Seite - 51 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schnabel-Schrötter, Band 31
Bild der Seite - 51 -
Text der Seite - 51 -
Kchnepfteitner Schnepfleitner
skizze an semer Stelle mitgetheilt werden
soll, hatte die schöne Veste Sebenstein bei
Neustadt in Niederösterrcich in Pacht und
dort tagte der damals in voller Blülhe
stehende «Wildensteiner Verein der Ritter
von der blauen Erde". Schon früher
war Ste iger mit Schnepfleitner
bei Köpp von Felsenthal bekannt
geworden, als aber eines TageS im
Sommer 18l8 Schnepfleitner eine
abenteuerliche Fahrt in Pilgertracht nach
Neustadt zu Steiger, wo dieser lebte,
unternommen hatte, erkannte Steiger
in S. sofort seinen Mann und nahm ihn
nun als seinen Leibknappen und Burg»
vogt unter dem Namen Kuno in den
Wildensteiner Verein auf. Gin neueö
Leben begann nun für Kuno^ mit dem
neuen Namen. Auf der schonen Burg
hausend, mitten unter den vonNteiger
angelegten mittelalterlichen Santznüun-
gen, dieselben hütend, fühlte sicrP^er
Schwärmer ganz Mig. Bei den Ritters
festen erfüllte er seitMPflichten als Vogt
mit gewissenhafter W«bachtung aller
Förmlichkeiten, seine Trommete empfing
die Ankommenden, mit geMter Hand
brannte er daS alte Geschütz zu>donnern>
dem Gruße ab, und wenn er da^Truch»
sefsen» und Scheckenamt mit Wüme er»
füllt hatte, entzückte er oft die
durch überraschende Darstellungen
Pilger aus Palästina oder aber durcli)
sein Virtuosenhaftes Spiel auf der Maul»
trommel. Im strengsten Winter harrte er
— oft allem —, auf der verlassenen
Burg aus. Musik (die Trompete blieS er
besonders gut), Lecture, wie sie zu seinem
Streben paßte, Malerei und plastische
Arbeiten aus Holz, Rinde, Moos, endlich
die Besorgung der Waffen» und Kunst»
kammer füllten seine Zeit hinlänglich aus.
AIS aber der Ritterbund zerstob,^.-
war im Jahre 1823 auf höhe nung aufgelöst worden — da ward auck
Kuno's Glück mächtig erschüttert, und
als im Jahre 1824 Sebenstein mit allen
seinen Sammlungen an den Fürsten
Johann Liechtenstein überging, trat
Kuno Schnepfleitner um spärlichen
ohn in die Dienste des Fürsten, aber die
Aufsicht der werthvollen, von Steiger
aus Noth an den Fürsten um einen
Spottpreis verkauften Sammlungen
wurde ihm abgenommen. Im Jahre
1827. damals 61 Jahre alt. heirathete
S., da ihm der Aufenthalt auf dem
vereinsamten Schlosse unheimlich dünken
mochte. Indessen gingen manche Ver»
änderungen mit dem alten Schlosse Sö»
benstein und den dort befindlichen Samm-
lungen vor. die auf S. nicht ohne Wir»
kung blieben, denn bekannte er doch
selbst: „Jeder Streich, der zur Zerstörung
des alten Gemäuers geschah, welches
mich in meinen schönsten Tagen beher-
bergt hatte, M auf mein Herz". Am
ÄI^IuI i 1831 besuchte Kuno. damals
6?iährig, seinen alten Freund Steiger
in Neustadt, dem er sein Herz über die
Veränderungen auf Sebenstein ausschüt»
tete. Während der Mahlzeit fühlte er
sich unwohl, stürzte zu Boden und wurde,
von heftigen Krämpfen ergriffen, in'S
Spital gebracht, wo schon am folgenden
Tage ein Schlagfluß sein Leben endete.
So liegt S. zu Neustadt und nicht, wie
er es immer gewünscht, zu Sebenstein
aber Niemand kennt mehr die
Ruhestätte z^g ^„st vielgenannten Seben»
steiler Burgvogts Kuno, der zu dm
Illustrationen eineS Vereins gehörte,
welcher ^ bedeutend geworden, daß er
sogar das W M erlebte, auf höhere An,
ordnung ^^ossen zu weiden.
risönlichleiten des Sebcnsteiner
P,nde« auf blauer Erde, von Joseph
^,er (Wi«n o, I.. Pichler's Witwe
4*
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon