Seite - 32 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schrötter-Schwicker, Band 32
Bild der Seite - 32 -
Text der Seite - 32 -
Schuberts Kranz 32 Schuberts Franz
fierin, welche damals als Köchin in
Diensten stand. Mit Elisabeth zeugte
Franz 14 Kinder, von denen nur fünf!
am Leben blieben, nämlich vier Söhne:
Ignaz , Ferdinand, Kar l . Franz.
und eine Tochter Th er ese. I m Jahre
1842 starb Elisabeth und der alte
Schuber t nahm eine zweite Frau,
Anna Klayenböck, die Tochter eines
Fabrikanten in Gumpendorf. welche ihm
noch fünf Kinder: Andreas, Anton,
Mar ie . Iosepha und ein bald nach
der Geburt gestorbenes Kind gebar sver»
gleiche die Stammtafel auf der S. 31^.
Bei so reichem Kindersegen fehlte es im
Elternhause S.'s nicht an Sorge und
Entbehrungen mannigfacher Art, und der
kleine Franz war von frühester Jugend
an nicht auf Rosen gebettet, aber auch in
spateren Jahren bis an seinen Tod blüh'
ten ihm keine anderen Rosen als jene der
Kunst, diese freilich in einer Weise, daß
ein ähnlicher Rosenstor bisher nicht auf»
zuweisen ist. Franz, oder, wie er nach
dem Taufbuche heißt, Franz Peter,
erlernte die AnfangSgrunde der Musik
bei feinem Vater, der auch musikkundig
war und an den Sonntagen Nachmittags
Quartettübungen veranstaltete. Einen
systematischen Musikunterricht erhielt
Franz erst im Alter von sieben Jahren,
aber auch da half ihm sein reicher Genius
rasch fort. Im Alter von sechs Jahren
bezog er die Schule, in welcher er sich
als der erste seiner Mitschüler auSzeich»
nete. Mit acht Jahren begann der Unter»
richt im Violinspiele und nun nahm er
auch Singstunden bei dem Lichtenthaler
Ehorregenten Michael Holz er. der
über das wunderbare Talent des Knaben
nicht selten Freudenthränen weinte. I m
Clavierspiele war Franzen's Bruder
Ignaz sein-Lehrer, aber der Schüler
hatte den Lehrer bald überholt. Im Herbste 1808 gelang eS dem Vater, sei-
nen Sohn in die kaiserliche Hofcapelle zu
bringen. Bei der Prüfung erregte der
14jährige Knabe die Bewunderung Sa»
lieri 'S und Eybler'S. Als Sänger«
knabe fand er auch Aufnahme im Stadt-
convicte, in welchem er seine Sckulbil«
düng beendete. Seiner Musikkenntniffe
wegen ward ihm daselbst bald eine Stelle-
in dem sogenannten kleinen Convictisten»
Orchester zugetheilt, ja in Abwesenheit
deS Dirigenten Rucziczka übernahm
er sogar die Leitung des Orchesters an
der ersten Violine — Schubert war
damals ein 42jähriger Knabe. Zugleich
regte sich in ihm der Schaffenstrieb. Aus
dem Jahre 4810 find seine ersten Tom«
Positionen, sonderbarer Weise die Schil.
ler'sche Leichenphantafie: M i t erstorb.
nen Scheinen", und einige Variationen
für Clavier bekannt. Wir gehen rasch
darüber hinweg, wie.mit dem Zunehmen
des Alters die Schaffenslust in S. wuchs.
DaS Verzeichniß der Compofitionen —
das der gedruckten und der noch nicht
gedruckten, von denen daS letztere
chronologisch geordnet, in ersterem aber
jeder Komposition daS Datum seines
Entstehens, so weit solches b'isher ermit»
telt worden, beigefügt ist — gibt einen
Anhaltspunct für die riefige Schöpfer«
kraft, welche dem Jünglinge innewohnte.
ES könnte den Gegenstand eines interes«
santen Effay'S bilden, wenn man S chu.
bert's Seelenleben nach seinen Compo«
sitionen — die zum großen Theile mit
dem Datum ihres Entstehens versehen
sind — darstellen wollte. Woche um
Woche, Tag um Tag, ja oft Stunde um
Stunde ließe sich auf solche Weise seine.
Stimmung, der Wechsel derselben, wie er
sich in Tönen kundgab und namentlich
wie er sich in der Wahl der Dichtungen
offenbarte, mehr oder minder genau be«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Band 32
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schrötter-Schwicker
- Band
- 32
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon