Seite - 348 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30
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Schmutzer 348 Schmutzer
da man mit einer entsprechenden Me-
thode dafür nicht vertraut war, wurde
Schmutzer zu Rathe gezogen und be«
auftragt, seine Ansichten darüber auszu-
sprechen. In der That unterzog S. die
Angelegenheit seiner sorgfältigsten Prü»
fung und arbeitete sein Gutachten aus.
Sein Vortrag wurde der Kaiserin vor«
gelegt und von derselben nicht nur ge»
nehmigt, sondern er selbst im Februar
4771 zum Oberdirector sämmtlicher k. k.
Normal'Zeichnungsschulen in den deut«
schen und ungarischen Erblanden ernannt.
Energisch griff S. in den Wirkungskreis
dieses neuen Dienstes ein. Eigenhändig
fertigte er eine große Menge von Muster,
zetchnungen aller Art an, theils nach den
Vorbildern, wie er sie in Bachelier's
Schule gesehen, theils nach eigener Erfin»
düng und theilte sie auf zweckmäßige Art
für die verschiedenen Unterrichtsstufen ab.
Dann gab er einer Menge von Professo-
ren und untergeordneten Lehrern, welche
in den neu errichteten Schulen angestellt
waren, theoretischen und praktischen
Unterricht, eine Aufgabe,, der er sich, so
ermüdend, ja geradezu erschöpfend sie für
eine Künstlernatur wie die Schmuher's
war, mit fast heldenmäßiger Opferwillig,
keit unterzog. Die Früchte blieben aber
auch nicht aus. Die Geschmacklosigeit,
die in Fabrikaten für den gewöhnlichen
Hausgebrauch, wie für Luxus in den
uncultivirien Ländern Oesterreichs bis
dahin geherrscht, der das an Schönes
gewöhnte Auge unangenehm berührende
Mangel von Symmetrien und Zierlich«
keit, der sich allüberall kundgab, wich in
wenigen Jahren bereits allmallig zier-
licheren Formen, gefälliger Gestaltung;
die Gold», Silber» und Schmuckarbeiter,
alle Künstler und Handwerker, welche
mit der inneren Ausschmückung eines
Hauses, mit der Herstellung des mannig. faltigen HauSgeräthes beschäftigt sind,
zeigten bald in ihren Leistungen den
wohlthätigen Einfluß der Schmutzer-
schen Zeichenvorlagen, nach denen sie in
den Normalschulen Unterricht erhielten.
Nachdem diese neue Ginrichtung sich so
befestigt hatte, daß eine besondere Ober«
leitung für dieselbe entbehrlich schien,
legte S. sein Amt nieder, indem er zwar
den Charakter eines Oberdirectors bei»
behielt, aber auf die bisher bezogene
Besoldung verzichtete. Indessen waren
durch daS Ableben des DirectorS M ey.
tenS sBd. XVI I I , S. 193) und einiger
Professoren an der alten Kunstakademie
mehrfache Veränderungen vorgegangen.
Die hauptsachlichste fand im Jahre 1772
Statt, als auf Allerhöchsten Befehl die
bisher unter Schmutzer's Direction
bestandene Kupferstecher, und Zeichnungg.
Akademie mit der alten Maler«, Bild«
Hauer» und Architekten.Akademie ver<
einigt, jedem Kunstfache zwar ein Di-
rector vorgesetzt, aber doch aus dem
Ganzen Ein akademischer Körper gebil-
det wurde. Derselbe erhielt nun den
Namen einer vereinigten Akademie der
bildenden Künste und die Directoren der
einzelnen Abtheilungen hatten den Zeich«
nungSunterricht wechselweise zu über«
nehmen. Bis dahin hatte S. wenig Zeit
gefunden, sein Talent als Kupferstecher
in entsprechender Weise in Ausübung
und zur Geltung zu bringen. Als Di-
rector der eben in's Leben gerufenen
Kupferstecher, und Zeichnungs«Akademie,
und bald darauf als solcher sämmtlicher
Normal-ZeichnungSschulen der Monarchie
war seine Thätigkeit so sehr in Anspruch
genommen, daß er. mit Ausnahme eini«
ger Bildnisse, deren Vollendung eben
keinen Aufschub gestattete, weder Muße
noch Sammlung fand, sich an ein größe»
res historisches Werk zu wagen. Um zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon