Conrad 19
Nach dem October 1860 trat er in die
entschiedenste Opposition gegen die für
den Anschluß an Ungarn wirkende Partei,
und wenn auch anfangs in der Minorität,
wurde er doch allmalig der Mittelpunct
der konstitutionellen deutsch'lumäniscken
Gesammtstaats-Partei, und vornehmlich
sein persönlicher Einfluß war es, welcher
großen Antheil hatte an der Nmstimmung
jener liberalen Elements, welche in dem
Anschlüsse an Oesterreich den Untergang
ihrer Landesautonomie und der verfas.
sungsmaßigen Freiheit fürchteten. Nach-
dem der Bruch zwischen dem Ministerium
und den ungarischen Octobermännern
erfolgt war, wurde Conrad Schmidt
von der Regierung mit der Leitung des
siebenbürgischen Guberniums betraut.
Nachdem Freiherr von S a l m e n
j^Bd. XXVIII , S. 143) von seiner Sen-
düng nach Siebenbürgen im März 1861
bereits im November d. I . abberufen
und zum Hosrathe in der siebenbürgischen
Hofkanzlei ernannt worden war. wähl»
ten die Siebenbürger Sachsen Conrad
Schmidt einstimmig zu ihrem Nations.
grasen (oonis»). In dieser Stellung be-
wies S. seine Anhänglichkeit an den
Gcsammtstaat, sein Widerstreben gegen
alle ungarischen Unionsversuche. Das be-
kannte October-Diplom (vom 20. Octo»
ber 1860) veranlaßte die Regierung, in
Siebenbürgen Manner der verschiedenen
Nationalitaten, Konfessionen und Stände,
welche durch amtlicke oder bürgerliche
Stellung, Talcnt. geleistete öffentliche
Dienste und öffentliches Vertrauen hervor«
ragen, zu einer Berathung einzuberufen,
in welcher u. a. zunächst die Frage über
eine angemessene Vertretung des Landes
zu discutiren war. Das Schlußergebniß
dieser Verhandlungen war, daß man an
den Siebenbürger Sachsen., wie an den
Rumänen deutlich eikannle, beide Volks- stamme sehen in dem engeren Anschlüsse
an den Gesammtstaat den einzigen Schutz
gegen Unterdrückung durch die Magyaren.
Würde damals sofort ein siebenbürgischer
Landtag einberufen worden fein, so
würde, vielleicht unter gewaltigen Stür-
men, aber trotz Alledem und Alledem ein
darauf abzielender Beschluß zu Stande
gekommen sein. Aber damals befanden
sich alle höheren Aemter in Händen von
Ungarisch»Gesinnten. Der siebenbürgische
Hofkanzler Graf Kemony suchte Zeit
zu gewinnen, ebenso sein College für
Ungarn, Graf Vay. Miko und der
Bischof von Siebenbürgen, Ludwig Hay-
nald, durch und durch Magyar, agitir»
ten im Lande selbst; durch diese Vorgange
wurden alle Maßregeln des Wiener Mi»
nisteriums durchkreuzt. Anders gestalteten
sich die Dinge in Siebenbürgen, als am
7. November 1861 an des Grafen Ke«
mäny StelleGraf Nädasdy Md.XX,
S. 21^ berufen wurde. Auf Grund einer
allerunterthanigsten Vorstellung äclo.
29. März 1862. welche die sächsische Na-
tions'Universitat durch Comes Schmidt,
betreffend die Frage derpraktischen Durck-
führuug der nationalen Gleichberechti»
gung in Siebenbürgen auf Grundlage
deS kaiserlichen Diploms vom 20. Octo-
ber 1860 und der Staatsgrundfatze vom
26. Februar 1861 an Se. Majestät ge-
richtet — das Actenstück steht abgedruckt
in der „Wiener Zeitung" 1862. Nr. 88
— wurde durch Graf NadaSdy die
Einberufung eines
siebenbürgischen Land»
tages ad koo erwirkt, durch welchen
man sowohl den historischen, als den auS
den damaligen Verhältnissen entspringen«
den Ansprüchen der Bewohner Sieben«
bürgens gerecht zu werden, hoffte. Der
Landtag trat zusammen, nahm das Octo
ber«Diplom und die Februar«Verfaffung
in die siebenbürgifchen Landesgesehe auf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon