Seite - 57 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schnabel-Schrötter, Band 31
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Schnorr Schnorr
in der Studirstube (Leinwand, 9 Schuh
8 Zoll hoch. 7 Schuh 10 Zoll breit),
gegenwärtig in der Belvedere-Gallerie.
Das Bild, mittelmäßig von W. Brenn»
Häuser in Stahl gestochen und falsch
mit L. Th. Schnorr statt mit L. F.
Schnorr bezeichnet, erregte bei seinem
Erscheinen großes Aufsehen, seine einzeln
gedruckte Beschreibung machte durch die
befferen deutschen Blätter die Runde.
Der Eindruck, den die psychische Wechsel-
Wirkung der beiden fest und scharf an»
einander gehefteten Figuren zugleich mit
der mit seltener Vollendung und deut»
scher Geduld ausgeführten Umgebung
und sämmtlichem Beiwerke auf den Be>
schauer macht, war ein gewaltiger. Des
Künstlers Name und sein Bild war in
Aller Munde' eine Skizze des Bildes, in
einigen Nebendingen von demselben ab>
weichend, erwarb Fürst Metternich,
eine ausgeführte Zeichnung Hofrath
Gehler in Leipzig, eine ganz nach dem
großen, mit liebevoller Sorgfalt aus>
geführte kleine Oelcopie Hugo Fürst
Sa lm in Raih. Auf den „Faust" folg.
ten 1820 zwei nicht minder bewunderte
und viel besprochene Bilder: „Gula nnb
Genoort»", nach T i eck'S Dichtung ; diese
drei Gestalten: „Faust", „Genovefa"
und „Golo" erscheinen wie eine Trilogie
der Menschheit, AlleS umfassend, was
diese erhebt und zermalmt, in Faust der
Fanatismus des Verstandes, der sich
vom Herzen, diesem Hort des Glaubens
und der Liebe, losreißt; in Golo die
wilde, schrankenlose, verzehrende LiebeS>
gluth, die Sinnlichkeit in ihrer scheuß»
lichen Blöße; in Genovefa, die ver»
mittelnd zwischen, beiden Schöpfungen
steht, die glückliche, beseligende Liebe, die
in der Erinnerung schwelgt, in der Gnt-
behrung sich steigert. Auf dem Bilde
„Golo und Genovefa" ist der Gedanke, den kuttstvoll gearbeiteten Söller durch
zwei betende Engel tragen zu lassen, eines
Shakespeare windig; —daS zweite
Bild: „Ves Jäger« Neknlamchen", ist in
Beleuchtung und Wahl des Gegenstan»
deS ein sinniges Stimmungsbild Uon
meisterhafter Ausführung. Als S.'S
nächste Arbeiten dieser Periode sind zu
verzeichnen: ,Ner Grlkänig", ein erschüt»
terndes Gemälde, dessen Ausführung mit
dem unheimlichen Zauber der Dichtung
wetteifert; — „Mädchen um Rrnnnen", eine
sinnige Verbildlichung des Lichten«
berg'schen Gedankens: „ein Kranz un>
schuldiger Mädchen, nach der individuel»
len Verschiedenheit ihres Alters und ihrer
Sinnesart, in den Brunnen hinabschauend,
aus welchem, wie ihnen die Mutter ver>
sichert hat, die Kinder herauskommen,
wäre ein anziehender Vorwurf für den
Maler", daS liebliche Bild hat Meister
Rahl 182! inKupfec gestochen; — „M-
littiualnigiiin", nach der Ballade Bren»
tano's von der schönen Zauberin Lore
Lay, „deren Arm ein Zaubeistab und
deren Augen zwei Flammen, d'ium Jeder
verderben mußte, der die Augen sah"; —
„Gezterrricher und Oiroler nntn GH aste Irr
nn dir MMncher Klunze", so zu sagen ein
Seitenstuck zu dem berühmten Bilde von
Joseph Koch sBd. XI I , S. 184). mit
sieben wohlgetroffenen Porträts. Diese
sechs Gemälde gelangten sämmtlich in
den Besitz des Altgrasen Hugo Salm.
So stellt sich uns denn S. als entschiede»
nec Vertreter der romantischen Schule in
der Kunst dar, der er fortan treu blieb,
ebensowohl auö eigenem Hang, wie fort»
gerissen von der Strömung der Zeit, in
welcher die Romantik eine Hauptrolle
spielte. Was er nicht selbst in seiner
reichen Phantasie ersann, darauf führte
ihn Schlegel, einer der Apostel der
Romantik, mit dem er eng befreundet
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon