Seite - 68 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schnabel-Schrötter, Band 31
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Schabn 68 Schobri
Nckharb. gr. 8°.) S. 30t. - Portröte,
1) Facsimile des Ncimenszuges- s°«» v U
Ooea 8<:l!°I>«IoLwel. Kriehuber l
(lith.). Gedruckt bei Johann Höfelich <Wien.
McchetN, H«lb-F°!,),' — 2) Unterschrift:
8as« I'lll^oeoa 8°dc>de!-Ie°Iin«i'. Stahlstich
von Richter (i°.). aus der
nei'schen Leipziger Modezeilung.
Schobri, Georg (ungarischer Räu
ber, Geburtsjahr unbekannt, geb. in
Ungarn, wo ei sich im Jahre 1,337
bei Praga unweit Sümegh selbst erschoß).
Eine der abenteuerlichsten Gestalten des
Menschenlebens; was Gasparone oder
Zampa in Italien, das ist oder war
Schobli in Ungarn. Ursprünglich Flei«
scher seines Zeichens, lebte er zu Czen
stochau in Russisch'Pokn, mit der AuS
übung seines Gewerbes beschäftigt. Da
ermordete ei in einem Anfalle von Eifer
sucht seine Geliebte, nun war seines Blei-
benS nicht länger im Orte. Aus Furcht
vor den Gerichten floh er in die Wälder,
sammelte alsbald eine Bande verwegener
Burschen, mit welcher er in dem seiner
Bewaldung wegen berühmten und ob
feiner Unsicherheit berüchtigten Bakonyer
Walde Ungarns fein Unwesen trieb. Seiire
ebenso kühnen und verwegenen, als listi»
gen und mitunter komischen Streiche
machten ihn alsbald zu einem Manne
deS Volkes; er war der Rüzsa Sän-
bor der Dreißiger.Iahre. Seme Thaten
lebten damals in Aller Munde, er war
einige Zeit geradezu der Held des Tages.
Da wurde durch Verrath im Jahre 1837
sein Schlupfwinkel entdeckt und er von
einem ihn in demselben zu überfallen
abgeordneten Uhlanen-Piquet umringt.
Um nicht in die Hände der Soldaten zu
fallen, erschoß er sich selbst. Mehrere
Jahre später, 1843, brachte die „Köl>
ner Zeitung" die befremdliche Nachricht,
„Räuber Schob ci befindet sich zur Zeit
(1843) zu Charlestown in Nordamerika als Apotheker ansässig. Er habe sich im
Jahre 1838 über Hamburg dahin bege-
den und dort bei einem deutschen Pha»
maceuten die Apothekerkunst erlernt".
Daß man das Leben deS berüchtigten
Briganten, so gut es eben gehen wolle,
ausbeuten würde, versteht sich von selbst,
So erschien denn auch ein ungarischer
Roman, der Schobri's Namen als
Titel trägt, von Ladislaus Halics S zs k»
hely, wovon ein Ungenannter eine
deutsche Uebersetzung unter dem Titel:
„Georg Schobri, der Räuberhauvtmann
in Ungarn. Ein Eharakter-Gemälde der
neuesten Zeit. Nach dem Ungarischen u.
s. w.". 2 Theile (Leipzig 1837. Klein'
2. Aufl. ebd. 1838. 16«.), herausgegeben
hat. — DaS H^mnllZs ärmnatiqne zu
Paris brachte den Räuber sogar auf
die Bühne unter dem Titel:
N.U. Deformes st I>n,ul Duz, ort".
Bei der Aufführung jedoch zeigte sich die
Mystification, da man nämlich dem schon
früher gegebenen Vaudeville der beiden
genannten Autoren: „Roolio 1o Larbn"
den zeitgemäßeren Namen des ungan»
schen Banditen gegeben hatte, wahrschei,,'
lich, um neues Publicum anzulocken. —
Dergleichen kommt in Deutschland unk
anderswo auch vor, hatte man doch, als
der berüchtigte GraSl mit seiner Bande
(1816) Böhmen zittern machte, in Bud<
weis ein Melodram, betitelt: „Franz
Grasl, der böhmische Räuber", aufge.
führt, welches Stück nichts weiter alS
Schiller's „Räuber" war, nur hatte
man Franz Moor in einen Schlächter»
gesellen, Amalie in eine uechische Lud»
milla und Spiegelüerg in einen Juden
umgestaltet. Das Pikanteste aber ist, daß
die Franzosen den ungarischen Schobri,
an dessen Existenz noch keinem Menschen
u zweifeln eingefallen ist, als die müssige
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon