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) Heinrich 49 260 Schmitt, Heinrich 49
Unterrichts beschäftigte und darin bis
zum Jahre 484l thätig blieb. Zugleich
betrieb er Oekonomie. und als die politi»
schen Umtriebe heimlich ganz Galizien
durchwühlten und sich alle Pairiote»
daran mit mehr oder weniger Energie
betheiligten, blieb auch S. diesen Ver
schlvörungen nicht fremd und nahm daran
so entschiedenen Antheil, daß er. als man
ihn nach Entdeckung der Conspiration
verhaftete und vor Gericht stellte, von
demselben wegen Hochverralhs zum Tode
verurtheilt wurde. Das Jahr 4848 be-
freite ihn durch die allgemeine Amnestie
von der ihn bedrohenden Gefahr. Nun
gab er sich mit allem Eifer l'terarischen
Arbeiten hin. worin ihn seine Anstellung
als Bibliothekar deS als Kunftsammler
bekannten Johann Gualbert Ritter von
PawlikowSki >M. XXI, S. 391) in
Medyka und später bei dessen Sohne w
Lomberg nicht unwesentlich földerte. Im
Anbeginne schien er die schöngeistige
Richtung pstegen zu wollen und schrieb
auch Gedichte, ja sogar zwei Tragödien,
aber bald überzeugte er sich. daß es dieses
Gebiet nicht sei. auf welchem ihm Lorbee
ren zu pflücken gegönnt sein würde, und
so gab er eS bald wieder auf, um sich
der ernsten, der geschichtlichen Foischung
zuzuwenden. Eeine poetischen Versuche
sollten deßhalb nichl ohne Nutzen gewe-
sen sein, denn sie hatten seine Sprache
beeinflußt, ihr Biegsamkeit und Gewandt»
heit ili der Form gegeben und ihm eben
als ernsten Forscher jenen Reiz in der
Behandlung des Stoffes verliehen, wo»
durch gerade die Geschichtschreiber der
Gegenwart sich so wesentlich von jenen
der Vergangenheit — die Klassiker der
Griechen und Römer ausgenommen —
zu ihrem Vortheile unterscheiden. Freilich
hat diese Kunst der Darstellung auf den
Charakter des Inhaltes keinen Einfluß geübt, dieser aber ist durch eine Befan^
genheit deS Blickes, die allen Vertretern
der extremsten Partei, und derselben ge-
hört S. an, anhaftet, vollständig getrübt,
und verkümmert den Genuß, den eine
unparteiische, auf gründlicher Folscbung
beruhende Darstellung in vollendet schö-
ner Form im Leser hervorbringen würde,
ja müßte. Die polnische Erhebung der
Jahre 4863 und 1864 mit der empören-
den Episode der Hangegendarmen zählte
auch S. zu den Belheiligten. Er wurde
deßhalb zur Verantwortung gezogen,
jedoch auf freiem Fuße belassen und ihm
auf sein Verlangen ein mehrwöchentlicher
Urlaub gegeben, um seine leidende Ge-
sundheit im Bade Szczawnica herzustel«
len. Mittlerweile. December i 864, wurde
sein Urtheil gefällt und S. entzog sich
der Ausführung desselben, das auf län-
gere Haft lautete, durch seine Entfernung
nach Paris. Seine Frau, die in Lemberg
als sorgsame und unermüdliche Pstegerin
der in den Kämpfen gegen die Russen oft
ganz entsetzlich verstümmelten Insurgen«
ten in allgemeiner Achtung stand, folgte
ihm in kurzer Zeit nach. Dort befand
sich auch Frau PawlikowSka. deren
Gatte, bei dem eben S. als Bibliothekar
in Diensten gestanden, als an der er«
wähnten polnischen Erhebung gleichfalls
betheiligt, auch verhaftet, verurtheilt und
zur Abbüßung seiner Strafe nach Olmüh
abgeführt worden war. Schmitt hat
bisher folgende Werke durch den Druck
veröffentlicht: „HonsH", d. i. Sonette
(Krakau 4848, 8".); — „H^s
c>H
cio T'oH« ^/6Z", d. i.
Abriß der Geschichte des polnischen Volkes
von den ältesten bekannten Zeiten bis zum
Jahre 1763. 3 Bde. (Lemberg 5834,8".);
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon