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Schneider 27 Schneider
zösischen Heeren entgegenzutreten und den
Widerstand auf das Aeußerste zu verlän»
gern. Nach Bologna, wo GeneralMajor
Klenau sich aufhielt, kam nun eine
Deputation Aretiner und bat den Gene»
ral, ihr einen kriegserfahrenen österreicki»
schen Officier zu überlassen, der einerseits
die Erhebung regeln, andererseits aber
durch seine Anwesenheit gewissermaßen
öffentlich bezeugen sollte, daß der Kaiser
die Schilderhebung der Toscaner für den
gesetzmäßigen Herrscher billige. Eben,
als die Deputation beim General sich
befand, trat S., von einem Courierritte
heimkehrend, in Klenau'S Zimmer.
„Das ist ihr Mann", rief der General,
auf Schneider zeigend, „und er geht
gewiß mit". Und in der That, S. dachte
gar nicht daran, sich zu weigern, die
Reise wurde auch sofort angetreten. Von
einer Mitgabe von Truppen konnte keine
Rede sein, da man sich durch den Feind
schleichen mußte. So ging denn S. allein.
Mit einer Barschaft von 90 ft., einer
Legitimation für seine Sendung, einer
Anzahl von Manifesten und Proclama»
tionen, begab er sich auf den Weg, um
Toscana von den Franzosen zu befreien.
Es gelang ihnen, glücklich durch die
feindlichen Linien zu kommen. Kaum war
der toscanische Noden erreicht, als sich
schon ein kleines Häuflein Kampflustiger,
natürlich fehlte das bei solchen Anlässen
nie ausbleibende Gesindel nicht dabei,
zusammenfand. I n Bibbiena aber wurde
der Oberbefehlshaber in sps als Aben>
teurer angehalten und hätte ohne die
österreichische Legitimation das Unter»
nehmen hier ein klägliches Tnde nehmen
können. Als er endlich nach Arrezo kam,
wurde er mit offenen Armen empfangen'
er hielt einen förmlichen Einzug unter
Glockengeläute und Kanonendonner an
der Spitze einer Schwadron Dragoner, die er zur Noth eingeübt hatte. Indessen
hatten die Franzosen auf S.'s Kopf
einen Preis von 8000 Scudi gesetzt. Die
Organisation des Heeres, die Befestigung
der Stadt Arezzo, die Vereitlung der
feindlichen Intriguen, das Alles gab
ihm im Anbeginne vollauf zu thun. Der
erste Angriff galt dem wichtigen Siena,
wo eine Besatzung von 400 Franzosen
lag. S. nahm die Stadt durch Ueber,
rumpelung mit seinen Dragonern', die
Citadelle ergab sich später, obgleich sie
gar nicht bedrängt worden war. Die
Aufständischen fanden dort die eisten,
eigentlich brauchbaren Geschütze, denn
bis dahin hatten sie sich hölzerner, mit
eisernen Reifen umwundener Kanonen
bedient. Florenz erhob sich um dieselbe
Zeit selbst. S. konnte dort schon mit einer
Truppe von 12.000 vollkommen geübten
Soldaten einziehen und fand eine reiche
Beute vor. Die Eroberung von Livorno
folgte nach. Man nahm dort 80 Kano-
nen mit schwerem Kaliber, 10 Mörser,
2000 Flinten und andere Kciegsvor.
rathe. Ein reicher Fang wurde noch nach
der Einnahme gemacht. Fünf französische
Fahrzeuge mit 800 Mann und 80 Kano-
nen liefen in den Hafen von Livorno ein,
von dessen Besetzung durch die Ausstan-
dischen sie nichts wußten. Sie sielen ohne
Widerstand in Schneider's Hände.
Eines dieser Fahrzeuge hatte eine Ladung
kostbarer Gemälde, welche die Franzosen
im Römischen und Neapolitanischen zu>
sammengeraubt hatten. Das ganze Her»
zogthum war binnen vier Wochen befreit
worden und jetzt war eine Mafse von
30.000 Streitern beisammen. Dieser Er-
folg brachte dem General die schmeichel»
hafteste Anerkennung von Seite der Ober»
befehlshabec Kray und Suwarow.
Schneider selbst nannte sich auf seinen
Proclamationen „Aoi
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon