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Schubert) Franz 37 Schubert, Franz
stand in diesem Jahre wenig besonders
Hervorstechendes, es wäre o enn Goethe's
„Prometheus" auszunehmen, wie er denn
auch in diesem Jahre eine Sammlung
seiner Compositionen Goethe'scher3ieder
dem Nestor der Poeten Deutschlands nach
Weimar sendete. Dieser aber, der selbst
an einer Stelle bemerkt, „daß er Musik
nicht beurtheilen könne", nahm weder
von den Liedern noch von deren Schöpfer
Notiz, und erst ein paar Jahre nach
Schubert's Tode, 1830. als er seinen
„Erlkönig" in Schubert'scher Com>
pofition von Wilhelmine Schröder«
Dehr ient vortragen gehört, schien er
die Bedeutenheit dieser Compofition, die
sich ihm durch diesen Vortrag „zu einem
fichtbaren Bilde gestaltet" hatte, doch aber
auch nur zu ahnen, und noch immer
nicht zu erfassen. Auch ist bemerkenswerth,
daß zu Anfang dieses Jahres (1819) in
einem Concerte, welches am 28. Februar
der Violinspieler I ae l l im Gasthofe
„zum römischen Kaiser" veranstaltet
hatte, der Tenorist Franz Jäger ^Bd. X,
S. 37. Nr. 3) der Erste ein Schubert-
scheS Lied — es war „Schafers Klage«
lied" von Goethe (0x. 3) — öffent-
lich vortrug. Schubert war damals
21 Jahre alt und hatte als Lieder-Com-
ponist schon einen festbegründeten Ruf.
Im folgenden Jahre aber, am 14. Juni
1820, gelangte sein erstes dramatisch«
musikalisches Werk. das einactige Sing<
spiel: „Die Zwillinge", im Kärnthner«
thoi'Theater zur Aufführung. Diesem
Singspiele folgte schon wenige Wochen
später — am 20. August — die Auffüh-
rung des dreiactigen Melodrams: „Die
Zaubcrharfe". Beide hatten keinen Er-
folg — wenigstens keinen solchen, der
auf den Componisten anregend gewirkt
hätte. Doch aber schrieb er noch in die«
sem Jahre die Skizzen zweier Acte der größeren, unvollendet gebliebenen Oper:
„Sacuntala" und das Oratorium „3a»
zarus", dessen Genesis schon damals ein
Geheimniß war und bis heute eines ge«
blieben ist, da weder seine Freunde, die
ununterbrochen mit ihm verkehrten, von
dieser Arbeit etwas wußten, noch sonst
in seinen Aufzeichnungen und späteren
Reden dieses Tonwerkes seinerseits je>
mals Erwähnung geschah. Nach amd
nach brachen sich seine Tondichtungen,
vornehmlich feine Lieder-Compofitionen,
im großen Publicum Bahn. ohne daß
jedoch dadurch in der materiellen Lage
des Componisten eine sonderliche Ver»
änderung, nämlich Verbesserung, einge»
treten wäre. Bisher, waren seine zahl»
reichen Compositionen nur aus münd«
lichem Vortrage bekannt. Einen Ver«
leger für dieselben zu gewinnen, wollte
selbst seinen zahlreichen Freunden nicht
gelingen. Da nahm sich Leopold von
Sonnle i thner , der nachmals als
Musikkenner und Musikgelehrter so sehr
geschätzte Wiener Advocat. der Schu-
bert's Compositionen kannte und viele
derselben sorglichst gesammelt hatte, mit
noch einigen Kunstfreunden der Sache
ernstlich an und beschloß ein Heft der«
selben herauszugeben. Mit dem „Erl<
könig", der am 2. April 1821 als er-
schienen angezeigt wurde, hatte man den
Reigen der Schubert'schen Compofitio«
nen eröffnet, für welche sich sofort so
viele Abnehmer fanden, daß damit die
Kosten des zweiten Heftes gedeckt wur-
den -und in solcher Weise die ersten zwölf
Hefte bei Diabel l i u. Cornp. im Stiche
erscheinen konnten. Für das Gedeihen
des Unternehmens trat noch ein besonde-
rer Umstand ein. I n einem Concerte,
das im Kärnthnerthor « Theater, am
7. März 1821 stattfand, hatte Vog l
den „Erlkönig" gesungen und damit war
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Band 32
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schrötter-Schwicker
- Band
- 32
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon