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Schmidt) Mari. Ioh. 87 293 Schmidts Märt. Ioh. 37
reits 60 Jahre — am 6. April, wurde
er zum Mitglieds der bildenden Künste
in Wien erhoben. Wahrend aber sein
Künstlerruf und sein Ansehen wuchsen,
fehlte eS ihm nicht an schweren Heim
suchungen, so verlor er in kurzer Zeit
nacheinander seine Eltern, der Vater
starb 1761, im Jahre 1763 starben ihm
aber innerhalb 10 Wochen zwei Knaben
und zwei Madchen, auch Ueberschwem-
mungen und Kriegszeiten brachten man»
nigfache und schwere Sorgen. Aber auch
diese wurden ertragen und überwunden.
und Schmidt erreichte daS seltene Grei»
senalter von 83 Jahren und in so
rüstigem Zustande, daß er. bereits ein
Greis von 80 Jahren, doch noch eines
der großen Altarbilder in der Pfarrkirche
zu Krems malte und im Jahre 1787,
damals nahe an die Siebenzig, die
Fresken in der Pfarrkirche — eine durch
daS Besteigen der hohen Gerüste und
daS nichts weniger als bequeme Stehen
und Sitzen auf demselben höchst beschwer-
liche Arbeit — ausführte. Schmidt's
ganzes Leben ging in seiner Kunst auf.
Die Zahl feiner Bilder geht an oder über
die Tausend; wenn aber Kunitsch und
P i l lwe in sich bis auf 4000 Porträte
versteigen und Kunitsch diese Zahl mit
der Bemerkung begleitet, daß Schmidt
selbst dieselbe so hoch berechnete, so
möchte diese Zahl wohl unter allen
Umständen zu hock gegriffen sein. Auch
findet sich nirgend die Angabe einer eini«
germaßen berühmten Person, die er ge«
malt. Und wenn er alle Grafmwörther,
Steiner und Kremser, und alle Laien«
brüder und Mönche der Klöster, in denen
er gearbeitet, porträlirt halte, so wird
es schwer fallen, die Zahl viertausend
zusammenzubringen. Gewiß aber ist es,
daß er sehr viel und überhaupt sehr schnell
gemalt habe. Bei prüfender Betrachtung seiner Gemälde scheint auch die Bemer-
kung, daß er seine Bilder nach dem Grade
der Bezahlung unterschiedlich gemalt, nicht
ungerechtfertigt zu sein. Aber wenn sich
in ihm allmälig neben dem Künstler der
Geschäftsmann auch entwickelte, so ge«
schah dieß nie ganz auf Kosten der Kunst,
nie vermochten Habsucht und Krämergeist
dieIdealität des Künstlers, der er biS zum
letzten Hauche treu blieb, zu überwuchern.
Wie mäßig ist doch in Anbetracht der
großen Menge von Werken und darunter
meist und noch dazu sehr große Altar-
blatter sein Vermögen, welches bei seinem
Ableben nach Abzug aller Schulden und
der Leichenkosten an achttausend Gulden
betrug! Außerdem befand sich in seiner
Verlassenschaft eine Bibliothek und eine
Sammlung von 270 Bildern seiner Hand,
die zum größeren Theile nach Warschau
an polnische Cavaliere verkauft wurden.
Ein kleiner Theil ging in die Hände
seines Schülers Mayer und von diesem
auf einen Martin Schmidt in Stein
über, der sie noch im Jahre 1866 besaß.
Schmidt ertheilte auch Unterricht im
Zeichnen und hatte mehrere Schüler ge«
bildet, von denen ihm jedoch keiner in
Talent und Fleiß gleichkam; es werden
folgende Maler: Appel , Mayer ,
Mi t terdor fer , Rudrof undWam-
bacher als Schmidt 's Schüler bezeich'
net; von Appel meldet man sogar, er
fei Hofmaler gewesen, aber trotz alledem,
von wie geringer Bedeutung müssen sie
alle gewesen sein, wenn weder Nagl er
noch aber Tschischka in dem so reichen
Namensuerzeichnisse seines Werkes:.„ Kunst
und Alterthum" auch nur einen der Ge»
nannten anführen. Auch entferntere Ta«
lente, schreibt einer von Schmidt's Bio>
graphen, wurden durch den Künstler an«
geregt und bildeten sich nach ihm, so daß
man von einer Schmidt'schen Schule
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon