Seite - 80 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schnabel-Schrötter, Band 31
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inhaltslos zu erklären und zu beweisen,
daß er trotz seines redlichen Willen« doch
nur der Düpirte eines Consortiums ge-
wiffenloser Speculanten und pflichtver-
geffensc Beamten geworden. In einem
anderen, ebenda abgedruckten Artikel,
betitelt: „Offener Brief an Se. Ercellen
den Statthalter von Niederösterreich"
verlangte Schösset von demselben, di
von S. des Verbrechens des Mißbrauchs
der Amtsgewalt beinzichtigten Beamtet
aufzufordern, ihn vor den Richter zl
stellen und nicht, wie es bereits wieder
holt geschah, im letzten Augenblicke die
ganze gegen ihn erhobene Anklage falle,
zu lassen, der Vorwurf der Verleumdung
wird aus der Untersuchung selbst als
unbegründet entfallen. Dabei blieb aber
E. nicht stehen,
hatte er bisher die Unfüge
und Mißwicthschaft im Wiener-Wald
nui angedeutet, nun enthüll te er
das ganze Treiben des Speculations
Consortiums und der mit ihm verbünde
nen Mithelfer in einer Reihe von Arti>
keln, welche gleichfalls im „Neuen Wiener
Tagblalt" unter den Tileln: „Wiener«
Waldgeschichten", „Portofreie Briefe aus
dem Wiener-Walde" u. s. w. abgedruckt
wurden. Die Folge dieser Cnthüllun»
gen, welche in ein Labyrinth von Unter»
schleifen schauen ließen, war ein Antrag
der Abgeordneten Mende und Steu»
del im niederosterreichischen Landtage
auf Einleitung einer gerichtlichen Unter-
suchung gegen die öffentlich genau be-
zeichnetet Verbrechen beschuldigten Beam»
ten. Der Antrag wurde angenommen
und die Regierung leitete nunmehr die
verlangie gerichtliche Untersuchung ein.
Diese dauerte nun mehrere Monate,
das Resultat derselben war jedoch ein
negatives. Der damit nicht zufrieden»
gestellte S. sah sich somit gezwungen, die
ihm von befreundeter Seite zu Gebote SchiM
gestellten gravirendsten Acknstücke und
Correspondenzen in einem Cyklus von
Artikeln in beglaubigter Abschrift zu ver-
öffentlichen. Sie stehen sämmtlich unter
dem Titel: „Die Verwaliungsgeschichte
des Wiener-Waldes" im „Neuen Wiener
Tagblatt« («871. Nr. 83, 61, 63. 67,
69, 71, 74, 78, 82, 87 u. 92) abgedruckt.
Als ihm später das gerichtliche Erkennt,
niß auf Einstellung der Untersuchung
wegen Mangel dcS Thatbestandes gegen
die von S. Beschuldigten zur Hand kam,
unterzog er dieses Erkenntniß und die
Art und Weise, wie die Untersuchung
durchgeführt wurde, in der „Deutschen
Zeitung" einer eingehenden Kritik unter
dem Titel: „DaS gerichtliche Erkenntniß
in Sachen deS „Wiener Waldes", was
die sofortige Confiscation des Blattes
und gegen Schöffel die Ginleitung der
gerichtlichen Untersuchung auf Grund des
Z 300 des Strafgesetzes zur Folge hatte,
Am 20. März 4872 wmde S. vor das
Geschwornmgericht gestellt und nach
einer sechsstündigen Verhandlung ein-
stimmig nichtschuldig gesprochen. Sol>
chen Thatsachen gegenüber konnte die
Regierung nicht mehr gleichgiltig bleiben
und eS wurden daher vom Abgeordnete»'
hause im Jahre 1872 über Antrag d«
Regierung das Gesetz vom 12. April
1870 alS nichtig erklärt, die Verträge
mit Moriz Hirsch! aufgelöst, eine den
Forst schützende Waldwirthschaft eiuge»
ührt und ein bemakelter Unterbeamtec
auf Grund einer durchgeführten DiSci»
plinar«Untersuchung im Gnadenwege
penfionirt. Aber auch dieß genügte S.,
nicht, standen doch noch die einflußreich»
sten Persönlichkeiten, von denen jn eben
as Attentat auf den Wiener>Wnld aus»
gegangen, in vollster Thätigkeit und die>
Gefahr, die fallengelassenen Ideen könn«
ten bei günstiger Gelegenheit wieder auf«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon