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Schmidt) Ioh. Ev, 60 271 ) Ioh. Ed. 61
so. Schmidt, Johann Evang. (Or-
gelbauer, geb. zu Wangen 28. De-
cember 4737, gest. zu S a l z b u r g
4. März 1804). Erscheint auch einfach
mit d (Schmid) geschrieben. Sein Ge»
burtSort gehörte zu der Grafschaft Stüh.
lingen, welche der Stammsitz der fürstlich
Fürstenb erg'schen Secundogenitur ist.
I n früher Jugend zum Tischlerhandwerk
angehalten. übte er dasselbe mehrere
Jahre in seiner Heimat aus. Da er Ta«
lent und Neigung zur Mechanik und
Tonkunst zeigte, kam er zu Samuel
Oexle nach Schönberg, um bei diesem
Meister die Orgelbaukunst zu erlernen.
Nach vollendeter Lehrzeit blieb er nur
mehr kurze Zeit bei Letzterem, der ihm
überhaupt wenig zusagte, und ging auf
Wanderschaft. Nachdem er kurze Zeit in
der Umgebung gearbeitet, begab er fich
dann zunächst nach Wien. wo er fünf
Jahre mit Eifer auf den Orgelbau sich
verlegte, aber zugleich auch die Theorie
der Mechanik studirte.' Von Wien ging
er nach Pesth. arbeitete dort einige Zeit.
dann nach Böhmen, Dresden und Leip-
zig, überall in seiner Kunst sich vervoll,
kommnend. I n der Absicht, seiner ge«
schwächten Gesundheit halber in die Hei«
mat zurückzukehren, verweilte er, um
noch den Clauierbau zu studiren, auf
seiner Rückreise bei Stein in Augsburg,
wo er sich tüchtige Kenntnisse aneignete.
Nun kehrte er nach Stühlingen zurück
und arbeitete dort einige Zeit, als er
im Jahre 4785 über des Capellmeisters
Leopold Mozar t (Vater) Anempfehlung
einen Ruf nach Salzburg erhielt, dem er
zu Anbeginn deS Jahres 1786 folgte.
Daselbst lebte er als Hof.Orgelmacher
bis an seinen Tod, war ein bedeutender
Meister in seinem Fache und überdieß ein
wahres mechanisches Genie. Er betrieb
seine Kunst mit aller Gründlichkeit; mit allen Neuerungen in derselben sich ver>
traut machend, besaß er eine auf den
Instrumentenbau bezügliche reiche Biblio»
thek. Seine Instrumente, die, wie Ger-
ber berichtet, drei ganz löbliche Eigen«
schaften besaßen: schönen, gleichen Ton,
äußere Eleganz und billigen Preis, gin-
gen nach Südschwaben, Italien und Nie«
derösterreich. Insbesondere beliebt waren
seine pyramidenförmigen Fortepiano'S
mit Pedal. Als tüchtiger Mechaniker
ersann er immer neue Verbesserungen im
Instrumentenbaue, erfand aber auch an»
dere sinnreiche Maschinen, durch welche
die Arbeit der Menschenhand ersetzt wurde.
So erbaute er unter anderen eine Wind-
sage, welche einen Drahtzug und Schleif-
stein zugleich trieb. Die Umtriebe eines
benachbarten Nonnenklosters, welches be«
hauptete. seine Mühle ziehe den Blitz
herbei, nöthigten ihn, seine Windsägen
wieder abtragen zu lassen. Als er sie
dann
in der Nähe eines Bettelmönchklosters
neu aufrichtete und er gleichen Wider»
stand zu bekämpfen hatte, sann er auf
eine andere Erfindung, welche ihm in
nicht zu beanständender Weise Gleiches
leistete. S. starb, nachdem er 18 Jahre
in Salzburg Tüchtiges geleistet, im besten
Mannesalter von erst 47 Jahren.
Gerber (Ernst Ludwig). Neues historisch»
biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leip-
zig l8l3. A.Kühnel. gr.8«.) Bd. IV, Sp. 86
snach diesem gestorben am 5. März 1804). —
Pi l lwe in (Benedict), Biographische Schil-
derungen oder Lexikon Salzburgischer, theils
verstorbener, theils lebender Künstler, auch
solcher, welche Kunstwerke für Salzburg lie-
ferten (Salzburg 1821, Mayr'sche Buchhdlg..
kl. 8".) S. 209. Während ihn Gerber
Schmidt schreibt, erscheint er bei P i l l wein
Schmid geschrieben.)
61. Schmitt, Johann Evang. («echi.
scher Schriftsteller, geb. zu Unter-
waldböhringen am Rhein 40. Sep»
tember 4776, gest. zu Klattau am
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon