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Hchütte 127 Schütte
der Nordarmee in Böhmen, führte er
sein Regiment mit Entschlossenheit und
Tapferkeit in der Schlacht bei König-
gräh. Gelegentlich seiner nach 49jähriger
Dienftze.it erfolgten Pensionirung erhielt
Feldmarschall.LieutenantBaron Schütte
den eisernen Kronen-Orden zweiter Classe.
Baron Schütte lebt zur Zeit zu Görz.
Oest erreichischer Militär« K a le nd er.
Herausg. von Hirtenfeld und Meyne rt
(Wien, tl. 8") III. Jahrg. (t852). S 236.
Schütte, Anton (Abenteurer und
Revo lu t ionär , geboren eiwa um
^8l3, Geburtsort unbekannt, gestorben
zu New-York am 17. Mai 1867).
Eines jener verlotterten Individuen,
die, wo es ein Revolutiönchen gibt,
sofort wie Sturmvögel um das von den
Wellen umhergeworfene Schiff, im Lande
erscheinen und das mit einem bischen
gesundem Menschenverstände leicht zu
erstickende Revolutiönchen zur completen
Revolution aufwühlen. Schon wenige
Wochen nach den Märztägen 1848 hatte
sich Dr. Schütte — über den Ursprung
dieses Doctortitels liegt kein Nachweis
vor, aber so nannte man ihn damals
allgemein — in Wien eingefundm.. Wer
er war, woher er kam, wußte Niemand,
was er wollte, das war das Geheimniß
des Herrn Mahler und seiner Collegen
im „Freimüthigen", die ihm in ihrem
Blatte eine begeisterte Standrede hielten.
I n den meisten Clubs, denn er war
überall, hatte er sich durch sein unbestreit«
bares Rednertalent bemerkbar, bei Allen
aber. die ruhigen Blickes die sich über-
stürzenden Ereignisse verfolgten, verdach«
tig gemacht. Einige hielten ihn für einen
verkappten Jesuiten, Andere für einen
ruffischen Emifsar, wieder Andere für
einen vom hohen Adel bezahlten Revo«
lutionär, endlich Einige für einen Agen-
ien der Republik. Er hatte sich durch Gott weiß welche Künste in den damall«
gen Schriftsteller-Verein eingeschmuggelt,
und Adolph Schmidl ss. o. Bd. XXX)
S. 199^, der den Kumpan bald durch»
geblickt. beantragte seine Ausstoßung.
Dieser Antrag, damals von einem Loya-
len gestellt,.genügte, um Schütte'S Mit»
gliedfchaft im Schriftsteller-Verein erst
rechl zu sichern. Durch die unheilvollen
Wirren deS I . 1848 tauchte der Name
deS Dr. Schütte immer wieder auf. Galt
es, ein Ministerium oder Personen zu
stürzen, die eine hohe, wichtige Stelle be-
kleideten, wieHoyos, Ficquelmont,
Taaffe, da war es Dr. Schütte, der
im ehemaligen Odeon Adressen vorschlug,
welche diese Abfetzung forderten; für die
augenblickliche Einberufung des Reichs-
tages hatte Dr. Schütte mit aller Kraft
agitirt; bei der Aufwiegelung der Arbei-
ter, welche am 17. April zu einer allge«
meinen, nach Tausenden zahlenden Ver-
sammlung auf dem Iosephstadter GlaciS
einberufen waren, hatte eben v i . Schütte
eine großartige Thätigkeit entwickelt.
Ueberall war er dabei, überall nannte
man seinen Namen; Grüner in seiner
„Geschichte der October-Revolution"
(Leipzig 1849, Kohler, kl. 8<>.) schreibt
von Schütte: „er war bald da, bald
dort zu sehen und schlüpfte^wie ein Aal
überall durch". Um die Mitte der April-
tage, 17. oder 18. April, verlautete es.
Schütte habe eine Vorladung zur
Polizei erhalten, sei dahin gegangen und
— seit dieser Zeit nicht gesehen worden.
Nun ging es erst los. Sofort begab sich
eine Deputation zu P i l l e r s d o r f ,
welche die Freigebung des Abenteurers
verlangte. Er war aber bereits aus Wien
ausgewiesen worden. Von Dresden auS
sandte er eine vom 1. Juni datirte, seine
Ausweisung betreffende Erklärung. AlS
die Wogen der Revolution höher gingen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Band 32
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schrötter-Schwicker
- Band
- 32
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon