Seite - 69 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schnabel-Schrötter, Band 31
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Schädel. 69 Schodel.
Erfindung eines geistreichen Journalisten,
als ein Wesen, das gar nie eristirte, er>
klärten. Denn, als obenerwähnte Mystisi»
cation im Theater (3^innn,8s üramati^us
gegeben wurde, schrieb der Theater-Ne»
censent des Pariser Journals: yOkarts
äs 1830" wörtlich das Folgende: »tont
1s inonä (?) 88,1t au^'ouräliui a quoi
Z'sn tsuir Lur 1'sxiLtsnos äs oe larnsux
drä^anä Iion^roiL, sorti tout armä äs
1a, osrvsllo ä'nn lort Lvirituei Jour-
naliLts <^ni ü, invLntä bisn ä'autrLL".
Nun, daß die Feuillelonisten Dichtungen
zu Thatsachen erheben, kommt oft genug
uor, hier aber bietet sich der seltene, viel»
leicht einzige Fall dar, daß ein Feuille»
tonist eine Thatsache in'S Reich der Dich>
tung versetzt. — G. M. Oett inger,
der in seinem Blatte „Argus" 1837.
Nr. 189, eine sehr pikante Geschichte von
Schobri erzählt, die in vielen Blättern
nachgedruckt wulde, läßt Schob ri ge-
henkt werden. Man sieht also, es zieht
sich noch zu seiner Zeit ein mythischer
Schleier um den Helden des Waldes,
nach den Franzosen hätte er gar nicht
existirt, nach Anderen habe er sich, um,
überfallen, nicht in die Gewalt der Sol»
daten zu gerathen, selbst erschossen, und
der berühmte Bibliograph und Humorist
Oett inger läßt ihn gar hängen.
Frankl (Ludwig Aug. Dr.), Sonntagsblätter
(Wien, 8°.) I I . Jahrgang (i843), S. 307:
„Schobri in Amerika".
Schodel, Rosalie (Sängerin, geb.
zu Klausenburg im Jahre 1811, gest.
um daS Jahr 1880). Von Haus auS
eine geborne Klein, erhielt sieden ersten
musikalischen Unterricht von einem Herrn
Schodel, den sie später, damals erst
14 Jahre alt, auch ehelichte und mit ihm
nach Preßburg übersiedelte. I n einem
Concerte, welches der Violoncellist I .
Wagner, nachmals Kunst» und Musi» kalknhandler in Pesth, veranstaltet hatte,
trat Rosalie zum ersten Male öffentlich
auf und gefiel allgemein. Von Preß.
bürg begab sie sich zur weiteren Ausbil»
düng nach Wien und machte im Musik
Konservatorium, dessen Schülerin si
wurde, so tüchtige Fortschritte, daß
sie
i,
kürzester Zeit ein Engagement am Kärnth
nerthor>Theater erhielt. Aber bald ver
ließ sie dasselbe und begnb sich nack
Deutschland, wo sie auf mehreren Büh>
nen, und später nach Paris und London,
wo sie überall mit Beifall fang. Im
Jahre 1836 kam sie
nach Pesth und gab
im deutschen Theater mehrere Gastvor»
stellungen, welche aber durch Theater»
Intriguen unterbrochen wurden, worauf
sie Pesth verließ und sich in ihre Vater»
stadt zurückzog, um dort, der Bühne ent>
sagend, sich häuslich niederzulassen. Aber
auf die eindringlichen Bitten des Pesther
Nationaltheaters gab sie ihren Vorsatz
auf und wurde nun Mitglied der unga-
rischen Gesellschaft in Pesth, zu deren
Koryphäen sie bald zählte. Bis zum I .
1842 blieb sie bei dem Kunstinstitute, zu
dessen Hebung sie durch ihre mehrjährige
Wirksamkeit an der ungarischen Oper
wesentlich beitrug, so daß in den Annalen
der ungarischen Oper ihr Name eine blei-
bende Stelle behaupten wird. Das Cha>
rakteristische ihrer Künsileischaft bestand
in der Verschmelzung der Vorzüge deS
ungarischen Naturells mit jenen der deut»
schen Kunst und deutschen Kunstbildung.
Mit einer imponirenden- äußeren Ecschei»
nung verband sie eine ausdrucksvolle
Physiognomie, eine markige, wohllau»
tende Stimme — ein Kritiker nannte
ihre für gewaltige Charaktere bestimmte
Stimme treffend ein „Eumeniden-Organ"
— hohe Leidenschaftlichkeit der Empsin»
düng und eine mächtige Phantasie.
Eigenschaften, welche sie zur Darstellung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon