Seite - 43 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schnabel-Schrötter, Band 31

Schneller 43 Schneller bracht, wurde er als deutscher Feiertags- Prediger und Katechet nach Raab ge> schickt; aber schon im Nouember 4766 nach Wien berufen, wurde er dem stets kränkelnden Domftrediger bei St. Ste> phan zur Aushilfe beigegeben, bald dar» auf aber selbst zum wirklichen Dompredi» ger ernannt. Letztere Stelle versah er auch nach Aufhebung seines Ordens, im Ganzen durch 36 Jahre. I n der Zwi- schenzeit war er mehrere Jahre hindurch Beneficiat zu St. Magdalena und dann Feldcaplan des Wiener Bürgercorps, welches ihm denn auch, als er starb, die letzten Ehren erwies. Die lange Zeit, in welcher S. als Domprediger thätig gewe> sen, spricht genügend für feine Beliebt- lM , wenn dabei auch der ästhetische Ge> schmack und Bildungsgrad seiner Zuhörer nicht eben im glänzendsten Lichte erscheint. So z. B. war es Schneller, der in einer seiner Predigten behauptet: „Gs sey Sünde, einen Taubenschlag auf offener Straße zu bauen, weil das Schnäbeln der Tauben und ihr verliebtes Spiel die Vorübergehenden zur Unzucht reizen könne!!" Es dürfte fich von dergleichen moraliscken Lächerlichkeiten eine reiche Blumenlese in den Sammlungen seiner Predigten vorfinden. Die Titel der von ihm herausgegebenen Schriften sind: „Grumrnde ant Marin OhneM" (Wien 1781, Fol.); — „Predigten unt alle Znnn- tage beZ Jahre«". 2 Bde. (Augsburg 1787, Doll, 8«.)', — „Predigten unk alle sann- tM w Iahn«", 4 Theile Wien 1787 u. 1788, gr.8".); — „Predigten tür die heilige FMenM" (ebd. 1788), auch als 8. Theil der vorigen; — und „Predigten M die Fiüte diL Jahres« (ebd. 1788). auch als 6. Theil der vorigen; —„GeiHtliche Nrbnn- gen", 2 Bände (Wien 1803, A. Doll. 8°.). Viele von Schneller'S Gelegen- Heitsreden sind einzeln erschienen, so z.B. seine Leichenrede auf Kaiser JosephII . , 1790; auf Kaiser Leopold H.. 1792; bei den zu St. Stephan gehaltenen feie» lichen Vrequien auf Papst Pius VI., 1800 ; auf die Jubelfeier des Grzbischofs Migazzi , 1801; bei der Einweihung der Fahnen der Bürgerwehr, 1770 und 1783; bei der Eröffnung des Armen» Institutes, 1783; zur Jahresfeier des allgemeinen Aufgebotes, 1798 und 4800; zur Einweihung der Kirche in Kalksburg nächst Wien, i80l, u. n. a.; ich konnte aber die bibliographischen Titel derselben mir leider nicht verschaffen. Die zur Sünde eher reizende, als sie abwehrende, ganz von dem prickelnden Geiste der be> rüchtigren Iesuitenmoral geschwängerte Homiletik seiner Reden abgerechnet, war ?. Schneller ein beliebter, seiner Zeit berühmter Kanzelredner und galt allge- mein als würdiger Priester, dessen tugend» hafter Lebenswandel und Wohlthätigkeit gegen Arme ihm die allgemeine Liebe und Achtung erwarben. I n seinem Nach. lasse befand sich in Handschrift die Samm» lung seiner vor den adeligen Damen Wiens gehaltenen Kanzelreden. Zum Erben seines gesummten Vermögens hat er die Wiener erzbischöfliche Curie ein» gesetzt. Annalen der österreichischen Literatur. Hei« nusgesseben van einer Gesellschaft inländischer Gelehrter (Wien, N. Voll, 4°) 1802, No, I I , Inlelligenzblatt Nr. <0, S. 78. — Bnur (Samuel), Allgemeines historisch'biogiaphisch» literarisches Handwörterbuch aller merkwü» digm Personen, die in dem ersten Iahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 18l6, Stetlini, 8°,) Bd. I I , Sp.«8. — Oesterreichische National< Encyklo» pädie von Gräffer und Czikann (Wien 183L, 8».) Bd. IV, S, 5?l Steiermär» kische Zeitschrift. Redigirt uon vr. G. F. Schieiner, Dr. Albert von Nuchai, C. G. Ritter u-n Leitner, A. Schiötter (Grötz, Damian u. Sorge, 8».) Neue Folge, VI. Iahrg, <i84l), S, 64, Nl,