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Schoeller 90
theils die Geschäfte der Tuchfabrik Ge
brüdec Schoeller in Brunn besorgt
theils Vorbereitungen zu einer selbststän
dig zu errichtenden Großhandlung traf.
welche er auch unter seiner Namensfirma
im Jahre 4833 eröffnete. Von nun an
entwickelte diese Firma eine vielseitig
und von glänzenden Erfolgen begleitet
Thätigkeit. Im Jahre 4844 rief S. di,
AerndorferMetallwaareN'Fabrik, eine de'
größten ihres Gleichen auf dem Conti
nente, welche sich vornehmlich.mit Erzew
gung von Pakfong» und Alpaccawaaren
mit oder ohne Versilberung und Vergol
düng beschäftigt, in's Leben. Von den
Erzeugnissen dieser Fabrik befinden sich
mehrere !n den Sammlungen des öster
reichischen Museums füi Kunst und In
dustiie, welche dm hohen künstlerischen
Aufschwung der Fabrik bekunden, darunter
ein Tafelaufsatz im Renaissancestyle, zwe
andere, einm Eichbaum (gegossen) und
einen Palmbaum mit Figur darstellend,
dann zwei Blumenvasen, eine davon mit
Schilfblättem, eine gegossene Pferde-
gruppe, ein geschmackvolles Kaffee>Ser>
vice, zwei große Tassen, eine im orienta»
lischen Style, eine Monstranze im gothi»
schen Style u. m. a. Der Berndorfer
Fabrik folgte die Errichtung einer Nickel-
fabrik zu Iosoncz in Ungarn. Die Leitung
beider Fabriken führte S.'s Associs Her»
mann Krupp, Bruder des durch seine
Geschütze und ihre Trefflichkeit, besonders
im letzten Kriege gegen Frankreich, be>
rühmt und populär gewordenen Indu.
slriellm in Essen. Die mannigfachen
Schwankungen auf dem Geldmärkte be-
wogen S.. sich vom Waarengeschäfte
zurückzuziehen und völlig der Industrie
zuzuwenden. Im Ma! 1849 kaufte HauS
Schoeller den größten Theil der in
Miesbach in Oberbayern gelegenen Koh>
lenminen. die während einer zwanzigjäh» Schoeller
rigen Bearbeitung sich zu den ergiebigsten
in Bayern gestalteten, und die Triesting.
hofer Messingfabrik im Triesting-Thale,
welche energisck betrieben wurde. Im
Herbste desselben IahreS kaufte das Haus
die landtäflichen Güter Czakowih, Clenitz
und Miskowitz bei Prag und gründete auf
ersterem die Lzakowitzer Rübenzuckerfabrik
und Raffinerie. Mit Gründung dersel»
ben begann daselbst eine Reihe landwirth.
schaftlicher Verbesserungen und Reformen,
welche man geradezu als epochemachend
bezeichnen darf; eS wurden nämlich die
ersten englischen Säemaschinen, Hau»
pflüge, Walzen« und Samenstreumaschinen
eingeführt, welche sich von da bald auf
die anderen Zuckerfabriken verpflanzten;
ferner wurden Dresch» und Mähmaschinen
und nach der Londoner Ausstellung 1862
ein Dampfpftug, der erste in Böhmen,
aufgestellt. Dabei wurden alle auf land»
wirthschaftlichem Gebiete praktisch befun»
denen Neuerungen, darunter Saturation,
Verdampfungs'Apftarat, Piffusionsoec>
fahren u. s. w., in Anwendung gebracht
und mit Erfolg benutzt. Nun folgten sich
die Herstellungen mehrerer großartiger
Zuckerfabriken, u. z. 4884 zu Czaölau,
1886 einer zweiten zu Czakowitz, 1,887 zu
Wrdy. I n derZwischenzeit errichtete Haus
S. in Gemeinschaft mit Werth eim>
stein und Jeder er die Vbonfurther
Wasser» und Dampfmühle und Nollgerste»
Fabrik, welche wenige Jahre später das
Haus auf alleinige Rechnung übernahm
und durch eine zweite Mühle vergrößerte.
Im Jahre 1862 kaufte A. Schoeller
on Baron Reichenbach das Eisen»
valzwerk in Ternih, dessen Leitung Gu»
stav Neufeldt übernahm, und wo,
achdem die Veffemer Stahlfabrication
ich immer mehr verbreitete, S. in Ge<
neinschaft mit Neufe ldt , Hermann
ru p p und Joseph Ha l l eine Bessemer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Band 31
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schnabel-Schrötter
- Band
- 31
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon