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Schubers Franz Schuberts Franz
geworden und befreundete sich mit dem
kunstfinnigen, mufikliebenden Jünglinge
auf das Innigste; durch Schober vor»
nehmlich vergrößerte sich später die Zahl
seiner Bekannten und Freunde, welche
öfter gesellige Zusammenkünfte, söge-
nannte ,Schubertiaden", von denen wei»
ter unten die Rede sein wird, bildeten
und woran sich Namen vom besten
Klänge betheiligten. Dazu gesellte sich
noch die Bekanntschaft mit dem damals
so beliebten Hofopern» und Liedersänger
Johann Michael Vog l . welche, wie es
scheint, eben Schober vermittelt hatte.
Auch diese letztere fällt in das Jahr 1817.
Schubert hatte bisher seine Lieder meist
selbst vorgetragen. Dieß änderte sich
nach Vogl 'S Bekanntschaft, der alsbald
den hohen Werth Sch ubert'scher Ge-
sänge erkannte und, da diese Lieder, von
ihm vorgetragen, zu einer ungeahnten
Bedeutung gelangten, ihn immer zu
neuem Schaffen anregte. Man beurtheilt
Vogl 's Einstuß auf Schubert's Talent
verschieden. Bei dem ungleichen Alter
Beider und bei dem etwas eigenthüm«
lichen Naturell Vogl 's. daS bei seinem
Formwesen zur Natürlichkeit Schubert's
grell abstach, konnte es zwischen Beiden
zu keinem eigentlich herzlichen Verkehre
kommen. V o g l spielte Schuber t
gegenüber immer den Protector. Dagegen
wirft man ein, nichtsdestoweniger ist es
Vog l , der Schubert'S reichen Lieder«
quell stießen machte, da er ihn immer zu
neuen Lieder.Compositionen anregte, wo-
rauf man aber die Einwendung macht,
daß Schubert in Folge dessen gerade
in der Production von Liedern, und mit
Rückficht aufVogl von Liedern kleinerer
Art. aufging und zu größeren Werken
gar nicht mehr Zeit fand. Sei dem. wie
ihm wolle, ob Vog l dieß oder jenes an
Schubert verschuldet, verschlagt wenig, wir. besitzen in Schubert'S Gesängen
einen Liederhort, wie einen ahnlichen
keine andere Nation aufzuweisen vermag
und damit sollen wir uns begnügen. Der
oberwähnte Franz v. Schober war es
auch, der seinen Entschluß. Schubert
auS der geisttödtenden Lage in deS Va-
terS Schule herauszureißen, ausführte.
Er bot ihm feine Wohnung an, wo er
aber vorderhand nur ein halbeS Jahr
blieb, da das von Schubert bewohnte
Zimmer für Schober's Bruder, als
dieser auf Urlaub nach Wien kam, ge«
räumt werden mußte. Nun überfiedelte
Schubert zu Mayrhofer, bei dem
er zwei Jahre in Wohnung blieb, später
erhielt er wieder bei Schob er Quartier.
Einige Zeit lebte Schubert ohne alle
Beschäftigung, rein seiner Kunst, denn
zum Unterrichtertheilen konnte sich der
rastlos Producirend» um so weniger ent»
schließen, als er eben dadurch in seinem
Schaffen beeinträchtigt worden wäre.
Im Jahre 1818 wurde ihm aber von dem
Wirthschaftsrathe deS Baron Hacket«
berg, Unger, dem Vater der nachmals
berühmt gewordenen Sängerin und
FreundinLenau'S.Ung er«Sabatier,
der Antrag gemacht, im Hause des Gra»
fen Johann Eßterhäzy als Musik-
lehrer einzutreten. Nachdem sich Schu»
bert mit dem Grafen dahin verständigt,
daß er im Winter in der Stadt, im
Sommer aber auf dem Landgute Zelösz
in Ungarn sein Musiklehramt ausüben
werde, trat S. diesen neuen Dienst an,
der ihm glücklicher Weise genug Muße zu
seinen eigenen Arbeiten ließ. Die Familie
des Grafen Johann bestand aus dessen
Gemalin Rosa gebornen Gräfin Feste»
tics und den Kindern Mar ie , Karo»
line und Albert Johann. Der Graf,
die Gräfin und die beiden Töchter waren
musikalisch und liebten sehr die Musik.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Band 32
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schrötter-Schwicker
- Band
- 32
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon